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Jerry Cotton - 0549 - Ich und der schleichende Tod

Jerry Cotton - 0549 - Ich und der schleichende Tod

Titel: Jerry Cotton - 0549 - Ich und der schleichende Tod
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mal!«
    Die beiden Männer in den blauen Kitteln sahen sich erschrocken an. Der Narbige erkannte sofort ihren Vorteil. Der Streifenwagen stand in die andere Fahrtrichtung und mußte folglich erst einmal wenden, was in der engen Straße nicht leicht sein konnte, bevor er sie hätte verfolgen können.
    »Nichts wie weg!« rief der Mann mit der Narbe und schlug schnell die Ladetür zu.
    Sie liefen nach vorn und sprangen in die Führerkabine. Der Streifenpolizist sah sie verblüfft an. Er hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt und holte tief Luft, um ihnen einen Befehl zuzurufen. Aber seine Stimme ging unter im Lärm des aufheulenden Motors. Mit kreischenden Profilen schoß der blaue Lieferwagen davon. Der Narbige sah sich, während er schon anfuhr, noch einmal um. Gerade hastete der Cop zurück zu dem schwarzen Dienstwagen.
    »Nun fahr doch!« rief der zweite Mann.
    Der Narbige trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch und sah ein zweites Mal zurück. Der Streifenwagen fuhr an und hatte die Räder eingeschlagen, um zu wenden. Er kommt nicht herum, dachte der Narbige, nicht mit einemmal. Er muß mindestens einmal zurücksetzen.
    »Paß auf!« schrie sein Komplice.
    Der Mann mit der Sichelnarbe riß den Kopf nach vorn. Sie waren keine fünf Yard mehr von dem Fußgängerüberweg entfernt, und mitten auf der Fahrbahn stand ein kleiner Junge, der ihnen entsetzt und erstarrt entgegenblickte.
    Der Narbige versuchte es gar nicht erst. Er nahm den Fuß nicht vom Gaspedal.
    ***
    Der Captain sah aus wie ein Denkmal. Er stand breitbeinig und mit gewölbter Brust vor den angetretenen Patrolmen und Sergeanten. Er hatte seine übliche Morgenansprache an die bald ausschwärmenden Streifenbeamten beendet und wandte sich jetzt dem Neuling des Reviers zu, dem Patrolman Jimmy Donnagan.
    »Sie sind in ein ruhiges Revier gekommen, Donnagan«, sagte er. »Bei uns gibt es den üblichen Kram, aber keine wüsten Dinge. Im Verhältnis zu anderen Revieren können wir froh sein. Und es sollte unsere Aufgabe sein, dieses Verhältnis in unserem Bezirk zu bewahren. Wir dulden keine Radaubrüder, keine wahnsinnigen Autofahrer, keine organisierten Rauschgiftsüchtigen und so weiter. Ich erwarte von Ihnen, Donnagan, daß Sie höflich und entgegenkommend zu unseren Bürgern sind, aber auch, daß Sie scharf durchgreifen, wo Sie den Eindruck gewinnen, es könnte jemand auf den Gedanken kommen, in unserem Bezirk könnte man sich ungeniert austoben. Sie fahren heute morgen mit Sergeant O’Brien. Bevor Sie ihm dumme Fragen stellen, sage ich Ihnen lieber gleich, daß er zu den sprichwörtlich gewordenen Iren gehört, die ausgewandert und Polizisten geworden sind. Aber er ist längst ein Bürger dieses Landes, und ich bitte mir aus, daß Sie ihn nicht mit irischen Witzen zu frotzeln versuchen. Bei uns gibt es keine Rassenprobleme und keine religiösen. Hier zählt nur, ob einer ein guter Cop ist oder ein schlechter. Wer ein schlechter ist, wird bei mir wenig Freude haben. So, das wär’s für heute. Guten Morgen, meine Herren! Machen Sie dem 76. Revier Ehre!«
    Der Captain verschwand in seinem Arbeitszimmer, gefolgt von seinem Schatten, dem hageren Lieutenant Ailsley. Die Versammlung löste sich auf. Tom O’Brien trat auf den Neuling zu und bot ihm die Hand.
    »Ich bin O’Brien«, sagte er. »Der Ire, über den man keine Witze machen darf. Würde vorschlagen, daß du Tom zu mir sagst.«
    »Nett, Tom. Ich heiße Jimmy. Hält der Alte täglich solche Reden?«
    »Mindestens täglich. Wie alt bist du?«
    »Zweiundzwanzig. Frisch von der Polizeischule.«
    »Ich bin sechsunddreißig. Wir sind für den vierten Revierwagen eingeteilt. Die erste Tour fahre ich, damit du dich umsehen kannst. Bei der zweiten übernimmst du das Steuer. Einverstanden?«
    »Klar, Tom.«
    Sie drückten sich die Schirmmützen auf den Kopf und polterten mit ihren schweren Stiefeln die Stufen der hinteren Treppe in den Hof hinab, wo die ersten Streifenwagen des 76. Reviers gerade anfuhren.
    Sergeant O’Brien setzte sich ans Steuer und ließ den schwarzen Oldsmobile als letzten zum Hoftor hinausrollen. Es war ein Herbstmorgen mit leicht verhangenem Himmel, durch den die Sonne immer nur für ein paar Minuten durchbrach. Immerhin sah es nicht nach Regen aus, und das war schon etwas.
    »Dauert es lange, bis man sich an das Gewicht des Revolvers gewöhnt hat?« wollte Donnagan wissen, der unruhig auf seinem Sitz herumrutschte und nicht wußte, wie er die Gürtelhalfter zurechtrücken sollte,
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