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JULIA FESTIVAL EXTRA Band 03

JULIA FESTIVAL EXTRA Band 03

Titel: JULIA FESTIVAL EXTRA Band 03
Autoren: Emma Darcy , Lucy Gordon , Emma Richmond
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Sonia ausgenommen, die sich nichts befehlen lassen wollte. Giovanna ging selbstverständlich davon aus, dass sie das Regiment führte. Die anderen hielten das für ganz natürlich und nahmen ihre Herrschsucht mit Humor. Sonia hingegen, die ihr eigenes Leben lebte, seit sie sechzehn war, wehrte sich gegen die Bevormundung.
    Und nun war Giovannas unermüdliches Herz am Ende. Es klang wie der Weltuntergang.
    „Du meinst, sie stirbt?“, fragte sie.
    „Ich weiß es nicht. Aber ich habe sie noch nie so müde gesehen. So, als hätte sie überhaupt keine Kraft mehr zum Kämpfen.“
    „Deine Mutter – ohne Kampfesmut?“
    „Ja“, sagte er bedrückt. „Ich kann mich an so etwas bei ihr überhaupt nicht erinnern. Nun liegt sie einfach da und will nur noch dich sehen, mehr nicht.“
    „Warum? Sie hat mich nie gemocht.“
    „Du sie auch nicht.“
    „Sie wollte nie, dass ich sie mag. Ach, hören wir auf, was sollen wir uns wieder streiten?“
    „Das haben wir in der Vergangenheit oft genug getan, oder?“
    „Und es hat uns nie weitergebracht.“
    Ihr Rededuell hatte sie über die ersten verlegenen Minuten hinweggerettet, aber nun, nach der ersten Runde, beäugten sie sich vorsichtig.
    Er hatte in den letzten sechs Monaten ein wenig an Gewicht zugelegt, und der müde Ausdruck in den Augen war neu. Es tat ihr weh, ihn zu sehen. Seine Augen waren immer voller Schalk und Humor gewesen, voller Lebensfreude.
    Jetzt verbarg sich die Sonne hinter grauen Wolken.
    „Wo ist Giovanna?“, fragte Sonia.
    „Im Krankenhaus von San Domenico. Es ist nicht weit von hier.“
    In einer anderen Stadt wären sie mit dem Auto gefahren, aber hier gab es keine, also gingen sie zu Fuß.
    Sonia zog ihren Mantel höher. Es fröstelte sie. Dichter Nebel zog auf, und in den dunklen Seitengassen konnte man, bis auf die bunten Lichterketten über ihnen und das Lampenlicht in den Fenstern, kaum etwas sehen. Passanten kamen ihnen entgegen oder überholten sie, viele lächelten. Es war Weihnachten, und trotz des düsteren Wetters war allen Venezianern nach Feiern zumute.
    Sie bogen um die nächste Ecke und befanden sich neben einem schmalen Kanal. Hier waren sie weit und breit allein. Es herrschte geisterhafte Dunkelheit.
    Plötzlich wurde Sonia bewusst, welche Richtung sie einschlugen. „Nicht hier entlang“, sagte sie scharf.
    „Das ist der kürzeste Weg zum Krankenhaus.“
    Sie kamen um die nächste Ecke, und vor ihr lag wieder ein erinnerungsträchtiger Ort: Ristorante Giminola. Nichts hatte sich seit damals verändert. Francesco registrierte ihren Gesichtsausdruck.
    „Dann bist du doch nicht so hartherzig, wie du mich glauben lassen möchtest“, bemerkte er.
    Wenn du wüsstest, wie weit ich davon entfernt bin, dachte sie wehmütig. Sie hätte nicht zurückkommen sollen. Es schmerzte zu sehr. Sonia holte tief Luft. Nicht schwach werden. Sie schaffte es, nonchalant mit den Schultern zu zucken.
    „Wie du sagtest, es ist der kürzeste Weg zum Krankenhaus. Lass uns weitergehen.“
    Aber sie marschierte an dem Restaurant vorbei, ohne einen einzigen Blick hineinzuwerfen. Sie wollte nicht an den Abend erinnert werden, der ihr Leben verändert hatte. Vor zweieinhalb Jahren war in diesem Lokal der Funke zwischen ihnen übergesprungen. Ein Funke, der ein Feuerwerk aus Verliebtheit, Glück und Lachen entzündete. Heute erschien es ihr wie aus einer anderen Welt, wo die Sonne geleuchtet hatte und alles möglich gewesen war.

    Wie Francesco vorausgesagt hatte, saß das weiße Kleid perfekt. Für den passenden Schmuck, eine Halskette aus silbergefassten Türkisen, hatte sie sich erst nach drei verschiedenen Versuchen entscheiden können.
    Als das erledigt war, stellte sich gleich die nächste Frage. Ihr Haar war hellbraun und fiel ihr wellig bis auf den Rücken. Sollte sie es hochstecken oder offen tragen? Aber heute Nachmittag hatte er es schon offen gesehen. Allerdings, ihre Haare hatte er sich nicht angesehen, wie sie sich mit einem Lächeln erinnerte. Also, hochstecken.
    Sie musterte ihr Gesicht sorgfältig im Spiegel. Drei Tagen vor ihrem sechzehnten Geburtstag hatte sie damit begonnen, sich ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen, ohne eine Familie im Hintergrund, die ihr Unterstützung anbot oder sie in ihren Lebensentscheidungen zu beeinflussen suchte. Sie hatte gelernt, durch ein geschicktes Make-up ihre natürlichen Vorzüge noch zu betonen. Die zarte reine Haut, die ebenmäßigen Gesichtszüge und die großen, ausdrucksvollen blauen Augen.
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