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Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe

Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe

Titel: Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe
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verkauft.
    Es war klar, warum dieses Geschäft die Syndikate reizte. Wurde eines der Magazine verboten, druckte man es eine Woche später in neuer Aufmachung mit einem anderen Namen.
    Um es kurz zu machen: Die von der intellektuellen Jugend eingeführte Untergrundpresse hatte frisch und witzig viele Dinge gesagt, die andere nicht zu äußern wagten. Die Syndikate hatten die Bewegung korrumpiert — wie sie das Hippiewesen mit Rauschgift und brutaler Gewalt unterwandert und schließlich zerstört hatten.
    Phil und ich hatten den Auftrag, den Syndikatsterror zu brechen und gleichzeitig zu verhindern, daß die Schmutzflut sich weiter ausbreitete. Dazu bedurfte es keinerlei Sondervollmachten, die Gesetze waren klar gefaßt.
    »Rolling Paradise« lag in einer Talsenke. Über dem Wagenmeer schwebte ein blaugrauer Dunstschleier, von dem man nicht sagen konnte, ob es der aufsteigenden Nebel war oder die Qualmdecke der im Freien entfachten Feuer.
    Ich stoppte meinen Jaguar am Rande der Wagensiedlung. Die hier parkenden Wagen sahen aus wie Schaustücke einer Pop-Ausstellung, chromüberladen, häßlich und bizarr. Dazwischen tollten Kinder herum. Sie spielten Fußball mit leeren Konservendosen. Es machte ihnen nichts aus, wenn die scharfkantigen Dosen scheppernd an einen der Wagen schrammten. Um ehrlich zu sein: Es machte auch den meisten Wagen nichts aus. Sie waren sowieso verkommen.
    »Ich bleibe hier«, erklärte Phil und kurbelte das Seitenfenster herunter. »Wenn niemand auf deinen Schlitten achtgibt, erkennen wir ihn am Ende nicht wieder.«
    Ich nickte und stieg aus. Ein Junge sagte mir, daß die Wagen der »Killer« am hinteren Ende der Siedlung stünden. Ich marschierte los, eingehüllt von fremden Gerüchen und Eindrücken. Um diese Zeit waren fast nur Frauen, Kinder und alte Leute in der Camping-Stadt. Aus den offenen Wohnwagenfenstern dudelten Radio- und Fernsehlautsprecher. Neben protzigen Zehntausend-Dollar-Anhängern existierte zigeunerhafte Armut. Ich sah dicke verschlampte Frauen mit sorgenvollen Gesichtern neben jungen attraktiven Girls, die ihre Reize in Shorts und knappsitzenden Blusen zur Schau stellten.
    Die »Killer« hatten aus sechs großen Wohnwagen eine Art Wagenburg errichtet. Die einzelnen Anhänger waren in Schnellzugmanifer durch Ziehharmonikaverbindungen aneinandergekoppelt. Die Wagen waren knallbunt bemalt — in einer Mischung aus Pop-Art und Jugendstil. Blutiges Rot dominierte. Nackte Mädchen mit überzeichneten Proportionen tummelten sich auf den Bildern zwischen allerhand symbolhaftem Unsinn, den zu deuten ich weder Zeit noch Lust hatte.
    An der Tür hing ein Schild:
    Spießer, Bullen und Platzwarte werden nur auf Empfehlung von Fidel Castro vorgelassen!
    Ich stieg die drei Holzstufen hinauf und trat ein.
    Der Wohnwagen bestand aus einem einzigen großen Raum. Auf Sitzkissen und Hockern, auf Matratzen und in niedrigen, eleganten Sesseln saßen ein halbes Dutzend Jugendliche herum. Vier Jungen und zwei Girls. Drei Jungen hatten ziemlich ungepflegte Vollbärte, der vierte hatte ein glattrasiertes Kinn und eine Halbglatze. Eines der Mädchen war rothaarig und vollbusig. Es lag auf einer Matratze, das andere saß vor einem Klavier und wandte milden Rücken zu.
    Niemand nahm von meinem Eintritt Kenntnis. Irgendwie kam ich mir zwischen ihnen alt und verloren vor. Ich holte eine Zigarette aus der Tasche und steckte sie mir an. Die Gruppe redete weiter. Keiner der Gruppe war älter als zwanzig, keiner jünger als achtzehn. Sie trugen das, was junge Leute zu tragen pflegen: hüftenge Hosen und schreiend bunte, am Hals offenstehende Hemden. Auch die Girls trugen lange Hosen.
    Die jungen Leute sahen nicht aus wie Killer, und sie waren auch keine. Ihr Name war sinnbildlich zu verstehen, sie wollten nur Tabus und verstaubte Konventionen töten — das war jedenfalls ihr Leitgedanke gewesen.
    »Wo ist Berry?« fragte ich.
    Jetzt schauten sie mich an, eher gleichgültig als interessiert. Ich wußte, daß der Herausgeber der Zeitung Berry hieß. Er war so eine Art Chefredakteur.
    Das vollbusige Mädchen auf der Matratze räkelte sich lächelnd. »Sind Sie sicher, daß Sie nicht zu Terry wollen?« fragte sie halblaut. »Das bin nämlich ich. Sie sehen aus wie jemand, der nicht jeden verdammten Gedanken zerpflückt. Sie machen mir den Eindruck eines Mannes, der weiß, was er will. So etwas liebe ich.« Sie schnitt den anderen eine Grimasse. »Ihr wollt immer nur originell sein und vergeßt allmählich, daß
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