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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham
Autoren: Das Gesettz
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was?«, fragte Roger, während er die Verschlusskappe aufbog. Dann leerte er die halbe Dose in einem Zug.
    »Ich dachte, du hättest aufgehört«, sagte Aggie.
    »Hab ich auch. Ich hör dauernd auf. Aufhören ist einfach.«
    Calvin, der den Proviant jetzt auf dem Schoß hatte, fing aus lauter Langeweile an, an einem Haferkeks zu nagen. Roger leerte die Dose, drückte sie Calvin in die Hand und sagte: »Kannst du sie rausschmeißen?«
    Calvin ließ die Fensterscheibe herunter und schleuderte die Dose nach hinten auf die Ladefläche des Pickups. Während er das Fenster schloss, öffnete Roger schon das nächste Bier. Aggie und Calvin tauschten nervöse Blicke.
    »Darf man denn Blut spenden, wenn man getrunken hat?«, fragte Aggie.
    »Klar«, sagte Roger. »Hab ich schon oft gemacht. Habt ihr mal Blut gespendet?«
    Aggie und Calvin gaben widerstrebend zu, dass sie das noch nie getan hatten, und das inspirierte Roger zu einer ausführlichen Beschreibung der Prozedur. »Man muss sich hinlegen, weil die meisten dabei bewusstlos werden. Die verdammte Nadel ist so dick, dass die Leute schon in Ohnmacht fallen, wenn sie sie nur sehen. Man bekommt einen breiten Gummiriemen um den Bizeps geschnallt, und dann stochert die Schwester in der Ellbogenbeuge herum und sucht nach einer dicken, fetten Vene. Am besten schaut man dabei woandershin. In neun von zehn Fällen sticht sie beim ersten Mal daneben - das tut höllisch weh -, dann entschuldigt sie sich, und man verflucht sie stillschweigend. Wenn man Glück hat, erwischt sie die Vene beim zweiten Mal, und wenn es klappt, schießt das Blut in einen Schlauch, der in einen kleinen Beutel führt. Das ganze Zeug ist durchsichtig, so dass man sein eigenes Blut sehen kann. Es ist erstaunlich, wie dunkel Blut ist, fast braun wie Kastanien. Bis ein halber Liter rausgelaufen ist, dauert es eine halbe Ewigkeit, und die ganze Zeit über hält sie die Nadel fest, die in der Vene steckt.« Zufrieden mit seiner Gruselgeschichte, hob Roger die Dose und trank.
    Ein paar Meilen fuhren sie schweigend dahin.
    Als die zweite Dose leer war, schleuderte Calvin sie ebenfalls nach hinten. Roger öffnete die dritte. »Das Bier hilft«, sagte er und schmatzte mit den Lippen. »Es verdünnt das Blut, so dass es schneller geht.«
    Mittlerweile war offensichtlich, dass er die Absicht hatte, den Sixpack so schnell wie möglich zu vernichten. Aggie überlegte, dass es klug wäre, die Alkoholmenge etwas zu reduzieren. Er hatte schlimme Geschichten über Rogers Räusche gehört.
    »Ich nehm auch eine«, sagte er. Roger reichte ihm eine Dose.
    »Ich auch«, sagte Calvin.
    »Na also, geht doch«, sagte Roger. »Ich trinke nicht gern allein. Daran erkennt man einen echten Trinker nämlich.«
    Aggie und Calvin tranken maßvoll und langsam, während Roger das Bier weiterhin in sich hineinschüttete. Als der erste Sixpack geleert war, fiel ihm genau zur rechten Zeit ein, dass er mal pinkeln müsse. »Fahr da raus, bei Cully's Barbecue.« Sie befanden sich am Rande der kleinen Stadt New Grove, und Aggie begann sich zu fragen, wie lange die Fahrt wohl dauern würde. Roger verschwand hinter dem Laden, um sich zu erleichtern, dann schlüpfte er hinein und kaufte zwei weitere Six-packs. Als New Grove hinter ihnen lag und sie wieder über einen dunklen, schmalen Highway rauschten, zogen sie die Verschlüsse auf.
    »Schon mal in Memphis in einem Stripclub gewesen?«, fragte Roger.
    »Ich bin überhaupt noch nie in Memphis gewesen«, gab Calvin zu.
    »Nicht dein Ernst!«
    »Doch.«
    »Und du?« Roger wandte sich an Aggie. »Klar war ich schon mal in einem Stripclub«, antwortete Aggie stolz. »Und in welchem?«
    »An den Namen kann ich mich nicht erinnern. Die sind doch alle gleich.«
    »Da täuschst du dich«, widersprach Roger scharf und verschluckte sich fast an seinem Bier. »Manche haben super Miezen mit tollen Körpern, andere bloß Nutten vom Straßenstrich, die überhaupt nicht tanzen können.«
    Roger setzte zu einem langen Vortrag über legalen Striptease in Memphis an. Früher hätten die Mädchen alles ausziehen dürfen, führte er aus, jeden Fetzen, dann wären sie vor einem auf den Tisch gesprungen und hätten wild getanzt, gezuckt und mit dem Hintern gewackelt, zu lauter Musik, Stroboskoplicht und unter wildem Applaus. Dann seien die Gesetze geändert und Stringtangas vorgeschrieben worden, was manche Clubs ignoriert hätten. Tabledance sei von Lapdance abgelöst worden, was wiederum zu neuen Vorschriften im
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