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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught
Autoren: Legenden der Liebe
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zu
sein. In Gedanken sah er ein komisches Bild seines gewissenhaften
Kammerdieners vor sich, wie er neben Sheridans Bett stand, die Kleiderbürste in
der Hand, und darauf wartete, daß Stephen ihm seine Hosen reichte, damit er sie
ordentlich aufhängen konnte, um dann wieder zum Bett zurückzueilen und weitere
Kleidungsstücke entgegenzunehmen, die Stephen auszog.
    »Mylord?« drängte Damson, und
Stephen schüttelte leicht den Kopf, als er merkte, daß er anscheinend mit
dümmlichem Grinsen durch den Diener hindurchstarrte.
    »Nein«, sagte er höflich. »Vielen
Dank.«
    Damson blickte mißbilligend auf
Stephen offenes Hemd und seine aufgerollten Ärmel. »Ihr Morgenmantel
vielleicht, Mylord, der aus schwarzem Brokat?«
    Stephen versuchte ernsthaft, sich
vorzustellen, welche mögliche Verwendung er für einen Morgenmantel haben
könnte, und mußte schon wieder lächeln. »Nein, ich glaube nicht.«
    »Dann der weinrote aus Seide?«
beharrte Damson ungerührt. »Oder vielleicht der dunkelgrüne?« Nun erst erkannte
Stephen, daß sein nicht mehr ganz junger Kammerdiener, der nie verheiratet
gewesen war, ernsthaft die Besorgnis zeigte, daß sein Herr möglicherweise
keinen guten Eindruck auf seine frischgebacken Braut machen würde, wenn er ihr
Schlafzimmer so nachlässig bekleidet in Hose und Hemd betrat.
    »Keinen.«
    »Vielleicht den ...«
    »Gehen Sie zu Bett, Damson«,
erwiderte Stephen und unterband damit jede Diskussion über seidene Halstücher
und passende Manschettenknöpfe, die der Kammerdiener bestimmt als nächstes
einläuten würde. »Und danke«, fügte er mit einem kurzen Lächeln hinzu, um der
Entlassung jeden Stachel zu nehmen.
    Damson gehorchte mit einer
Verbeugung, warf jedoch noch einen gequälten Blick auf Stephen offenes Hemd und
die bloße Brust, die darunter hervorsah.
    Fast überzeugt davon, daß der Mann
noch einen weiteren Versuch unternehmen würde, ihn vor der unaussprechlichen
Peinlichkeit zu bewahren, unpassend angezogen seine Hochzeitsnacht zu begehen,
stellte Stephen das Brandyglas auf den Tisch. Dann stand er auf, ging zur Tür
und schob den Riegel vor.
    Natürlich wußte Damson nicht, daß
Stephen seine Hochzeitsnacht mit Sherry bereits vorweggenommen hatte, und als
Stephen nun die Verbindungstür zwischen den Gemächern öffnete, empfand er
schuldbewußtes Bedauern dafür, wie er die Nacht damals begonnen und beendet
hatte, allerdings nicht dafür, wie sie sie in der Zwischenzeit verbracht
hatten. Entschlossen, sie für alles zu entschädigen, was bei ihrer letzten
Begegnung gefehlt hatte, trat er in ihr Schlafzimmer. Er blieb überrascht
stehen, als sie nicht im Bett auf ihn wartete, da er ihr mehr als genug Zeit
gelassen hatte, um sich auszukleiden. Dann ging er langsam zum Badezimmer. Er
hatte gerade die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als sich die Tür zur Halle
öffnete und eine Zofe mit einem Stapel flauschiger Handtücher hereingehuscht
kam.
    Seine Frau nahm ein Bad, stellte
Stephen fest.
    Seine Frau ... Er schwelgte in dem
Gedanken und seiner Bedeutung. Er griff nach den Handtüchern und nahm sie der
entsetzten Zofe ab. Dann entließ er sie für sie Nacht.
    »Aber – aber Mylady wird meine Hilfe
brauchen, um sich für das Bett anzukleiden!«
    Stephen begann sich zu fragen, ob
alle Ehepaare mit Ausnahme von Sherry und ihm voll bekleidet, am besten noch
im Festgewand, zu Bett gingen, nur damit die Dienstboten nicht merkten, daß sie
sich möglicherweise unbekleidet sehen könnten. Lächelnd ging er in das
Badezimmer, wo seine Frau in der im Boden eingelassenen Marmorwanne saß. Ihr Rücken
war ihm teilweise zugewandt, ihr Haar hatte sie zu einem losen Knoten auf dem
Kopf getürmt, wobei sich reizende Strähnen im Nacken ringelten, und auf ihren
Brüsten lag Seifenschaum.
    Der Anblick war mehr als entzückend,
er war geradezu verführerisch. Seine Frau! Der Duft von Lavendel, der aus dem
Badewasser aufstieg, ließ ihn plötzlich an ihr unverblümtes Ultimatum in Bezug
auf Helene denken – ein Ultimatum, das er bereits erfüllt hatte. Diese
Erinnerung rief ihm ihre ärgerliche Tirade wegen all der anderen Frauen, über
die sie in Verbindung mit ihm gehört hatte, ins Gedächtnis. Innerlich lächelnd
dachte Stephen, daß sie, obwohl sie seine sexuellen Erfahrungen vor ihrer Ehe
nicht billigte, sicher heute nacht Nutzen aus ihnen ziehen würde. Das hatte er
jedenfalls vor. Alle seine Kenntnisse und sein Wissen wollte er anwenden, um
ihr die Hochzeitsnacht zu verschaffen, die
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