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Jezebel

Jezebel

Titel: Jezebel
Autoren: Jason Dark
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ich anfange, will ich dir sagen, daß ich nicht zu denen gehöre, die Kinder – also, ich habe mir die kleine Sandra nur geschnappt, weil ich keine andere Möglichkeit gesehen habe. Du wärst sonst nie gekommen. Ich habe auch ihre Eltern informiert – und die Bullen.«
    »Stammte das Mädchen aus Euston?«
    »Ja. Alles ist dort zusammengekommen. Euston, Sinclair, merk dir den Namen.«
    »Ist klar. Und weiter?«
    Er trat jetzt nach vorn und damit in das Licht der Kerzen. Viel konnte ich von ihm nicht sehen, aber ich erkannte, daß er nicht eben Designer-Klamotten trug, sondern mehr aussah wie jemand, der auf der Straße lebte und seine Kleidung willkürlich zusammengesucht hatte.
    Er trug eine Wollmütze, die er tief in die Stirn gezogen hatte. Zwischen den Augenbrauen und dem Rand der Mütze war nicht mehr viel Platz.
    Darunter sah ich ein blasses Gesicht mit dunklen Bartschatten. Seine Augen, in deren Pupillen sich der Widerschein der Flammen fing, befanden sich in einer ständigen Bewegung, als suchten sie nach irgendwelchen Hinterlistigkeiten, die er vor mir zu befürchten hatte.
    »Nichts weiter.«
    »Warum nicht?«
    »Es geht jetzt um mich.«
    »Gut, Archie. Du hast also ein Problem. Und kein kleines, nehme ich mal an.«
    »So ist es. Das Problem ist schlimm. Es macht mich fertig. Es frißt mich auf.« Er stöhnte und schwankte leicht. »Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ich bin fertig. Sie hat mich wieder. Sie ist wieder da, Sinclair, das merk dir genau.«
    »Sie?«
    »Ja, sie.«
    »Darf ich fragen, wer sie ist? Von wem redest du überhaupt?«
    Er war dabei, mir eine Antwort zu geben. Nur fiel es ihm schwer. Er hatte schon den Mund geöffnet und wollte etwas sagen, was er nicht mehr schaffte. Mit einer zackigen Handbewegung winkte er mich näher zu sich heran, und ich tat ihm den Gefallen.
    Mir rieselte es plötzlich kalt über den Rücken, als ich ihn sah. Er hatte sich auf eine schreckliche Weise verändert. Zumindest, was sein Gesicht anging. Der Mund stand so weit offen, daß er schon doppelt so groß aussah wie vorher. Gurgelnde Laute drangen mir entgegen. Er hob seinen Arm und streckte den linken Zeigefinger aus. Die Spitze deutete dabei auf seine Mundöffnung. Darauf also sollte ich mich konzentrieren.
    »Grrg – grrrg…« Die Laute hörten sich schrecklich an. Der Mann japste nach Luft.
    Die Kerzen brachten nur wenig Licht, deshalb holte ich die Lampe hervor. Ich strahlte das Gesicht des Mannes an. Obwohl auch seine Augen davon betroffen wurden, reagierte er nicht. Er schwankte, er röchelte weiter, und als ich den Strahl senkte, da entdeckte ich die Zunge, wie sie von einer Seite zur anderen schlug.
    Nein, das war keine Zunge.
    Da bewegte sich etwas anderes.
    Auch mir wurde jetzt komisch zumute, als ich weiter auf seinen Mund starrte.
    Aus ihm krabbelte etwas hervor. Dick, mit einem ovalen, harten Panzer, der in violetten Farben schimmerte und die Unterlippe erreichte.
    Verdammt, ich mußte schlucken, denn mit einem derartigen Anblick hatte ich nicht gerechnet.
    Was da begonnen hatte, aus seinem Mund zu kriechen, war ein dicker, widerlicher Käfer…
    ***
    Größer, viel größer als ein normaler. Er hockte in der Mundöffnung und füllte sie zum Großteil aus, so daß der Mann vor mir nur durch die Nase Luft holen konnte.
    Obwohl ich nur sekundenlang auf dieses eklige und auch schlimme Bild schaute, kam es mir vor, als hätte ich es schon stundenlang beobachtet.
    Auch ich war nur ein Mensch und erlebte Überraschungen ebenso wie andere, und ich ließ mich auch von ihnen in ihren Bann ziehen.
    Der Käfer war nicht normal. Zu groß für diese Breiten, eine Mutation. Er beugte sich plötzlich vor, als wollte er am Kinn des Mannes nach unten krabbeln.
    Das geschah nicht.
    Plötzlich kippte der Käfer in die Tiefe und landete zwischen uns beiden am Boden.
    Ich hörte, wie Archie Todd aufheulte, senkte den Strahl der Lampe und erwischte den Käfer, bevor dieser entwischen konnte. Blitzschnell trat ich zu.
    In dieser Situation tat es mir sogar gut, das knackende Geräusch zu hören, aber Archie ging es weniger gut. Er kämpfte gegen eine Macht an, die ihn übernommen hatte. Die rechte Handfläche hielt er gegen den Mund gepreßt, als wollte er so ein erneutes Herauskrabbeln eines Käfers vermeiden. Ich hörte die dumpf klingenden, würgenden Geräusche, wollte ihm helfen und sah beim Umdrehen, daß es ihm schwerfiel, sich auf den Beinen zu halten.
    Er war zur Seite gegangen, sein Körper zuckte, und
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