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Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe

Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe

Titel: Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe
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ich war prompt auf ihren Schmus hereingefallen.
    »Werfen Sie den Revolver weg!« befahl sie und verstärkte den Druck der Pistolenmündung in meinem Rücken. Ich gehorchte. Die Waffe krachte neben meinen Füßen auf den Boden. Vicky gab dem Revolver einen Tritt. Der Smith and Wesson rutschte über das glatte Parkett und knallte gegen die Bodenleiste.
    »Was haben Sie vor?« fragte ich sie. »Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich will Sie nicht töten«, sagte Vicky. »Die Wahrheit ist, daß Sie mir gefallen. Ich würde Sie sogar bewundert haben, wenn es mir picht gelungen wäre, Ihnen ein Schnippchen zu schlagen.«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage«, stellte ich fest.
    »Ich sperre Sie zu den anderen in den Keller«, sagte sie.
    »Ein entzückender Gedanke«, spottete ich. »Was versprechen Sie sich davon?«
    »Das Gelingen meiner Flucht«, erklärte Vicky.
    Sie trat plötzlich drei Schritte zurück. Ich wandte mich langsam um. Vicky zielte mit ruhiger Hand auf mein Herz. Sie blickte mich herausfordernd an.
    »Wie lange soll ich denn in der reizenden Gesellschaft im Keller bleiben?« erkundigte ich mich.
    »Das kümmert mich nicht«, meinte sie. »Irgend jemand wird Sie schon herausholen.«
    »O ja«, sagte ich. »Finnegan vielleicht! Sehr wahrscheinlich sogar. Er wird sich wundern, daß keiner ans Telefon kommt. Daraufhin wird er hier draußen nach dem Rechten sehen.«
    »Fürchten Sie sich vor ihm?« spottete Vicky.
    »Das gerade nicht — aber Sie wissen, wo ich auf seiner Abschußliste stehe. Ganz oben!«
    »Das ist Ihr Bier«, sagte Vicky. »Ich muß mit meinen eigenen Sorgen fertig werden. Ich muß verschwinden! Es ist das einzige, was mich jetzt noch beschäftigt. Oder meinen Sie, ich hätte Lust, wegen Fergusons Ermordung bestraft zu werden?«
    »Davor schützt Sie auch die Flucht nicht. Was Sie Vorhaben, verschlimmert nur Ihre Lage.«
    »Denken Sie lieber an Ihre eigene Situation«, meinte Vicky wütend.
    »Das tue ich immerzu. Hätte es wohl Sinn, an Ihre verschütteten Gefühle für Fairneß und Anstand zu appellieren?«
    »Kommen Sie mir nicht damit«, sagte Vicky schroff. »Ich weiß genau, worauf Sie hinauswollen. Gleich werden Sie mir vorjammern, daß Sie mir in der letzten Nacht das Leben gerettet hätten…«
    »Jammern ist nicht meine Art, aber ich gebe zu, daß man es so formulieren könnte. Ja, ich rettete Ihnen das Leben. Wenn ich in der vergangenen Nacht nicht geschossen hätte, als Touchy nach dem Stromhebel griff, gäbe es keine Vicky Ramsgate mehr.«
    »Sie haben aber geschossen«, sagte Vicky hitzig. »Es war Ihre Pflicht. Sie sind G-man. Sie werden dafür bezahlt!«
    »Vielen Dank für die Belehrung«, sagte ich. »Offen gestanden geben Sie mir Rätsel auf.«
    »Welche Frau möchte keine Sphinx sein?« spottete sie.
    »Sie waren mit einem fähigen, tüchtigen Kriminalbeamten verheiratet«, sagte ich. »Obwohl Sie ihn kaum liebten, fühlten Sie sich verpflichtet, seinen Tod zu rächen. Sie töteten seinen Mörder und waren sogar entschlossen, dessen Hintermann aus dem Wege zu räumen. Und jetzt benehmen Sie sich wie die- übelste Gangstermolly.«
    »Sie dürfen nicht glauben, daß ich mich in dieser Rolle wohl fühle«, sagte Vicky bitter. »Ich mußte Paul rächen. Ich mußte es einfach tun! Aber seitdem ich weiß, daß man mich als Mörderin kennt und bestrafen will, denke ich nur noch an meine Flucht. Ich habe für Paul getan, was ich konnte. Niemand kann von mir verlangen, daß ich nun auch noch zwanzig Jahre meines Lebens opfere. Ich wäre eine alte Frau, ehe sich vor mir die Gefängnistore öffneten.«
    »Es wäre klug gewesen, vorher daran zu denken«, stellte ich fest.
    »Es ist nun mal geschehen«, sagte Vicky unwirsch. »Folgen Sie mir jetzt in den Keller!«
    Ich war ganz ruhig. Mein Plan lag fest. Er beruhte auf dem einfachen Umstand, daß Vicky einen Bademantel trug — einen sehr langen Mantel, der ihr um einige Nummern zu groß war. Bei einem raschen Zurückweichen mußte ihr das Kleidungsstück zwangsläufig zum Verhängnis werden.
    »Ich bin recht froh darüber, daß Sie mir diesen interessanten Einblick in Ihr Innenleben gestatteten«, spottete ich. »Ich kann nicht behaupten, daß er mich überwältigte. Jetzt reden wir Fraktur miteinander!«
    Ich ging auf sie zu. Vickys Augen weiteten sich erschreckt. Sie hob die Pistole um einige Millimeter und verkniff ein Auge, als ob sie schießen wollte. »Stehenbleiben!« schrie sie.
    Ich grinste nur. »Ich denke nicht
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