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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn
Autoren: Im Namen der Liebe
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nach vorne, »versteckt sich zwischen diesen Bäumen.«
    »Vielleicht sollten wir ihn auf
unsere Anwesenheit aufmerksam machen?« schlug sie hoffnungsvoll vor.
    »Oh, sicher werden wir seine
Aufmerksamkeit erregen. Mach dir deswegen keine Sorgen.« Oliver Prewitt brachte
das Gig mit einem heftigen Zerren an den Zügeln zum Stehen, riss das Seil,
mit dem sie festgebunden war, los und stieß Caroline zu Boden. Sie landete hart
auf der Seite, bekam Erde und Gras in den Mund und musste husten. Sie hob den
Kopf, nur um mit anzusehen, wie ihr ehemaliger Vormund eine Pistole hervorzog.
    »Oliver ...«
    Er zielte mit der Waffe auf ihren
Kopf.
    Sie schloss den Mund.
    Er deutete mit seinem Kopf nach
links. »Dort entlang.«
    »Aber da sind nur die Klippen!«
    »Da ist ein Weg. Folge ihm.«
    Caroline schaute genauer hin. Ein
schmaler Pfad war grob in die steil abfallenden Felsen gehauen worden. Er
führte im Zickzack zum Strand hinab, und es brauchte nicht mehr als einen
kräftigen Windstoß, um Kiesel und kleinere Felsbrocken den Abhang
herunterkullern zu lassen. Der Pfad wirkte nicht sonderlich sicher, aber
dennoch wesentlich einladender als die Aussicht, von einer Kugel aus der
Waffe Oliver Prewitts getroffen zu werden. Sie entschied, seinen Anweisungen zu
folgen.
    »Sie müssen meine Fesseln lösen«,
sagte sie. »Damit ich mich festhalten kann.«
    Er betrachtete sie finster, dann gab
er nach, leise vor sich hinmurmelnd: »Tot nützt du mir nichts.«
    Sie holte Luft, um erleichtert
aufzuatmen.
    »Noch nicht.«
    Ihr Magen zog sich zusammen.
    Er entfernte ihre Fesseln und stieß
sie vor sich zu dem Klippenpfad, während er laut mutmaßte: »Eigentlich könntest du dich als Witwe sogar als äußerst nützlich erweisen.«
    Dieses Mal hob sich ihr Magen, aber
sie schluckte die bittere Galle wieder hinunter und musste unwillkürlich
husten. Ihr Herz mochte in ihrer Brust rasen, ihre Gefühle mochten über bloßes
Entsetzen weit hinausgehen, aber für Blake musste sie stark bleiben. Sie
machte den ersten Schritt auf dem Pfad und begann ihren Abstieg.
    »Versuche keine Spielchen«, sagte
Oliver hinter ihr. »Es wäre klug von dir, wenn du nicht
vergäßest, dass ich mit einer Pistole auf deinen Rücken ziele.«
    »Das vergesse ich bestimmt nicht so
leicht«, antwortete sie knapp und tastete mit ihrer Fußspitze den Untergrund vor ihr nach losen Steinen ab. Verflixt, war der Weg nachts trügerisch.
Sie hatte schon ähnliche Klippenpfade tagsüber benutzt, aber das Sonnenlicht
war ein mächtiger Verbündeter.
    Ihr Peiniger bohrte ihr den Lauf
seiner Waffe in den Rücken. »Schneller.«
    Caroline musste wild mit den Armen
rudern, um ihr Gleichgewicht nicht zu verlieren. Als sie sicher sein konnte,
dass sie nicht zu Tode stürzen würde, fuhr sie ihn an: »Ich dachte, ich wäre
Ihnen mit gebrochenem Hals zu nichts mehr nütze. Und eines können Sie mir
glauben: Wenn ich merke, dass ich falle, dann ist das Erste, was ich tun werde,
nach Ihrem Bein zu greifen.«
    Darauf erwiderte er nichts, ließ sie
aber ihren Weg unbehelligt nach unten fortsetzen.
    »Ich bringe sie um«, verkündete Blake mit
leiser Stimme.
    »Entschuldige bitte, aber dafür
wirst du sie erst retten müssen«, erinnerte James ihn. »Und vielleicht willst
du dir doch lieber deine Kugeln für Prewitt aufheben.«
    Blake warf ihm einen Blick zu, der
bar jeder Belustigung war. »Ich werde sie, verflucht noch einmal, ganz bestimmt
an den Bettpfosten fesseln.«
    »Das hast du doch schon einmal
ausprobiert.«
    Blake wirbelte herum. »Wie kannst du
nur dastehen und verdammte Witzchen machen?« verlangte er zu wissen. »Er hat
meine Frau in seiner Gewalt. Meine Frau!«
    »Und was, bitte sehr, nützt es dir,
wenn du dir die verschiedenen Bestrafungsmöglichkeiten, die sie erwarten,
aufsagst? Wie soll das sie retten?«
    »Ich habe ihr unmissverständlich
klargemacht, dass sie zu Hause bleiben soll«, bemerkte Blake verärgert. »Sie
hat versprochen, Seacrest Manor nicht zu verlassen.«
    »Vielleicht hat sie auf dich gehört,
vielleicht auch nicht. Das ist unerheblich, denn es ändert kein Iota an unserer
augenblicklichen Lage.«
    Blake wandte sich zu seinem besten
Freund um, und seine Miene zeigte eine seltsame Mischung aus Furcht und Bedauern. »Wir müssen sie retten. Es ist mir egal, ob Prewitt uns entkommt. Es ist mir völlig egal, ob
diese ganze verfluchte Mission den Bach runtergeht. Wir ...«
    James legte Blake tröstend die Hand
auf den Arm. »Ich weiß.«
    Blake bedeutete
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