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Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Titel: Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod
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Rothaarige, die Sie hergelotst hat, werde ich kurzen Prozeß mit Ihnen machen und mich nach einem anderen Vermittler Umsehen. Für uns gilt nicht die diplomatische Immunität.«
    Der starke Lichtstrahl erlosch endgültig. »Wie soll ich hier herauskommen?« schrie Diaz zur Decke. Er erhielt keine Antwort, aber kurz danach flammten die trüben Glühlampen im Heizungsraum und dem Kellergang auf. Der Südamerikaner sah die schwarze Öffnung in der Decke.
    Durch den Gang erreichte er die Stahltür. Als er sie öffnete, dröhnte ihm die Musik entgegen. Nichts hatte sich im Half and Half geändert. Niemand beachtete ihn. Eilig verließ er das Lokal.
    ***
    Ich kam vom Werksgelände der Air Trust Company. Der bewaffnete Pförtner legte die Hand an die Mütze und pfiff einen Wagen des Bereitschaftsdienstes heran. Der Wagen brachte mich zum Bahnhof von Nashville. Als der Tennessee-Washington-Expreß in die Halle glitt, stand ich auf dem Bahnsteig, den Mantel über dem Arm, in der linken Hand eine braune Aktentasche, die durch ein lederumwickeltes Stahlband fest mit meinem Handgelenk verbunden war.
    Zum sechstenmal benutzte ich die Strecke, und ich fand das Spielchen inzwischen höllisch langweilig. Seitdem einige Industriefirmen, die für die militärische Sicherheit der USA arbeiten, wichtiges Material dadurch verloren hatten, daß ihre Ingenieure, Chemiker oder auch Kuriere auf dem Wege nach Washington umgebracht worden waren, lief die Maschinerie der Spionageabwehr auf Hochtouren. Ich war nur ein Rädchen in dieser Maschinerie, oder anders ausgedrückt: Ich war der Wurm an dem Haken einer ausgeworfenen Angel.
    Die Air Trust Company hatte mich offiziell als Nachfolger für den ermordeten Ingenieur Melvin Blair eingestellt. Wie Blair fuhr ich einmal wöchentlich im Tennessee-Washington-Expreß in die Bundeshauptstadt, trug die Aktentasche ins Verteidigungsministerium und blieb sechs oder sieben Stunden dort, obwohl es im Pentagon für mich nicht das geringste zu tun gab, denn ich verstand nichts von den Erfindungen, an denen Blair zuletzt gearbeitet hatte. Außerdem enthielt die Aktentasche nur sogenanntes Spielmaterial, also Konstruktionszeichnungen, Berechnungen, Tabellen, Versuchsberichte, die völlig wertlos waren. Die Zentrale schickte mich lediglich in der Hoffnung zwischen Nashville und Washington hin und her, daß die Gangster mich aufs Korn nähmen und umbrächten, wobei natürlich erwartet wurde, daß ich den Versuch im Keim erstickte. Zu diesem Zweck schickten die Chefs in der FBI-Zentrale meinen Freund Phil mit auf die Reise, ohne daß wir ein Wort miteinander sprechen konnten.
    Ich glaubte, daß die Zentrale die Angel mit mir als Köder in einem fischleeren Gewässer ausgeworfen hatte. Zwar waren nach der Ermordung Melvin Blairs noch zweimal Kuriere überfallen, getötet und beraubt worden, aber ich hielt es für unwahrscheinlich, daß sich die Verbrecher noch einmal den Ingenieur der Air Trust Company als Opfer wählen würden. Aber Washington hatte nun einmal beschlossen, mich auf den Haken zu spießen, und so blieb mir keine andere Wahl, als meine Rolle so gut wie möglich zu spielen.
    »Abteil 21« stand auf meinem Reservierungsticket. Wie fast in allen großen Fernzügen war auch hier der Waggonschaffner ein Neger. Als ich ihm das Ticket reichte, bemerkte ich, daß seine Blicke an der Aktentasche hängenblieben.
    »Irgend etwas Besonderes daran?« fragte ich. Er rollte mit den Augen. »Sir, vor fast zwei Monaten bestieg in Nashville ein Mister diesen Waggon, der genau solch eine Tasche trug.« Seine Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Er wurde ermordet.«
    »Ich weiß. Der Unglückliche hieß Melvin Blair, und er war mein Vorgänger. Waren Sie in jener Nacht Waggonschaffner?«
    Er nickte und preßte gleichzeitig die Hand aufs Herz. »Ich hatte nichts damit zu tun. FBI-Beamte verhörten mich wochenlang. Sie stellten meine Unschuld fest.«
    Nummer 21 war nicht anders eingerichtet als Nummer 18, in dem Blair umgebracht worden war. »Soll ich Ihnen das Essen servieren, Sir? Ihr Vorgänger wünschte wegen der Tasche hier zu essen.«
    »Ich werde in den Speisewagen gehen. Die Hundekette ist lang genug, daß ich eine Gabel zum Mund führen kann.« Wenig später suchte ich mir, die angekettete Tasche in der Hand, einen Platz im Speisewagen, der gut besetzt war. Eine Menge neugieriger Blicke trafen das Stahlseil. Ich hatte nichts dagegen. Ein Wurm, der am Haken zappelt, erregt leichter die Aufmerksamkeit der
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