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Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Titel: Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod
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auszubrechen versuchst. Ich bin so tief in diese Sache eingestiegen, daß ich nichts mehr zu verlieren habe.«
    »Wird der Boß im Zug sein?«
    »Ich weiß es nicht!« Er dachte eine Sekunde lang nach. »Ich wette, daß er noch nicht im Zug ist. Er wird sich ausgerechnet haben, daß immer noch irgend etwas mit dir und uns schieflaufen könnte, und er wird erst in diesen Zug einsteigen, wenn er sicher sein kann, daß alles nach seinem Plan verlaufen ist. Dann aber wird er kommen. Warum sonst hätten wir dich in den Zug bringen sollen?«
    Das gab den Ausschlag. Ob im Expreß oder auf dem Bahnsteig, meine Aussichten blieben gleich schlecht, aber bevor ich die letzte, verzweifelte Aktion startete, wollte ich den Boß sehen.
    »Ich werde mich friedlich verhalten«, sagte ich.
    Dought kam zurück. »Die Fahrkarten«, meldete er. »Für uns wurde Abteil D 56 reserviert.«
    ***
    Der South-Expreß hielt nur zwei Minuten in Greenville. Niemand außer uns bestieg den Zug. Ein wenig Post wurde verladen, dann gab der Bahnhofschef das Abfahrtssignal. Nahezu unmerklich und sanft wie ein Kinderwagen setzte sich die lange, silbern glänzende Waggonschlange in Bewegung.
    Raf Dought hielt dem Waggonschaffner die Tickets hin. Holgren stand so dicht hinter mir, daß ich den Druck des Pistolenlaufes in seiner Manteltasche in meinem Rücken fühlen konnte. Der Schaffner, ein Neger, öffnete die Tür des reservierten Waggons. »Hier, bitte!«
    Holgren drängte mich an ihm vorbei, wandte sich um. »Wir läuten, wenn wir etwas benötigen!« Er zog die Tür zu und verriegelte sie von innen, schob den Hut in den Nacken und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. »Puh, G-man, ich habe nicht damit gerechnet, daß du ruhig bleiben würdest. Warum hast du in Greenville nicht Krach geschlagen?«
    »Aus Neugier! Ich will den Boß sehen.«
    »Nimm ihm den Mantel ab, Raf. Hänge ihn so auf, daß wir seine Hände damit verdecken können. Willst du ’ne Zigarette, G-man?«
    Holgren war so erleichtert, daß er mich fast so behandelte, als gehörte ich zu seinem Verein. Dought zog die Vorhänge vor. Außer Zigaretten bot mir Holgren auch einen Schluck Whisky aus der Taschenflasche an. Ich lehnte ab.
    Der South-Expreß raste mit steigender Geschwindigkeit durch die Nacht. Wir warteten darauf, daß sich irgend etwas ereignete. Einmal wurde an unsere Tür geklopft, aber es war nur der Negerschaffner. Holgren schickte ihn zurück.
    Als der Expreß Stunden später in Dallas einlief, wurde Holgren unruhig. Sie verdeckten meine Hände mit dem Mantel, und der Gangster befahl mir grob, mich so zu benehmen, als schliefe ich.
    Der South-Expreß hatte in Dallas etwas über dreißig Minuten Aufenthalt, aber Holgrens Unruhe besserte sich auch nicht, als der Zug wieder anrollte und durch Texas’ Weiten nach Süden raste.
    »Erwartet der Boß, daß ich den G-man über die Grenze bringe?« fluchte er. »Die Zöllner werden verdammt die Augen aufreißen, wenn sie seinen Handschmuck sehen.«
    Eine Bewegung an der Tür ließ ihn herumfahren. Der Knauf wurde gedreht, obwohl Holgren die Tür verriegelt hatte. »Dieser verdammte Nigger!« knurrte er. Bevor er die Tür erreichen konnte, wurde sie geöffnet. Die wuchtige Gestalt eines großen Mannes füllte den Rahmen aus, aber der Mann war ein Weißer: Joshua Fiebe, Detektiv-Inspektor im Ruhestand.
    ***
    Er kam nicht allein. Hinter seinem Rücken drängte sich die rothaarige Anita Berger in das Abteil. Fiebe hielt noch den Nachschlüssel in den Fingern.
    »Hallo!« sagte er. Die buschigen Augenbrauen zuckten. Holgren starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an. »Sind Sie der Boß?« stieß er hervor.
    »Bestimmt bin ich nicht der Weihnachtsmann.«
    »Aber Sie, Fiebe, haben damals als Inspektor die Untersuchung im Mordfall Anguroo geleitet.«
    »Klar, und ich ließ ’ne Menge Beweise verschwinden, die dich an den Galgen gebracht hätten. Also bedanke dich schön.«
    Er faßte mich ins Auge. »Überrascht, G-man?«
    »Allerdings«, gab ich zu. Er griff hin-' ter sich und zog die Rothaarige zu sich heran. Er tätschelte ihren Arm, wie er es in Govins Kosmetiksalon zu tun pflegte. »Eine ganz harmlose Vergnügungsreise. Ein alter Bursche investiert ein paar Dollar für einen Trip mit einem hübschen Girl.« Er schlug Dought auf die Schulter. »Draußen steht ein Koffer, mein Junge! Hol ihn ’rein!«
    Dought gehorchte und schleifte einen großen Koffer aus Krokodilleder herein. »Jetzt schert euch alle
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