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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn
Autoren: Im Namen der Liebe
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Prewitt
übertragen hatten, Niles' Vetter zweiten Grades. Archibald war ein lüsterner
Mann, der für Carolines Geschmack sein Mündel viel zu attraktiv fand. Zu jener
Zeit hatte sie sich angewöhnt, stets eine Waffe bei sich zu tragen. Archibald
jedoch hatte ein schwaches Herz, und so musste Caroline nur sechs Monate bei
ihm verbringen, bevor sie an seiner Beerdigung teilnahm und zu Albert,
Archibalds jüngerem Bruder, geschickt wurde.
    Albert trank zu viel und benutzte
aus nichtigem Anlass seine Fäuste, was dazu führte, dass Caroline lernte,
schnell zu rennen und sich gut zu verstecken. Archibald hatte vielleicht
versucht, sie bei jeder Gelegenheit zu begrapschen, aber Albert war ein
gemeiner Säufer, und wenn er sie schlug, dann tat es weh. Sie war auch
sehr gut darin geworden, Alkohol in seinem Atem quer durch einen Raum hinweg zu
riechen. Albert erhob nie seine Hand gegen sie, wenn er nüchtern war.
    Aber unglücklicherweise war Albert
nur selten nüchtern, und während eines seiner Wutanfälle im Rausch hatte er
sein Pferd so fest getreten, dass es zurücktrat. Ihm genau an den Kopf. Da
hatte Caroline sich schon so daran gewöhnt, weitergereicht zu werden, dass
sie, sobald der Arzt das Laken über Alberts Gesicht gezogen hatte, ihre Tasche
packen ging und darauf wartete, dass die Gerichte entschieden, wohin sie als
Nächstes geschickt werden sollte.
    Schon bald darauf fand sie sich im
Haushalt von Alberts jüngerem Bruder Oliver und dessen Sohn wieder, dem im
Moment blutenden Percy. Auf den ersten Blick hatte Oliver wie der Beste in
seiner Familie ausgesehen, aber Caroline hatte rasch begriffen, dass Oliver
nichts so sehr am Herzen lag wie Geld. Sobald er erfahren hatte, dass sein
Mündel ein beträchtliches Vermögen besaß, hatte er beschlossen, dass Caroline –
und ihr Geld – seinem Zugriff nicht wieder entkommen dürften. Percy war nur
ein paar Jahre älter als Caroline, weshalb Oliver verkündete, dass sie
heiraten würden. Keine der beiden Parteien des zukünftigen Ehepaares war von
diesem Plan angetan, und sie sagten das auch, aber Oliver beachtete ihre
Einwände nicht. Er setzte Percy so lange unter Druck, bis der nachgab; dann
machte er sich daran, Caroline davon zu überzeugen, eine Prewitt zu werden.
    Olivers Überzeugungsarbeit bestand
darin, sie anzubrüllen, sie zu ohrfeigen, sie ohne Essen auf ihr Zimmer zu
sperren und schließlich Percy aufzutragen, ihr ein Kind zu machen, so dass sie
ihn heiraten musste.
    »Lieber ziehe ich einen Bastard auf
als einen Prewitt«, murmelte Caroline leise.
    »Was war das?« fragte Percy.
    »Nichts.«
    »Du wirst von hier fortgehen müssen,
weißt du«, sagte er, plötzlich das Thema wechselnd.
    »Glaub mir, das habe ich auch schon
begriffen.«
    »Vater hat gesagt, wenn ich es nicht
schaffe, dir ein Kind zu machen, dann würde er selbst sich darum kümmern.«
    Caroline musste sich beinahe
übergeben. »Wie bitte?« erkundigte sie sich mit ungewohnt schwacher Stimme.
Sogar Percy war Oliver Prewitt vorzuziehen.
    »Ich weiß nicht, wo du hingehen
kannst, aber du musst bis zu deinem einundzwanzigsten Geburtstag verschwinden,
in ... wann? Bald, denke ich.«
    »In sechs Wochen«, antwortete
Caroline tonlos. »In genau sechs Wochen.«
    »Kannst du das?«
    »Mich verstecken?«
    Percy nickte.
    »Das werde ich wohl müssen, oder?
Doch ich brauche Geld. Zwar habe ich noch etwas von meinem Nadelgeld, aber an
mein Erbe komme ich vor meinem Geburtstag nicht heran.«
    Als Caroline das Tuch von seiner
Schulter zog, zuckte Percy zusammen. »Ich kann dir etwas geben«, sagte er.
    »Ich zahle es dir zurück. Mit
Zinsen!«
    »Gut. Du musst heute Nacht von hier
fort.«
    Caroline sah sich im Zimmer um. »Aber
wie es hier aussieht ... Wir müssen das Blut aufwischen.«
    »Nein, lass es. Besser, ich habe
dich laufen lassen, weil du mich angeschossen hast, als weil ich alles
verpfuscht habe.«
    »Irgendwann wirst du dich einmal
gegen deinen Vater behaupten müssen.«
    »Das wird einfacher, wenn du nicht
mehr da bist. In der übernächsten Stadt gibt es ein wirklich nettes Mädchen,
dem ich gerne den Hof machen würde. Emily ist ruhig und folgsam und nicht
annähernd so dürr wie du.«
    Augenblicklich erwachte in Caroline
Mitleid mit dem armen Mädchen. »Ich hoffe, alles wird gut mit euch beiden«,
log sie.
    »Nein, das tust du nicht, aber das
ist egal. Es ist wirklich vollkommen belanglos, was du denkst, solange du nur
fort bist.«
    »Weißt du, Percy, das sind genau
meine Gefühle
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