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Jezebel

Jezebel

Titel: Jezebel
Autoren: Jason Dark
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die Hand lag nicht mehr vor seinem Mund, sondern war zurückgerutscht bis an den Hals, wo sie sich festklammerte. Bestimmt wollte er sich nicht selbst erwürgen, auch wenn dies so aussah. Er kriegte immer schlechter Luft.
    Sein Körper warf einen Schatten. Der Kerzenschein ließ Archie mal dunkel, mal hell aussehen, dann fiel er plötzlich um. Die Hand löste sich noch von der Kehle, aber die faßte ins Leere, denn einen Halt konnte Todd nicht finden.
    Mit einem Sprung stand ich bei ihm und fing ihn ab. Er federte in meine Arme. Für eine oder zwei Sekunden schaute ich in sein verzweifeltes und entsetztes Gesicht, dann ließ ich ihn zu Boden gleiten. Auf der linken Seite blieb Archie Todd liegen. Der Mann war aus dem Kerzenschein herausgefallen. Er lag nicht starr da, seine Beine zuckten, die Arme ebenfalls, die Hände bewegten sich.
    Ich leuchtete ihn an und ging dabei selbst in die Knie. Archie bot einen schlimmen Anblick. Er würgte, sein Körper bewegte sich auf und nieder.
    Seine rechte Hand umfaßte meine Schulter wie eine Kralle. Ich gab ihm etwas Halt.
    Archie litt entsetzliche Qualen. Ich war nicht in der Lage, ihm zu helfen, aber ich bemerkte auch, daß er mir etwas sagen wollte, denn sein weit geöffneter Mund bewegte sich. Die Lippen zuckten. Er versuchte, die Worte zu formulieren und würgte sie förmlich hervor, doch zu hören war nichts.
    Dafür weiteten sich seine Augen. Sie hatten im Strahl der Lampe einen ungewöhnlichen Glanz bekommen. Mich erinnerten sie an kalte Totenaugen, und ein schrecklicher Verdacht kam mir, weil seine Hand plötzlich von meiner Schulter abrutschte, auf dem Boden liegenblieb und sich dann etwas in Archies Rachen bewegte.
    Es lag nicht an ihm, es war eine andere Kraft, die sich ihre freie Bahn schaffen wollte.
    Ich zuckte zurück.
    Zuerst wollte ich nicht glauben, was mir das Licht enthüllte, aber es stimmte leider. Aus dem weit geöffneten Mund des Mannes drang ein Strom hervor. Eine dunkle, krabbelnde und widerliche Masse.
    Käfer!
    Kleine Käfer der widerlichsten Sorte, die ich hier nicht erwartet hätte.
    Nicht in einem Menschen. Da gehörten sie nicht hin. Sie hatten ihren Platz in der freien Natur. Aber die strömten aus seinem Mund, und es wurden immer mehr. Sie ließen sich nicht aufhalten, sie krabbelten weiter, sie bewegten sich über den Boden, blieben dort noch zusammen, aber außerhalb des Lichtstrahls fächerten sie auseinander und verteilten sich gedankenschnell in irgendwelchen Löchern, Spalten oder Ritzen.
    Ich ließ sie laufen, und es waren auch nur noch wenige, die aus dem Mund ins Freie drängten.
    Der letzte Käfer wurde von meiner Faust zerquetscht. Es blieb nur ein feuchter Fleck. Ich hatte mich einfach nicht mehr zurückhalten können, aber diese Tiere waren unwichtig geworden. Jetzt ging es um Archie Todd, der reglos neben mir lag und die schlimmsten Befürchtungen in mir hochsteigen ließ.
    Meine Hand glitt an seiner linken Halsseite entlang. Da war nichts mehr zu spüren. Kein Zucken, kein Schlagen – nichts. Für einen Moment schloß ich die Augen. Ich fühlte mich ausgelaugt, wie jemand, der verloren hat. Doch helfen hatte ich Archie nicht können. Das andere hatte schon lange in ihm gesteckt, und er hatte es gewußt. Deshalb auch seine verzweifelte Tat, auf sich aufmerksam zu machen. Ich sah ihn nun aus einem anderen Blickwinkel, auch wenn ich für die Entführung keine Entschuldigung gelten lassen konnte.
    Er hatte mit mir reden wollen, aber es war ihm nicht mehr gelungen, die ganze Wahrheit zu sagen. Die andere Seite war eben zu stark gewesen und hatte ihn grausam erwischt.
    Ich spürte in meinen Beinen die Spannung, stand wieder auf und leuchtete in die Runde.
    Nichts war zu sehen. Es krabbelte kein einziger Käfer davon. Alle hatten sie verstanden, sich in irgendwelchen Löchern zu verstecken, und sie hatten einen Toten hinterlassen.
    Schon jetzt bauten sich bei mir die Fragen auf. Woher waren sie gekommen? Wie hatten sie den Weg in Archies Körper gefunden?
    Für mich stand eines fest: Es würde meine Aufgabe sein, dies herauszufinden.
    Ich schrak zusammen, als Burns’ Stimme meine Ohren malträtierte. Er mußte in seine Flüstertüte hineingebrüllt haben, und er wollte wissen, wie es mir ging und was geschehen war.
    Ich ging zur Tür. Die Männer da draußen hatte ich völlig vergessen.
    Als ich die Tür öffnete, blendete mich das Licht der Scheinwerfer. Auf mein Winken hin reduzierten die Männer das Licht.
    Burns kam auf die Tür
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