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Julia Extra Band 0325

Julia Extra Band 0325

Titel: Julia Extra Band 0325
Autoren: Sharon Kendrick , Brenda Jackson , Jackie Braun , Stacy Connelly
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    Dem Fürsten, der Vater ihres Sohnes war.
    Wohl zum hundertsten Male richtete sie sich das lange dichte Haar und hoffte, dass sie besser aussah, als sie sich fühlte. Denn sie wollte den bestmöglichen Eindruck machen. Cristiano sollte sehen, dass sie etwas wert war – dass sie es wert war, die Mutter seines Kindes zu sein.
    Mit feuchten Handflächen strich sie sich das neu erstandene Leinenkleid glatt. „Wie sehe ich aus?“, fragte sie Stephen nervös.
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder auf das Clipboard in seinen Händen konzentrierte. „Gut. Dir ist schon klar, dass er nicht einmal bemerken wird, was du anhast, oder? Das tun Aristokraten nie. Wir sind angeheuert worden, gehören somit zur Dienerschaft – sozusagen zum Inventar. Und damit haben wir ungefähr den gleichen Status wie die Tapete an der Wand.“
    „Tapete, also“, wiederholte sie tonlos.
    „Richtig, Tapete. Wir gehören zum Hintergrund, zur Umgebung. Von dir will er nur knappe Informationen für den heutigen Ball. Den genauen Ablauf habe ich ihm schon unterbreitet, aber da du die Blumenarrangements und das Orchester organisiert hast, will er mit dir persönlich sprechen. Aus Höflichkeit, um dir zu danken. Also, denk dran – halte es kurz und bündig, und rede nur, wenn du gefragt wirst.“
    „Das ist mir klar.“ Sie hielt inne. „Ich bin dem Fürsten schon einmal begegnet.“
    Stephen sah mit gerunzelter Stirn auf. „Wann?“
    Warum hatte sie das jetzt gesagt? Etwa, um den Weg für die Verwirklichung des Traumes zu ebnen, den sie schon so lange träumte? Nämlich, dass Cristiano ohne Zögern Ben als seinen Sohn und Erben anerkennen würde. Damit sie endlich stolz den Namen von Bens Vater preisgeben konnte, anstatt bei der Frage verlegen an der Lippe zu kauen und zu antworten, dass sie lieber nicht darüber sprechen würde.
    Das Problem war nur, ein solches Traumszenario war eben nicht mehr als das – ein Traum. Der Fürst würde alles andere als begeistert sein, wenn sie die Bombe platzen ließ, vor allem, da die Frau seines jüngeren Bruders gerade erst einen Sohn zur Welt gebracht hatte. Die internationale Presse hatte die Geburt des Erben auf den Thron des märchenhaft schönen Fürstentums im Mittelmeer gefeiert. Nur wusste Melissa, dass es so nicht stimmte. Denn Ben war der wahre Thronerbe.
    Sie räusperte sich. „Damals bei der Ausstellung von Zaffirinthos’ Schätzen in London. Cristiano kam zu der Feier am Abend. Erinnerst du dich nicht?“
    „Sicher erinnere ich mich. Du hast damals mitgeholfen, Kanapees anzubieten. Aber Mel, mal ehrlich … ich bezweifle, dass du mehr zu ihm gesagt hast als: ‚Noch ein Hors d’œuvre, Hoheit?‘ Meinst du, daran erinnert er sich noch?“
    Melissa lächelte nur nervös. Natürlich war es ihrem Chef nicht aufgefallen. Zwischen der Assistentin des Eventplaners und dem illustren Ehrengast hatte es weder Augenkontakt noch sonstige Anzeichen gegeben, die bei irgendjemandem Vermutungen heraufbeschworen hätten.
    Doch wie würde Stephen wohl reagieren, wüsste er, was der Fürst am nächsten Abend zu ihr gesagt hatte, als sie sich kalt und ausgebrannt gefühlt und sich nach menschlicher Wärme und Trost gesehnt hatte? Sinngemäß etwas in der Richtung, welches Verbrechen es sei, dass sie Unterwäsche trug … und dann hatte der Fürst begonnen, ihr die Unterwäsche auszuziehen, begleitet von heißen, leidenschaftlichen Küssen, die jeden möglichen Widerstand sinnlos erscheinen ließen.
    Offensichtlich ahnte Stephen nicht einmal, dass sie eine Liebesnacht mit dem Regenten des reichen Inselfürstentums erlebt hatte. Dass Fürst Cristiano Bens Vater war. Aber, um genau zu sein, ihre Tante in England, die sich im Moment um Ben kümmerte, wusste es ebenso wenig. Niemand wusste es, nicht einmal Cristiano selbst. Ein schmerzliches Geheimnis, das sie bisher für sich behalten hatte. Aber schon bald würde sie endlich von dieser Last befreit sein.
    „Und man ist natürlich noch immer um die Gesundheit des Fürsten besorgt“, sagte Stephen jetzt.
    Melissa verspannte sich. „Er ist doch nicht etwa krank?“
    „Krank? Nein, er ist der durchtrainierteste Mann, den ich je gesehen habe. Ein Wunder, wenn man bedenkt, dass er letztes Jahr noch mit dem Tod gerungen hat.“
    Trotz des lauen Maiabends erschauerte Melissa. Nur zu gut erinnerte sie sich an die Zeit, da sie stundendenlang vor dem Fernsehgerät gesessen und auf Neuigkeiten in den Nachrichten gewartet hatte.
    Der Fürst
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