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Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Titel: Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod
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daumennagelgroßes Eisstückchen schwamm noch in der Flüssigkeit. »Ich gewinne meine Wette«, sagte er laut zu sich selbst. Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Juan Diaz drehte sich lächelnd um, blickte aber in das Gesicht eines jungen Negers. Mit einer heftigen Bewegung schüttelte er die Hand ab. Das Gesicht des Negers blieb unbewegt. »Kommen Sie mit!« sagte er.
    »Wohin?« Diaz fühlte, wie ihm der Angstschweiß ausbrach. War er in eine Falle gelockt worden? Er trug nur noch knapp zweihundert Dollar in der Tasche. Dafür lohnte es doch nicht, einen Menschen…
    »Wohin?« fragte er noch einmal.
    Das Gesicht des Negers zerbarst zu einem breiten Grinsen. »Sonderparty!« flüsterte er nahe an Diaz’ Ohr. »Nur für geladene Freunde! Ihre Miß wartet.«
    Der Südamerikaner glaubte zu begreifen. Wenn in diesem Laden LSD und Marihuana verkauft wurden wie anderswo Kaugummi und Zigaretten, lag auch die Veranstaltung einer gepfefferten Party nahe.
    »Ich komme«, sagte er, griff nach dem zweiten Whiskyglas und leerte es auf einen Zug. Den zusammengeschmolzenen Eiswürfel zerknackte er mit den Zähnen.
    Er folgte dem jungen Neger, der sich einen Weg durch die Tanzenden bahnte, als kämpfe er sich durch das Unterholz eines Dschungels. Sie erreichten eine angerostete Stahltür unmittelbar neben dem Podium, auf dem die Musiker saßen. Dahinter öffnete sich ein schmutziger, schlecht beleuchteter Kellergang. Erschrocken drehte sich Diaz um, als die Stahltür ins Schloß fiel. Nur noch gedämpft erreichte der Beat aus dem Lokal sein Ohr.
    »Hier entlang«, sagte der junge Neger. An der Decke des Ganges verliefen Heizrohre und Wasserleitungen, von denen längst jede Farbe abgeblättert war.
    Der Gang mündete in einen quadratischen fensterlosen Raum, der zur Hälfte von einem großen Heizungskessel eingenommen wurde. Die Feuerungstür stand offen. Der Kessel war außer Betrieb.
    »Warten Sie hier!« sagte der Neger. Diaz wurde von Angst geschüttelt. Er stürzte sich auf den Jungen, packte ihn an den Aufschlägen seiner Jacke. »Ich bin Diplomat!« schrie er. »Es gibt einen Höllenskandal, wenn mir etwas zustößt! Bring mich sofort ’raus! Hast du verstanden?«
    Der Neger stemmte die Hände gegen die Brust des Südamerikaners und stieß ihn zurück. Schlagartig erlosch das Licht. Diaz stürzte vor, um sich an seinen Führer zu klammern, aber er prallte hart und schmerzhaft gegen die Armaturen des Heizungskessels. Als er sich aufgerichtet hatte, hörte er nur noch schnelle leichte Schritte, die sich rasch entfernten.
    Diaz murmelte Verwünschungen und Flüche in Spanisch, die der rothaarigen Hexe und seiner eigenen Dummheit galten. Verzweifelt wühlte er in seinen Taschen nach Streichhölzern. Bevor er sie gefunden hatte, traf ihn ein greller Lichtkegel, der von der Decke fiel. Diaz’ Knie knickten ein.
    »Guten Abend, Mr. Diaz«, sagte eine Männerstimme. »Sie machen sich unnötige Sorgen. Niemand will Ihnen die Haut abziehen oder die Brieftasche mit mehr oder weniger Gewalt stehlen. Es dürfte sich auch kaum lohnen.«
    Diaz legte den Kopf in den Nacken, aber das Licht war so grell, daß er nichts dahinter erkennen konnte.
    »Geben Sie sich keine Mühe, Mr. Diaz! Ich möchte mich Ihnen noch nicht zeigen. Ich klebe auch nicht an der Decke, sondern befinde mich einfach eine Etage höher als Sie. Wir unterhalten uns durch die Öffnung, die früher als Koksrutsche diente.«
    »Was wollen Sie von mir?« Diaz’ Stimme zitterte.
    »Ich brauche Ihre Hilfe, und ich biete Ihnen eine gute Bezahlung. Sie sind in Schwierigkeiten. Sie haben etwa fünfzehntausend Dollar Spielschulden. Außerdem fehlen nach meiner Schätzung einige tausend Dollar in der Propaganda-Kasse Ihrer Botschaft, die Sie verwalten. Ich nehme an, daß es höchstens noch zwei oder drei Wochen dauert, bis Sie auffliegen und in Ihre Heimat zurückgeschickt werden. Über die Justiz in Ihrem Land wissen Sie besser Bescheid als ich. Da Ihr Land von einem Diktator regiert wird, fürchte ich, daß man Sie entweder kurzerhand aufhängen oder in einem Gefängnis verschimmeln lassen wird. Was würden Sie vorziehen, Mr. Diaz?«
    »Gehören Sie zur Oppositionsgruppe?«
    Der Mann hinter dem Lichtkegel lachte. »Hören Sie nicht, daß ich ein waschechtes Amerikanisch rede? Ich will Ihrer Kaffeerepublik auch keine Waren verkaufen, mein Junge. Meine Geschäfte zielen in eine andere Richtung. Noch sind Sie der zweite Militärattache Ihres Landes, obwohl ich verdammt nicht
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