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Julia Extra Band 0350

Julia Extra Band 0350

Titel: Julia Extra Band 0350
Autoren: P Jordan
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Konzentrier dich auf etwas anderes, ermahnte sie sich verzweifelt. Denk an die Zukunft, nicht an die Vergangenheit.
    Sie schwankte. Sofort griff er nach ihrem Ellbogen, um sie zu stützen. Ihr Verstand wusste, dass er ihr nur helfen wollte, doch ihr Körper reagierte instinktiv.
    „Fassen Sie mich nicht an!“ Es war ein Aufschrei, der tief aus ihrem Innern kam. Mit der freien Hand versuchte sie, seine Finger von sich zu schieben, aber er zog sie nur noch näher an sich.
    Sie wartete darauf, dass die Welle von Übelkeit und Angst über ihr zusammenschlug. Zu ihrem Erstaunen jedoch blieb sie aus. Stattdessen spürte sie die Präsenz dieses Mannes. Das Gefühl war Lily so fremd, dass sie stocksteif stehen blieb.
    Woran lag es nur, dass sein Duft, eine Mischung aus dezentem Aftershave und Mann, sie so erregte? Sie aufforderte, sich enger an ihn zu schmiegen, statt vor ihm zu fliehen? Wie konnte es sein, dass sich sein Körper, an ihren gepresst, so gut und richtig anfühlte? Sie kam sich vor, als wäre sie in eine fremde Welt getreten, in der alles kopfstand und nichts mehr so war, wie sie es kannte – wie Alice im Wunderland. Verwirrt starrte sie auf ihre Hand, die sich wie von allein auf seine Brust gelegt hatte. Ihre Haut stach hell von dem dunklen Anzugstoff ab.
    Nur Sekunden waren vergangen, doch sie empfand es als Ewigkeit. Zu ihrer Verwirrung kam das drängende Bedürfnis nach Abstand. Sie konnte diesen engen Kontakt zu ihm, konnte seinen Griff nicht mehr ertragen. Nicht, weil sie Angst vor ihm hatte, sondern vor dem Gefühlschaos, das er in ihr auslöste.
    In seinem Blick lag der Ausdruck wütenden Unglaubens, als würde er nicht verstehen, was hier vor sich ging.
    „Lassen Sie mich los.“
    Bei ihren Worten wich der verwirrte Ausdruck von seinem Gesicht, stattdessen zeigte es nun blanke Verärgerung. Ärger war viel besser. Ärger bedeutete, dass sie Gegner waren. Allerdings vermutete Lily, dass er, wer immer er auch sein mochte, nur selten negative Reaktionen von Frauen erhielt. Seine Augen glühten wie flüssiges Gold, und mit seinem durchdringenden Blick setzte er ein verräterisches Beben in Lily in Gang. War das etwa körperliches Verlangen? Bei ihr? Ausgelöst durch einen Fremden, der seine Verachtung für sie bereits überdeutlich gemacht hatte? Wie konnte er eine solch intensive Wirkung auf sie haben, dass sie sogar vergaß, ihm zu sagen, wie falsch er mit seinem Urteil über sie lag?
    Abrupt ließ er sie los, drehte sich um und eilte die Treppe hinunter, zwei Stufen auf einmal nehmend. Lily rang um Luft. Mit zitternden Fingern öffnete sie die Tür und trat zurück ins Studio.
    Sie war in Sicherheit. Nur … sie fühlte sich nicht sicher, ganz im Gegenteil. Innerhalb von Sekunden hatte dieser Mann die Barrieren eingerissen, die sie um sich aufgebaut hatte. Wie hatte das passieren können? So abrupt? Mit solcher Wucht? So … völlig inakzeptabel?
    Sie wusste es nicht, und sie wollte es auch gar nicht wissen. Am besten ignorierte sie es einfach.
    Benommen machte sie sich wieder an ihre Arbeit. Eine neugierige Frage der Visagistin wehrte sie mit einer unverbindlichen Antwort ab. Ihre Hände zitterten leicht, als sie die Kamera neu einstellte.
    Eine ihrer ersten Erinnerungen war das Gefühl von Sicherheit, das eine Kamera ihr verliehen hatte, als sie im Studio ihres Vaters spielte. Weil die Eltern zu sehr mit dem eigenen Leben beschäftigt gewesen waren, war Lily als Kind oft sich selbst überlassen gewesen. Die Kamera war immer ihr Zaubermantel gewesen, hinter dem sie sich verstecken konnte und der sie beschützte. Doch heute funktionierte der Zauber nicht. Sie hielt das Auge an die Linse, aber sie sah nicht das Model, sondern das attraktive Gesicht des Mannes, der ihre Schutzbarrieren eingerissen hatte.
    Sie blinzelte. Im Grunde war nichts Weltbewegendes passiert. Sie mochte sich fühlen, als wäre sie in ein Gewitter geraten, doch das hatte sich jetzt verzogen. Sie war in Sicherheit.
    War sie das wirklich? Oder wollte sie es nur unbedingt glauben?
    Ihr Handy piepte und sagte ihr, dass sie eine SMS erhalten hatte. Automatisch griff sie nach dem kleinen Gerät. Die Nachricht stammte von Rick. Angeblich hatte sich eine großartige Möglichkeit ergeben, er war auf dem Weg nach New York. Und dann hatte er noch angefügt: Hab Studio in deinem Namen gebucht. Übernimmst du die Rechnung?
    Lily strich sich das Haar aus dem Gesicht. Es war Zeit, sich wieder auf die Wirklichkeit zu konzentrieren. Ihr Leben,
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