Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn
Autoren: Im Namen der Liebe
Vom Netzwerk:
Zinsen«, fügte sie hinzu, bevor er es sagen konnte.
    »Gut.«
    »Auf der anderen Seite«, bemerkte
sie halb zu sich selbst, »müsste es doch einen Weg geben, meine Geschäfte abzuwickeln, ohne die Prewitts noch einmal treffen zu müssen. Ich könnte einen
Anwalt beauftragen und ...«
    »Noch besser«, fiel Percy ihr ins
Wort.
    Caroline seufzte hörbar verärgert
auf und verließ den Raum. Percy würde sich niemals ändern. Er war unhöflich,
selbstsüchtig und wenn auch er ein klein wenig netter war als sein Vater – nun,
selbst dann war er immer noch ein grober Klotz.
    Sie eilte über den dunklen Flur und
die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer. Komisch, dass ihre Vormünder ihr immer
Zimmer im Dachgeschoss zuwiesen. Oliver war sogar noch schlimmer gewesen als
die anderen, indem er sie in einen staubigen Raum mit niedriger Decke und
schrägen Wänden verbannt hatte. Falls er damit vorgehabt hatte, ihren Geist
zu brechen, dann hatte er versagt. Caroline liebte ihr gemütliches kleines
Zimmer. Es war näher am Himmel. Sie konnte den Regen auf dem Dach hören
und die Knospen an den Bäumen im Frühling sehen. Vögel nisteten vor ihrem
Fenster, und gelegentlich huschten sogar Eichhörnchen über ihre Fensterbank.
    Als sie ihre kostbarsten Besitztümer
in einer Tasche verstaut hatte, blieb sie stehen, um aus dem Fenster zu
blicken. Der Tag war wolkenlos gewesen, so dass der Nachthimmel bemerkenswert
klar war. Es schien irgendwie passend, dass heute Nacht Sterne zu sehen waren.
    Caroline besaß nur wenige
Erinnerungen an ihre Mutter, aber sie konnte sich daran entsinnen, in lauen
Sommernächten auf ihrem Schoß draußen gesessen und zu den Sternen
hinaufgesehen zu haben. »Sieh dir den an«, hatte Cassandra Trent geflüstert. »Ich
denke, das ist der hellste. Und dort drüben – kannst du den Großen Bären
erkennen?« Jedes Mal hatten ihre nächtlichen Ausflüge damit aufgehört, dass
Cassandra sagte: »Jeder Stern ist einzigartig. Wusstest du das? Ich weiß,
manchmal sehen sie alle gleich aus, aber jeder einzelne ist trotzdem etwas
Besonderes und unterscheidet sich von den anderen, genau wie du. Du bist ein
außergewöhnliches kleines Mädchen, etwas ganz Besonderes. Vergiss das nie!«
    Caroline war damals zu jung gewesen,
um zu begreifen, dass ihre Mutter todkrank war, aber heute noch war ihr das
letzte Geschenk ihrer Mutter teuer, denn gleichgültig, wie trostlos oder
verzweifelt ihr zu Mute war – und in den vergangenen zehn Jahren hatte sie oft
genug Grund gehabt, sich trostlos und verzweifelt zu fühlen – Sie brauchte nur
zum Himmel emporzusehen, und schon fühlte sie sich getröstet. Wenn ein Stem
funkelte, fühlte sie sich warm und sicher. Vielleicht nicht so warm und sicher
wie vor vielen Jahren das kleine Mädchen auf dem Schoß seiner Mutter, aber
wenigstens gaben die Sterne ihr Hoffnung. Wenn sie am Himmel ausharrten, dann
konnte sie, Caroline, das auch auf der Erde.
    Caroline sah sich ein letztes Mal prüfend in
ihrem Zimmer um, ob sie auch nichts vergessen hatte, warf noch ein paar Talgkerzen
in ihre Tasche, für den Fall, dass sie sie brauchte, dann eilte sie hinaus. Das
Haus lag still; allen Dienern war für die Nacht freigegeben worden, vermutlich,
damit niemand ihr zu Hilfe kommen konnte, wenn Percy sie angriff. Man konnte
sich darauf verlassen, dass Oliver Prewitt alles bedachte. Caroline war nur
überrascht, dass er noch nicht früher auf diese Taktik verfallen
war. Er musste gedacht haben, dass er sie dazu bringen konnte, Percy zu
heiraten, ohne auf Vergewaltigung zurückgreifen zu müssen. Jetzt, da ihr
einundzwanzigster Geburtstag gefährlich nahe war, griff er zu verzweifelten
Maßnahmen.
    So wie sie selbst. Wenn sie Percy
heiraten müsste, würde sie sterben. Es war ihr egal, wie melodramatisch das
klangt. Das Einzige, was noch schlimmer war, als die Tatsache, ihn jeden Tag
ihres restlichen Lebens sehen zu müssen, war, ihm jeden Tag ihres restlichen
Lebens zuhören zu müssen.
    Als sie auf dem Weg zur Haustür die
Halle durchquerte, fiel ihr Blick auf Olivers neuen Kerzenleuchter, der auf dem
Konsoltischchen thronte. Die ganze vergangene Woche hatte er nur von dem Stück
gesprochen. Aus Sterlingsilber, hatte er gesagt. Feinste Verarbeitung. Caroline
runzelte verärgert die Stirn. Bevor er zu ihrem Vormund bestimmt worden war,
hatte sich Oliver Prewitt keinen silbernen Kerzenleuchter leisten können.
    Es war eine Ironie des Schicksals,
wirklich. Sie hätte ihr Vermögen frohen Herzens geteilt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher