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Julia Extra Band 0325

Julia Extra Band 0325

Titel: Julia Extra Band 0325
Autoren: Sharon Kendrick , Brenda Jackson , Jackie Braun , Stacy Connelly
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der er vor aller Welt seine Abdankung bekannt gab.
    Er schluckte die Emotionen hinunter, die ihm in die Kehle steigen wollten, und schritt auf das große Fenster zu. Vor ihm breiteten sich die Palastgärten aus. Rosen und Orangenbäume, Statuen und muntere Springbrunnen und dahinter die endlose Weite des Meeres.
    Von Kindheitsbeinen an war ihm dieser Blick vertraut, seit sein Vater ihn für die Übernahme der Regentschaft erzogen hatte. Im Palastarchiv gab es sogar Fotos von ihm, wie er als Kleinkind unter dem Schreibtisch seines Vaters saß und spielte, während der alte Fürst Staatsverträge unterzeichnete.
    Dann war seine Mutter an einer Hirnblutung gestorben, und der Vater hatte noch mehr Zeit und Energie darauf verwandt, seinen Erstgeborenen in die Pflichten eines zukünftigen Herrschers einzuführen.
    Oft ahnte Cristiano, dass sein Bruder Xaviero sich ausgeschlossen fühlte. Xaviero hatte nicht nur die Mutter verloren, sondern nun auch indirekt seinen Vater. In den damaligen Zeiten erlaubte sich der Hochadel nicht, Trauer zu zeigen, geschweige denn darüber zu sprechen, und so hatten beide Jungen eine einsame Kindheit durchlebt.
    Cristiano hatte sein Schicksal nie infrage gestellt, im Gegenteil. Mit Schwung und Energie hatte er die notwendigen Modernisierungen seines geliebten Landes in Angriff genommen und Reformen auf Zaffirinthos durchgeführt. Unter seiner Regentschaft war die Insel im Mittelmeer aufgeblüht. Doch mit dem Erfolg kam auch die Erkenntnis, dass er kein eigenes Leben mehr besaß, sondern nur noch für das Fürstentum lebte.
    Es gab allerdings noch einen zweiten Grund für seinen Verzicht auf den Thron. Der Reitunfall hatte einen begrenzten, dennoch eindeutigen Gedächtnisverlust zurückgelassen. Niemand wusste davon, nicht einmal seine Ärzte, ein Landesfürst durfte nach Cristianos Ansicht keine Schwäche zeigen. Und so fühlte er sich abwechselnd schuldig, weil er seine gesamte Umgebung täuschte, oder aber über alle Maßen frustriert und wütend, weil es ihm nicht gelang, sich zu erinnern.
    Es gab allerdings eine Lösung, eine erschreckend einfache Lösung. Der Zeitpunkt war gekommen, die Regentschaft dem Bruder zu überlassen, der schon lange mit dem Thron liebäugelte und zudem schon den Erben mitbrachte. Xaviero sollte Herrscher werden, und für Cristiano wurde es Zeit zu gehen.
    Heute Abend würde er die offizielle Ankündigung machen.
    Nach einem Blick auf die Uhr suchte Cristiano die Unterlagen zusammen, ging dann in seine Privatgemächer, zog sich aus und stellte sich unter die Dusche.
    Während er sich unter dem prasselnden Wasserstrahl einseifte, tauchte plötzlich das Gesicht der Engländerin vor seinem geistigen Auge auf. Sein Körper reagierte auf eindeutige Weise, wie schon vorhin, als er den sanften Duft von Flieder und ihre schimmernden Lippen wahrgenommen hatte. Verärgert drehte er das eiskalte Wasser auf, damit der Strahl das jähe Verlangen abkühlen sollte.
    Erfrischt und gefasst, in einen formellen dunklen Anzug gekleidet, in dessen Jackett das Blatt mit der vorbereiteten Rede steckte, betrat Cristiano zusammen mit seinem Gefolge und von Fanfarenklängen begleitet um Punkt acht Uhr den Ballsaal. Applaus brandete auf, der betäubende Duft von Parfüm, Blumengestecken und Hunderten von flackernden Kerzen hing schwer in der Luft.
    Alle Augen lagen auf ihm. Die weiblichen Gäste hatten sich mit edlen Roben und Juwelen herausgeputzt, um sich im vorteilhaftesten Licht dem Regenten zu präsentieren. Und selbst für eine verheiratete Frau gab es keine größere Ehre und Genugtuung, als ein wohlwollendes Nicken vom Herrscher von Zaffirinthos. Und sicherlich waren viele darunter, die ihm auf einen einzigen Fingerzeig hin mehr als nur ein strahlendes Lächeln gewähren würden.
    Doch eines Augenpaares war Cristiano sich besonders bewusst. Ein Paar grüner Augen, die sich regelrecht in ihn bohrten – die Augen der Engländerin, die vorhin in sein Arbeitszimmer gekommen war. Durch den Saal schaute sie zu ihm hin, mit einem Ausdruck auf dem Gesicht, den er zuvor noch nicht gesehen hatte. Und immerhin reizvoll genug, dass er für einen Moment vergaß, welches Damoklesschwert über ihm hing.
    Mit ihren Fanfaren kündigten die Herolde jetzt die Ankunft des Infanten an, und allgemeiner Jubel erhob sich im Ballsaal. Cristiano fiel auf, dass das grüne Augenpaar der Engländerin allein auf ihm lag, während alle anderen Anwesenden die Hälse reckten, um einen Blick auf das Baby zu
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