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Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders

Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders

Titel: Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders
Autoren: Dagmar Winter
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5:30 Uhr. Die Familie schläft noch. Es ist viel zu früh, um schon alle aus dem Bett zu schmeißen. Zum Frühstücken ist eh keine Zeit. Wer kann denn vor 6 Uhr schon was essen? Ein Espresso auf nüchternen Magen, das muss sein. Der macht wach, das war‘s.
    Fast jeden Morgen in Eile, fährt Robert Ballmer um 6.15 Uhr zu Alliventi. Eine gute Stunde Zeit für den Weg braucht er schon, um pünktlich um 7:30 Uhr an seinem Schreibtisch zu sitzen. Allerdings nur, wenn‘s gut läuft. Dann darf kein Stau dazwischen kommen, sonst ist‘s nicht lustig mit pünktlich anfangen.
    Die Kollegen von Robert Ballmer erscheinen in der Regel erst gegen 8 Uhr. Aber es gehört sich schließlich, dass der Boss vorher da ist. Man muss ja seine Vorbildfunktion auch vorleben. Wofür wäre man sonst befördert worden?
    In der Regel dauert der Arbeitstag für Robert von 7:30 Uhr bis 18 Uhr. Wenn alles gut läuft, ist er gegen 19:30 Uhr wieder zu Hause. Hungrig, müde, gereizt und in jeder Hinsicht nicht mehr zu genießen. Die Kinder kennen ihren Vater fast nur noch genervt. Abends mal irgendwas gemein-sam spielen, mit dem Dackel Sunny nochmal spazieren
    gehen oder eine Gute-Nacht-Geschichte von Papa vorgelesen bekommen, davon ist die Familie schon lange weit entfernt. Am besten, man verzieht sich in sein Zimmer, wenn Papa nach Hause kommt. Da ist die Luft besser.
    Es gibt allerdings genügend Ausnahmen, wo sich der Feierabend erst nach 22 Uhr einstellt. Geschäftsreisen, Geschäftsessen und kurzfristige Meetings sind an der Tagesordnung. Dann sieht Robert seine Kinder teilweise tagelang nicht.
     
    Ab und zu kommen bei Robert schon mal Gedanken hoch wie: Wozu mache ich das eigentlich alles? Was soll das Kasperletheater? Wann ist denn damit mal Ende? Wen kümmert es eigentlich, ob ich Personalchef bei Alliventi bin oder jemand anderes? Interessiert es jemanden, wenn es mich morgen nicht mehr gäbe? Doch das sind nur kurze Anflüge von Gedanken, am besten schnell wieder wegschieben. Lässt sich ja doch alles nicht ändern.
    Robert und Sandy sind mittlerweile 13 Jahre verheiratet. Ganz schön beunruhigend diese Zahl. Oder bringt sie vielleicht doch Glück?
    Und was noch viel bedrückender ist, ist die Tatsache, dass Robert ständig das Gefühl hat, den Mitarbeitern der Firma nicht gerecht zu werden. Ständig muss er Entscheidungen treffen, bei denen immer einer verliert. Nie kann er es allen recht machen? Recht machen – was ist überhaupt Recht? Wer bestimmt, was richtig und was falsch ist? Sind das nicht alles von Menschen gemachte Gesetze? Gesetze, bei denen immer nur einer im Vorteil ist. Es gibt immer einen Verlierer. Das hat Robert noch nie gefallen. Entscheidet er für die Mitarbeiter, ist es häufig gegen die Firmenleitung. Stellt er sich auf die Seite der Firmenleitung, trifft es oft gerade die, die nichts dazu können, die Schwachen eben. Wie Robert das hasst! Wenn er könnte, wie er wollte, würde er vieles anders machen. Doch in diesen großen Konzernen gibt es einfach so viele eingefahrene Strukturen. Kreatives Denken ist da häufig nicht mehr gefragt. Es gibt Gesetzestexte, Anweisungen und Qualitätsgrundlagen, die sich weder einen Schritt nach rechts noch nach links bewegen lassen. Tief in seinem Herzen weiß Robert, dass er könnte, wie er wollte. Es hätte dann Konsequenzen. Schlimmstenfalls müsste er dann gehen. Nein, das war finanziell nicht drin. Bei den Belastungen, die heute fast jede Familie hat. Es war ein Hamsterrad. Man dreht und wendet das Blatt, wie man will, es kommt wieder nur zu einer Lösung. Alles bleibt wie es ist. Damit ist zwar keiner zufrieden, am wenigsten Robert, aber es ist bequemer.
     
    Es ist Sommer 2009. Eine Hitze ohne Ende. Das lässt sich ja nicht aushalten. Bei Alliventi in Frankfurt standen schon zwei Mal in den letzten beiden Wochen die Fließbänder zusätzlich 2 x 15 Minuten still. Hitzepause sozusagen. Eine zusätzliche Pause für alle Mitarbeiter. Die täglichen Anforderungen bei diesen Temperaturen zu erfüllen, damit haben einige Mitarbeiter so richtig Probleme. Besonders die, die übergewichtig sind und unter Herz-Kreislauf-Problemen leiden.
     
    Robert fühlt sich an diesem Sommertag – es ist der 18. Juli 2009 – auch sichtlich unwohl in seiner Haut. Naja, über-gewichtig kann man nicht gerade sagen. Um das verstärkte Tiefenwachstum, was ja mit zunehmendem Alter normal ist, ist Robert eben auch nicht drumrum gekommen.
    Irgendwie hat er Herzrasen. Und dabei will der Firmenchef bis
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