Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
JULIA FESTIVAL Band 76

JULIA FESTIVAL Band 76

Titel: JULIA FESTIVAL Band 76
Autoren: Susan Mallery
Vom Netzwerk:
abzubringen.“ Er trat einen Schritt zurück und gab den Kühlschrank frei. „Bedienen Sie sich.“
    Zwanzig Minuten später saßen sie sich am Tisch gegenüber. Rebecca nippte nur an ihrem Wein, aus Angst, sonst etwas Dummes zu sagen. Sie mochte gar nicht daran denken, was alles passieren konnte, wenn sie beschwipst war!
    Sie musste sich zwingen, sich auf die Unterhaltung zu konzentrieren und sich nicht in Austins Anblick zu verlieren. Im Kerzenlicht schimmerte seine Brust in einem warmen Goldton, und sie fand es schwer, ihn nicht anzustarren.
    Er schenkte ihr Wein nach. „Warum kümmern Sie sich um anderer Leute Kinder, statt eigene in die Welt zu setzen?“
    „Wie kommen Sie darauf, dass ich überhaupt Kinder will?“
    Er schob seine Augenbraue hoch. Sie würde viel darum geben, wenn sie wüsste, wie er das machte.
    „Weil Sie genau der Typ dafür sind“, sagte er. „Erzählen Sie mir nicht, dass Sie nicht gern eine Familie hätten.“
    „Nein.“ Sie legte ihre Gabel ab. „Es hat sich nur einfach noch nicht ergeben.“
    „Immer noch auf der Suche nach dem Mann fürs Leben?“
    Sie sah ihn an. „Ich hatte ihn schon gefunden, aber er ist gestorben.“
    Austin hatte gerade trinken wollen, aber jetzt stellte er sein Glas ab. „Das tut mir leid.“
    „Es ist lange her, und ich bin darüber hinweg. Wayne war ganz anders als Sie.“
    „Das wundert mich nicht.“ Wie er das meinte, war an seinem Gesichtsausdruck nicht abzulesen.
    „Das sollte nicht abwertend sein.“
    „Das habe ich auch nicht angenommen.“
    Sie war nicht sicher, ob er sich nicht doch ärgerte. „Wayne und ich haben uns im College kennengelernt. Drei Monate vor dem Hochzeitstermin verunglückte er mit dem Auto. Ein Jahr später starb er, und eineinhalb Jahre danach bin ich nach Glenwood gezogen.“
    „Es muss schwer für Sie gewesen sein.“
    Zu ihrer eigenen Überraschung hatte sie das Gefühl, dass er ehrlich war. „Ja. Aber jetzt tut es nicht mehr so weh.“
    Sie dachte wieder an Waynes Gesicht, als er erfuhr, dass er nie wieder würde laufen, nie wieder würde Sport treiben können. Und sie dachte an seinen Schmerz, als ihm der Arzt beigebracht hatte, dass er kein „Mann“, mehr war. Sie hätte ihn trotzdem geheiratet, aber er hatte sie nicht mit einem „Krüppel“, belasten wollen. Dabei hatte seine Stimme so bitter geklungen, dass sie das Thema nie wieder angesprochen hatte. Er hatte es nie gesagt, aber sie wusste, dass er ihr die Schuld daran gab, dass er die körperliche Liebe nie kennengelernt hatte.
    Und er hatte ja recht. Sie hatte immer warten wollen bis zur Hochzeit. Bis es zu spät war. Alle die Jahre, die sie mit ihm zusammen gewesen war, hatte sie ihre Jungfräulichkeit bewahrt, um sie ihrem Mann in der Hochzeitsnacht zum Geschenk zu machen. Als Wayne starb, hasste er sie dafür. Sie konnte es ihm nicht verdenken. Und jetzt, mit neunundzwanzig Jahren, war es nur noch lächerlich, dass sie sich „aufbewahrt“ hatte. Jetzt wollte sie es einfach nur hinter sich bringen.
    „Rebecca?“
    „Hm?“ Sie sah auf mitten in Austins graue Augen und blinzelte. „Entschuldigen Sie. Ich habe gerade an etwas anderes gedacht.“
    „An Wayne?“
    Sie seufzte. „Ja. Ich wollte ihm so gern alles erklären, aber er wollte mir nicht zuhören. Und ich kann es ihm nicht einmal vorwerfen. Es war meine Schuld.“
    Sie unterbrach sich, als ihr klar wurde, dass Austin keine Ahnung hatte, wovon sie sprach. Aber sollte sie sagen: Ich bin mit neunundzwanzig noch Jungfrau, und ich bin es leid? Könnten Sie mir nicht weiterhelfen?
    Eigentlich sollte sie sich schämen, dass sie so etwas überhaupt dachte. Aber sie schämte sich nicht. Und das konnte nur bedeuten, dass sie in größeren Schwierigkeiten war, als sie geahnt hatte.
    Sie wusste nicht, wie lange sie geschwiegen hatte, aber auf einmal wurde ihr die Spannung im Raum bewusst. Es war ein Vibrieren, das tief in ihrem Inneren ein Echo fand und ihren Puls beschleunigte.
    Austin beobachtete sie. Im Licht der Kerzen wirkten seine grauen Augen unergründlich. Bartstoppeln bedeckten Wangen und Kinn und verliehen ihm ein dämonisches, fast unheimliches Aussehen. Sein goldener Ohrring leuchtete auf, und wieder musste Rebecca an Piraten, geraubte Küsse und verbotene Liebe denken.
    Sie bekam mit einem Mal kaum Luft. Vielleicht hatte sie zu intensiv an Wayne gedacht. Oder es hatte einfach mit ihrer Erschöpfung zu tun. Seit dem Brand hatte sie keine Nacht mehr richtig geschlafen. Sie konnte es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher