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Jerry Cotton - 2920 - Die Reichen und die Leichen

Jerry Cotton - 2920 - Die Reichen und die Leichen

Titel: Jerry Cotton - 2920 - Die Reichen und die Leichen
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am Rande der Panik, als ihr die Gefahr bewusst wurde.
    »Wenn die Ambers Kontakte überprüfen, bin ich so gut wie tot«, stöhnte sie.
    Als ihr Vater sie vor sechs Monaten als Au-pair nach New York geschickt hatte, fühlte Sandrine sich wie im siebten Himmel. In Marseille wurde es immer schwieriger, das eigene Leben zu gestalten. Ihre spießigen Eltern wollten nicht, dass Sandrine sich mit ihren Freunden traf.
    »Das sind doch alles halbseidene Typen. Vermutlich bestreiten die ihren Lebensunterhalt mit krummen Geschäften«, schimpfte ihr Vater.
    Sandrine hatte ihr Leben mit der bürgerlichen Familie gründlich satt. Sie wagte sich in die Bistros unten am Hafen und lernte dabei Pierre kennen. Er war Korse und fiel schon durch sein verwegenes Äußeres auf. Sandrine hätte sich nie im Leben träumen lassen, dass der hochgewachsene Pierre mit seinen Glutaugen und den langen Haaren sich für eine Langweilerin, wie sie es war, interessieren könnte.
    »Ich verpfeife meine Freunde nicht!«
    Ein schmales Lächeln umspielte Sandrines Lippen, als sie an diesen Ausruf dachte. Sie hatte im Vernehmungsraum der Polizei gesessen und sich standhaft geweigert, ihnen etwas über die Geschehnisse in der Villa Camus zu erzählen. Wenn sie heute daran dachte, erkannte Sandrine ihre Naivität.
    »Ich muss weg von hier«, dachte sie.
    Dummerweise lag ihr Reisepass in der Schublade des kleinen Schreibtischs in ihrem Zimmer bei den Gasteltern. Sandrine hockte schon über eine Stunde in dem Diner und zerbrach sich den Kopf, wie sie unbemerkt dorthin gelangen könnte.
    »Die warten dort doch auf mich«, murmelte sie.
    Jetzt war man hinter Sandrine her, darüber bestanden keine Zweifel. Sie hatte die Teufelin gereizt und konnte mit ihrem Wissen zur Gefahr werden. Sie musste es einfach schaffen, in ein Flugzeug nach Marseille zu kommen.
    »Ach, egal! Marseille, Paris oder von mir aus auch Brüssel. Hauptsache raus aus New York«, sagte sie sich.
    Ihr unsteter Blick schoss hinüber zur Eingangstür, durch die soeben zwei Männer und eine Frau das Diner betraten. Sandrine spürte eine Welle von Übelkeit in sich aufsteigen, so hart packte die Angst zu. Sie rutschte ein Stück tiefer und versuchte sich hinter dem Rücken des Gastes am Tisch vor ihr zu verbergen. Als das Trio in die andere Richtung schaute, schlüpfte Sandrine eilig aus der Sitzbank und hastete zu den Toiletten. Es fiel ihr zunehmend schwerer, einen klaren Gedanken zu fassen.
    ***
    Wir hatten uns vom Foyer des Geschäftshauses aus im Büro von Judd Mills angemeldet. Als Phil und ich aus dem Fahrstuhl traten, erwartete uns bereits ein nervös wirkender Mann von Ende zwanzig.
    »Terence Kramer. Ich bin der Assistent von Mister Mills«, sagte er.
    »Special Agent Cotton, und das ist Special Agent Decker«, erwiderte ich.
    Wir zeigten unsere Dienstausweise vor, was Kramer mit einem dankbaren Nicken quittierte.
    »Mister Mills bittet Sie um ein wenig Geduld. Er führt ein Telefonat mit Übersee und steht Ihnen bald zur Verfügung«, sagte Kramer.
    Wir folgten dem Assistenten zu einer Sitzgruppe, zu der auch ein Sideboard mit Kaffeeautomat sowie einem Kühlschrank mit diversen Getränken gehörte. Kramer forderte uns auf, davon regen Gebrauch zu machen. Dann eilte er davon und verschwand in einem der Büros.
    »Kaffee?«, fragte Phil.
    Ich hatte nichts gegen einen Kaffee einzuwenden. Während Phil die Tassen unter die Düsen stellte, schaute ich mich ein wenig um. Auf dem Tisch lagen die üblichen Einrichtungsmagazine sowie die aktuelle Ausgabe der Times und des Ledgers. Ich setzte mich in einen der Sessel, die bequemer waren, als sie aussahen. Anschließend suchte ich mir den Sportteil der Times und lehnte mich zurück. Nachdem Phil mir die Tasse hingestellt hatte, griff ich zu und trank einen Schluck. Die ganze Zeit verspürte ich ein merkwürdiges Gefühl, das meine Konzentration störte.
    »Seltsam ruhig hier«, sagte Phil.
    Das war es! Ich stellte die Tasse so abrupt ab, dass sie klirrend auf dem Unterteller tanzte. Mein Partner schaute mich verwundert an.
    »So schlecht?«, fragte er.
    Es lag nicht am Kaffee, sondern an seiner Bemerkung.
    »Du hast recht. Wieso läuft hier kein Mensch herum? Kein Telefon klingelt. Irgendetwas ist faul hier«, antwortete ich.
    Mit einem Ruck erhob ich mich und öffnete eine Tür unweit der Sitzgruppe. Leer. Ich eilte weiter und schaute ins Büro, in das wenige Minuten zuvor Kramer gegangen war.
    »Und?«
    Phil tauchte hinter mir auf.
    »Keine
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