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Jimmy der Mops

Jimmy der Mops

Titel: Jimmy der Mops
Autoren: Miriam Pharo
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sinke auch ich langsam nach hinten. Mit weit aufgerissenen Augen starre ich nach oben an die Decke, während sich mein Atem wieder beruhigt. Zu dumm, dass ich nachher die Wunden im Gesicht mit Sprühepidermis verdecken muss.
      Der kurze Zauber vergeht, als zwei grünbraune Stiefel in mein Blickfeld rücken. Eine raue Hand greift nach mir und zieht mich mit einem Ruck nach oben, während ich mehrmals hintereinander blinzele, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Vor mir steht eine Frau mit kurzen, roten Haaren und graublauen Augen; um ihre zusammengepressten Lippen liegt ein harter Zug. Sie trägt ein weit ausgeschnittenes Top, darüber eine kurze Jacke mit Lammfellimitat.
      „Verschwinde aus meinem Laden!“
      Ihr klarer Blick gräbt sich in mein Inneres und obwohl sie für meinen Geschmack eine Spur zu herb ist, erfreue ich mich an der Vorstellung, ihre Klamotten herunterzureißen – in meiner adrenalinumnebelten Fantasie trägt sie keine Unterwäsche – und sie mir vor aller Augen vorzunehmen.
      Als hätte sie meine Gedanken gelesen, verschränkt sie die Arme vor der Brust.
      „Ich muss noch mein Bier bezahlen.“ Meine aufgerissene Oberlippe spannt beim Reden.
      „Tu das, und dann raus hier!“
      Bevor ich noch etwas entgegnen kann, rauscht sie davon.
      Auf dem Weg zurück zur Tube verkneife ich es mir, in der GCS nach dem Profil der Rothaarigen zu suchen. Jeder Knochen in meinem Körper schmerzt, die Platzwunden in meinem Gesicht brennen und ich muss lächeln. In dieser Nacht schlafe ich fest wie ein Baby.
     
     

5. Gesalzen und gepfeffert
     
      Punkt halb neun stehe ich am anderen Morgen bereit. Laserwaffen sind in den Biosphären verboten, weil ihre Strahlen die empfindlichen Hüllen schädigen könnten, deshalb trage ich unter der Kleidung eine Beretta Silverfire, eine altmodische, und was noch wichtiger ist, signaturfreie Schusswaffe. Neben praktischem Zubehör wie ein Laserskalpell und mein Hacker-Tablet habe ich ein ausfahrbares Head-Up-Display mit zusätzlichem Pod dabei, das ich mit den Daten aus dem Analyzing Pocket System gefüttert habe.
      Das dralle Blumenmädchen im karierten Kleid reagiert auf meine anzüglichen Avancen mit einem unsicheren Lächeln. Ich trage eine Weste, deren Nanobots mich korpulent aussehen lassen sowie einen breitkrempigen Hut, den ich halb ins Gesicht gezogen habe. Auffälligstes Merkmal ist meine ungleichmäßige Zahnprothese. Ein billiger, wenn auch sehr wirkungsvoller Trick.
      „Ein Sträußchen Veilchen, bitte.“
      Wäre ich ein Psychopath, würde ich dem Blumenmädchen, während es nach seinem Korb greift, eine tödliche Injektion verpassen und hinter eine niedrige Mauer schleifen, um sein Erkennungs-Implantat über dem ersten Nackenwirbel herauszuschneiden. Doch zum einen bin ich kein Psychopath und zum anderen halte ich meinen wertvollsten Besitz im rechten Handschuh versteckt: einen Modular Mobile Chip – der Schlüssel zu neuen Identitäten. In weniger als dreißig Sekunden ist dieser Prototyp in der Lage, den ID-Code jedes Transponders zu kopieren, auch wenn dieser in einem Körper implantiert ist. Ich muss nur nah genug herankommen. Also lehne ich mich nach vorn und sülze etwas von „Hübsches Kind, lass uns dort ins Café gehen“ und „Ich werde mich erkenntlich zeigen“, während ich ihm mit der rechten Hand durch den Nacken streiche. Zwar haben die Nanozellen in der polymeren Haut des Blumenmädchens ganze Arbeit geleistet, dennoch ist es ein Leichtes, den Security anhand der Geruchspartikel eben dieser künstlichen Pigmente zu lokalisieren. Seine Verwandlung jedenfalls ist vollkommen und ich könnte nicht sagen, ob er männlich oder weiblich ist, zumal Stimmtransformatoren zur Standardausrüstung gehören. Um seine Tarnung nicht auffliegen zu lassen, lässt mir der Security einige Freiheiten, die ich nutze, um ihm Intimitäten ins Ohr zu flüstern, bis er schließlich zur Tat schreitet und meinen Arm packt. Sein Griff ist erwartungsgemäß hart.
      „Benehmen Sie sich, mein Herr!“, ruft er mit erboster Mädchenstimme. „Wofür halten Sie mich?“
      „Autsch! Sie brechen mir ja den Arm! Ich bitte Sie, lassen Sie mich los …“, stammele ich sichtlich verwirrt, bevor ich mit schmerzverzerrtem Gesicht davon trotte. Vor genau zehn Sekunden habe ich per InterCom die Nachricht erhalten, dass der Download abgeschlossen ist. Ich bin also hier fertig.
      Mit dem überspielten Modular Mobile Chip am Körper begebe ich
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