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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught
Autoren: Legenden der Liebe
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sie verdient hatte, eine
Hochzeitsnacht, die sie nie in ihrem Leben wieder vergessen sollte.
    Voller Vertrauen in seine
Fähigkeiten setzte er sich auf die Ecke der Badewanne, in der Absicht, so zu
tun, als sei er die Zofe. Er ließ seine Hand in das warme, duftende Wasser gleiten
und fuhr ihr über die Schultern, wobei er mit den Daumen leicht über ihre
glatte, nasse Haut streichelte.
    »Ich möchte jetzt herauskommen«,
sagte sie, ohne sich umzudrehen.
    Mit einem leichtem Lächeln über den
Streich, den er ihr spielte, stand Stephen auf, entfaltete das Handtuch und
hielt es ihr hin. Sherry stieg aus der Wanne, und er wickelte das Handtuch von
hinten um sie und umschlang sie mit seinen Armen. Sie erstarrte vor Schreck,
als sie statt der Hände des Mädchens, das das Handtuch halten sollte, seine
bloßen Unterarme sah. Aber dann lehnte sie sich ganz leicht an ihn, drückte
ihren Rücken, ihre Hüften und ihre Beine an seinen Körper und umschlang seine
Arme mit den ihren. Sie drehte die Wange zu ihm und rieb sie an seinem Hemd. Es
war eine stumme Geste voller Begehren, Zärtlichkeit und Liebe, doch als er sie
zu sich umdrehte, zitterte sie leicht und sah ihn mit nervöser Unsicherheit an.
»Darf ich meinen Morgenmantel anziehen?«
    Es war eine Bitte um Erlaubnis, die
er auf unerklärliche Weise seltsam fand, aber da er bereits beschlossen hatte,
langsam vorzugehen, antwortete er ohne Zögern und mit einem Lächeln: »Du
kannst alles tun, was du möchtest, Lady Westmoreland.« Als sie zögerte und sich
weiterhin das Handtuch vorhielt, drehte Stephen sich höflich um und ging ins
Schlafzimmer, im Stillen etwas überrascht über ihre Zurückhaltung. Er schwankte
innerlich ein wenig.
    Als sie jedoch eine Minute später in
den Raum kam, brachte ihn ihr Anblick noch viel mehr aus dem Gleichgewicht.
Tropfend naß und in ein Handtuch gewickelt, sah sie entzückend aus. Gekleidet
in einen weitausgeschnittenen Morgenmantel ganz aus weißer Spitze, die so zart
wirkte wie ein Spinnennetz, und durch den ihre Haut von den Spitzen ihrer
Brüste bis hinab zu den Fesseln hindurchschimmerte, war sie die betörende
Verführerin, von der alle Männer träumen ... zart, einladend, nicht ganz nackt,
aber auch nicht ganz bedeckt. Eine Sirene. Ein Engel.
    Sherry sah das Feuer in seinen
Augen, als seine Blicke über sie glitten, und da nur jene eine Nacht, die sie
auf Claymore mit ihm verbracht hatte, ihr Anhaltspunkte dafür geben konnte,
was geschehen würde, wartete sie darauf, daß er sie bat, sie solle ihre Haare
lösen. Sie fühlte sich ungeschickt und hilflos wegen ihres Unwissens – eine
Situation, die nicht eingetreten wäre, hätte die Zofe ihr nicht soviel
Lavendelduft ins Badewasser geschüttet. Der Gedanke an Helene Devernay wäre
auch nicht so schlimm gewesen, wenn Sherry nicht vor zwei Wochen Stephens
Geliebte gesehen hätte, als sie in einer silberfarben lackierten Kutsche mit
lavendelfarbenen Samtpolstern durch die Bond Street gefahren war. Julianna
Skeffington hatte sie ihr gezeigt und ihren Namen genannt, aber den hatte
Sheridan schon selbst erraten. Stephens Geliebte – seine ehemalige Geliebte,
wenn es nach Sheridan ginge – war die Art von Frau, neben der sich jede andere
Frau linkisch und gewöhnlich vorkam. So auch Sheridan.
    Sie schätzte dieses Gefühl
keineswegs. Sie wünschte, Stephen hätte ihr gesagt, daß er sie liebte. Sie
wünschte, er hätte ihr gesagt, daß er Helene nicht mehr sehen würde. Jetzt, wo
ihr Gedächtnis wieder richtig funktionierte, hatte sie eine lebhafte
Kindheitserinnerung an ein amerikanisches Gegenstück zu Helene Devernay – eine
Lady in einem erstaunlich tief ausgeschnittenen roten Kleid mit Federn im
Haar, die Sheridan eines Nachts, als sie durch die Fenster eines Spielsalons
lugte, auf Rafes Schoß hatte sitzen sehen.
    Sie wünschte, sie besäße den Mut,
jetzt auf der Stelle von ihm zu verlangen, er solle die Beziehung zu der
wunderschönen blonden Frau aufgeben, wenn er es nicht schon längst getan
hatte. Andererseits sagte ihr ihr gesunder Menschenverstand, daß ein solches
Ultimatum viel wirkungsvoller wäre, wenn Sheridan zuerst erreichen könnte, daß
ihr Mann sie mehr begehrte als seine faszinierende chère amie. Das einzige,
was dem im Moment entgegenstand, war, daß sie nicht die leiseste Vorstellung
hatte, wie sie das ohne seine Anleitung erreichen sollte. Im Gedanken daran,
daß er ihr auf Claymore befohlen hatte, ihr Haar herunterzulassen, hob Sheridan
die Hände.
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