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Jerry Cotton - 0516 - Der Satan nimmt kein Trinkgeld an

Jerry Cotton - 0516 - Der Satan nimmt kein Trinkgeld an

Titel: Jerry Cotton - 0516 - Der Satan nimmt kein Trinkgeld an
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dich anständig benimmst, geht es dir recht gut. Hin und wieder bekommst du dann auch deine Spritze.«
    Die Einleitung war von prägnanter Kürze. Ich wußte jetzt, woran ich war. Mr. High, der nach einigem Zögern meinen gestrigen Plan doch noch bewilligt hatte, war in seinen Vorbereitungen wieder einmal sehr umsichtig gewesen. Ich besaß genaue Atteste, aus denen hervorging, daß ich hochgradig rauschgiftsüchtig war, und unser Maskenbildner hatte einiges dazu getan, um das Bild zu vervollkommnen.
    Nur mein Name und mein Beruf waren nicht geändert worden. Die Wahrscheinlichkeit, daß mich einer der Insassen kannte, war viel zu groß. Deswegen hatte ich ganz einfach einen rauschgiftsüchtig gewordenen G-man zu spielen.
    Ohne ein weiteres Wort zu sagen, packte mich der Wärter am Arm und führte mich einen langen Gang hinunter.
    Erst ärgerte ich mich. Der Bursche behandelte mich tatsächlich wie einen kompletten Idioten. Aber dann mußte ich grinsen. Sollte er mich ruhig so wie die anderen Süchtigen einschätzen.
    Wir kamen an mindestens zwanzig Türen vorbei. Keine hatte eine Klinke. Schließlich landeten wir in einem Raum, in dem zwei Schwestern warteten.
    »Das ist der Neue«, verkündete der Wärter. »Gib den Damen mal die Hand und stell dich vor!« sagte er zu mir.
    Ich hatte verdammte Mühe, ernst zu bleiben.
    »Ihre Personalien«, forderte eine der Schwestern mit reizendem, aber auch sehr mitleidigem Lächeln.
    »Jerry Cotton, Special Agent des FBI New York«, sagte ich laut.
    Der Wächter lachte laut und schallend los. »Das ist ja wieder so ein Knabe wie der von Zimmer vierundvierzig. Der glaubt nämlich, Rockefeiler zu sein!«
    Die Krankenschwester schüttelte mißbilligend den Kopf. »Richie!« sagte sie, »in diesem Fall stimmen die Angaben wirklich!«
    Sein grobknochiges Gesicht verzog sich ungläubig. Offenbar sollte das ein entschuldigendes Lächeln sein.
    »Verzeihung, Sir. Sie sind wirklich ein G-man? Ich… ich, verdammt, das hätten Sie sofort sagen sollen!«
    Die Krankenschwester nahm mir die Antwort ab. »Natürlich, Mr. Cotton ist ein G-man. Aber er ist genauso krank wie unsere übrigen Patienten. Deshalb ist er bei uns. Bringen Sie Mr. Cotton in den Gemeinschaftsraum!«
    »Okay«, nickte Richie und brachte mich aus dem. Zimmer. Diesmal ging er vor mir her. Wieder kamen wir über einen langgestreckten Flur, der, nachdem wir zwei Türen mit Wärtern passiert hatten, in einer großen Halle endete.
    Auf Stühlen und Sesseln saßen ungefähr zwanzig Männer in dem Raum. Neugierig starrten sie mich an.
    »Damit ihr Bescheid wißt, der Neue ist ein G-man«, verkündete Richie sofort in seiner intelligenten Art, schob mich in den Raum und schloß die Tür von außen.
    Die Neugier in den Augen der Männer wich schlagartig haßerfüllten Blicken.
    Ich suchte mir einen Stuhl am Fenster aus und gab mir Mühe, den anderen Insassen des Raums keine besondere Beachtung zu schenken.
    »Sie haben uns einen Schnüffler auf den Hals gehetzt«, schimpfte plötzlich einer von ihnen.
    Ich schaute mir den Mann aufmerksam an. Seine Haut war unter der Dauereinwirkung des Heroins wie Leder geworden. Die Backenknochen stachen fast durch das gelbliche Pergament seiner Wangen. Der Mann war hochgradig süchtig.
    Ich dachte an meine Aufgabe und an die Vorkehrungen, die der Maskenbildner mit mir getroffen hatte. Langsam ging ich auf den Sprecher zu, zog mein Jackett auf und krempelte den Hemdsärmel meines linken Armes hoch.
    »So«, sagte ich laut. »Ich bin also hier, weil ich schnüffeln soll, was?«
    Mit einer schnellen Bewegung hielt ich dem Wortführer meinen Arm genau unter die Nase. Er starrte auf viele gelbe Punkte auf der Haut. Punkte, die bei Heroinsüchtigen ein typisches Merkmal sind, in diesem Fall aber von unserem Experten künstlich hervorgerufen worden waren.
    »Bleiben Sie immer- noch bei Ihrer Behauptung?« fragte ich den Mann, nachdem er meinen Arm eingehend gemustert hatte.
    »Er ist okay«, sagte der Lederhäutige zu seinen Leidensgenossen. »Dieser G-man ist mindestens ebenso süchtig wie wir. Wenn ich mir überlege, was der sich da in den Arm gejubelt hat, wirklich, eine ganz beachtliche Ration.«
    Nach diesen Erläuterungen verschwand das Mißtrauen in den Augen der anderen genauso schnell, wie es gekommen war.
    Der Lederhäutige wandte sich zu einem Mann, der in der rechten Ecke des Raumes saß und mir bislang noch nicht die geringste Beachtung geschenkt hatte.
    »Er ist ein G-man, Patterson.
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