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Jezebel

Jezebel

Titel: Jezebel
Autoren: Jason Dark
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links von ihr sah ich zwei Fenster, weiter oben auch, aber hinter den Scheiben malte sich keine Gestalt ab.
    Todd ließ sich Zeit. Ich war sicher, daß er mich beobachtete und möglicherweise mit einer Waffe auf mich zielte. Dieser Gedanke gefiel mir gar nicht.
    Eine Körperlänge vor der Tür blieb ich stehen. Der Lehmboden war hart.
    Ich wollte den Kerl schon anrufen, als ich das Knarren der Türangeln hörte. Sehr langsam wurde sie aufgezogen, aber nicht Archie Todd erschien, sondern seine Geisel, das Mädchen.
    Klein, verschüchtert, verweint. Mich durchschoß in diesem Augenblick eine irre Wut auf den Geiselnehmer, aber ich riß mich zusammen und lächelte die Kleine an.
    »Wie heißt du denn?«
    »Sandra.«
    »Ein schöner Name. Ich bin John.«
    »Quatsch keine Opern, Sinclair! Komm endlich rein! Ich habe mit dir zu reden.«
    »Und du hältst dich an die Regeln?«
    »Ja, verdammt.«
    Ich ging auf die Hütte zu. Seltsamerweise fühlte ich mich nicht beunruhigt. Bevor ich die Schwelle übertrat, strich ich der Kleinen noch über das Haar. Sie faßte meine linke Hand an und betrat mit mir das Haus, in dem es dunkel war, abgesehen von zwei Flammen, die an Kerzendochten tanzten.
    In ihrer Nähe hielt sich Archie Todd auf, aber ich sah von ihm nur den Umriß.
    »Kann Sandra jetzt gehen?« fragte ich ihn.
    »Ja.«
    Ich brauchte nichts mehr zu sagen. Das Kind machte auf dem Absatz kehrt und verschwand. Ich fragte mich sowieso, wie das Einsatzkommando auf die Entführung aufmerksam geworden war, aber das war jetzt zweitrangig, denn Archie Todd, der sich noch immer versteckt hielt, sagte einen Satz, mit dem ich nicht gerechnet hatte.
    »Sinclair, ich habe nicht mehr lange zu leben…«
    ***
    Das war ein Schock, denn mit dieser Eröffnung hatte ich beileibe nicht gerechnet.
    Es fiel mir zunächst schwer, eine Antwort zu finden, und das paßte ihm nicht. »He, hast du nicht gehört?«
    »Doch.«
    »Und was sagst du?«
    »Pech für dich.«
    Er lachte. Nur klang es nicht amüsiert, sondern bitter und böse. Ich wußte, daß er es ernst gemeint hatte, das aber war noch lange kein Grund gewesen, eine Geisel zu nehmen, dazu noch ein Kind! Zum Glück hatte er sein Versprechen gehalten und die Kleine laufengelassen.
    Etwas war mir schon bei meinem Eintritt aufgefallen. Dieser ungewöhnliche Geruch. Ich kannte ihn, aber ich wußte nicht, woher er stammte. Ein Geruch, den ich früher wahrgenommen hatte. Es stank muffig, alt, aber nicht nach irgendwelcher Graberde oder Verwesung. Es roch nach Kartoffeln.
    Ja, das war es. Hier mußten irgendwann einmal Kartoffeln eingelagert worden sein! Dieses Haus gehörte wohl einem Bauern und war als Schuppen benutzt worden. Elektrisches Licht schien es nicht zu geben, deshalb hatte Archie Todd die Kerzen brennen lassen.
    »Ist das alles, was du an Licht hier hast?« fragte ich ihn.
    »Ja.«
    »Gut, Archie. Ich habe deinen Wunsch erfüllt, das siehst du. Wie geht es weiter?«
    Er atmete schwer. »Ich hoffe nur, daß die Hundesöhne dort draußen stillhalten werden.«
    »Es wurde mir versprochen.«
    »Ich traue keinem dieser Scheißer.«
    »Das solltest du aber, Archie. Es ist wirklich besser für dich – für uns. Wie ich herausgefunden habe, hast du Probleme, über die du mit mir reden willst.«
    Er schwieg und blieb stehen, wo er war. Viel hatte ich bisher noch nicht von ihm sehen können. Er hustete laut und spuckte aus, doch er sagte nichts mehr. Es zog in dem Haus; die Wände waren nicht isoliert.
    »Sollen wir hier anfrieren?« fragte ich ihn.
    »Nein.«
    »Dann rede!«
    Er überlegte es sich noch. Vielleicht suchte er auch nach den richtigen Worten. Die Männer draußen hatte ich nicht wegfahren hören. Sie blieben sicherheitshalber, und das Licht des Scheinwerfers fand seinen Weg auch noch durch Mauerritzen. »Bevor ich anfange, Sinclair, will ich dich etwas fragen.«
    »Bitte.«
    »Du – ahm, du bist also der Mann, der sich mit bestimmten Dingen beschäftigt. Der so einer ist wie aus dem Film.«
    Ich mußte lachen. »Das glaube ich nicht. Was meinst du denn genau damit?«
    »Na ja. Einer, der Dämonen und Zombies jagt.«
    »Ich stimme dir mal zu.«
    »Gut.« Er atmete hechelnd. Dann hörte ich würgende Geräusche, die bald verklangen. »Gut, Sinclair, dann kann es sein, daß ich bei dir richtig bin. Ich habe von dir gehört. Von wem, das spielt keine Rolle. Wichtig ist, daß du für mich der richtige Mann bist.«
    »Es bleibt abzuwarten. Und es kommt auf dein Problem an.«
    »Bevor
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