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Jerry Cotton - 0503 - Rascher Tod durch Jimmy Brown

Jerry Cotton - 0503 - Rascher Tod durch Jimmy Brown

Titel: Jerry Cotton - 0503 - Rascher Tod durch Jimmy Brown
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aber in diesem Augenblick brachten zwei Sergeanten von der Mordkommission Manhattan West einen jungen Mann herein.
    Sie grüßten und stellten sich wie zwei Schildwachen neben die Tür, »Ist er das?« fragte ich überflüssigerweise.
    »Das ist der Mörder. Name unbekannt, er verweigert die Aussage, beteuert nur immer wieder seine Unschuld. Aber das kennen wir ja, Mr. Cotton. Ich habe mal einen verhaftet, der hat…«
    Ich stoppte seinen Redefluß. Angeber konnte ich nicht vertragen. Und die selbstsicheren ganz besonders nicht. Wenn sie sich dann noch in meinem Büro aufspielten, als ob sie hier zu Hause wären, gingen mir die Jalousien herunter.
    »Okay«, sagte ich. »Sie können draußen warten. Oder gehen Sie meinetwegen in die Kantine, — auf meine Kosten.«
    Sie sahen nicht gerade sehr geistreich aus, als sie die Tür hinter sich zumachten. Phil mußte ihnen vorher noch den Empfang des Gefangenen quittieren.
    »Setzen Sie sich«, sagte ich zu dem Mann. »Mögen Sie eine Tasse Kaffee?«
    Er blickte mich an, als ob ich ein Mondkalb wäre. Er setzte sich, aber nur vorsichtig auf die vordere Kante.
    Phil löste seine Handfesseln. Den Schlüssel hatten ihm die beiden Kriminalbeamten übergeben.
    »Zigarette?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Sie brauchen mir Ihren Namen nicht zu sagen«, fuhr ich fort. »Sie brauchen mir überhaupt nichts zu erzählen, wenn Sie nicht wollen. Das liegt ganz bei Ihnen. Nur«, — ich machte eine kleine Pause und blickte ihm fest in die Augen — »wenn wir Ihnen helfen sollen, müssen Sie uns wenigstens eine Darstellung geben, so, wie es sich nach Ihrer Meinung abgespielt hat.«
    »Helfen«, sagte er bitter. An seinem Tonfall erkannte ich gleich den Osteuropäer. »Helfen? Sie wollen mich fertigmachen. Vernichten, weil ich ein armes Schwein bin und illegal…«
    Ich nickte. »Also soviel wissen wir jetzt. Sie sind illegal in die Staaten eingewandert. Haben also keine Papiere, wahrscheinlich auch keine Arbeit und nur sehr viel Angst.«
    »Ja«, sagte er. Und es klang wie eine Erlösung.
    »Möchten Sie nicht vielleicht doch eine Tasse Kaffee und eine Zigarette?«
    »Ich weiß nicht, warum Sie so freundlich zu mir sind«, sagte er in seiner holprigen Sprechweise. »Aber… aber wenn Sie mir vielleicht ein Stück Brot…«
    Phil machte über die Sprechanlage eine Bestellung, goß Kaffee ein und fragte: »Milch und Zucker?«
    Psychologisch war das genau der richtige Ton. Der junge Mann mußte das Gefühl bekommen, daß er ein Mensch war und auch als solcher behandelt wurde.
    Er nickte dankbar.
    Ich ließ ihm Zeit und wartete, bis er die Tasse leergetrunken hatte.
    »Nun, Mr…«
    »Ich heiße Sergej.«
    »Okay, Sergej, — und wenn Sie wollen, erzählen Sie uns jetzt, was passiert ist. Es wird noch eine Weile dauern, bis das Essen her auf gebracht wird.«
    »Seit acht Wochen bin ich in New York. Ich… ich bin mit, — entschuldigen Sie, aber ich möchte nicht, daß der Kapitän, der mich herübergebracht hat…«
    »Geschenkt«, sagte ich lächelnd.
    »Ich… ich hatte eine Adresse, an die ich mich wenden sollte. Aber der Mann war nicht da. Statt dessen empfing mich ein anderer, ein Amerikaner. Aber ich weiß den Namen nicht.«
    Ich steckte mir eine Zigarette an und lächelte ihm zu. Ermunternd und freundlich, so wie er es brauchte.
    »Ich hatte kein Geld, nichts zu essen, kein Zimmer. Ich brauchte Arbeit und deshalb, deshalb nahm ich den Vorschlag an.« Er blickte erst auf mich, dann auf Phil. Als er in unseren Gesichtern nichts weiter las als Interesse, fuhr er fort:
    »Gewiß, — ich wußte, daß es keine ehrliche Arbeit war. Ich arbeitete nur nachts, im Freihafen. Ich lud Kisten aus und am anderen Tag wieder ein. Tagsüber schlief ich mit fünf anderen in einer schäbigen Baracke. Auf die Straße durften wir nicht. Die anderen waren auch von drüben, Illegale, so wie ich. Und dann passierte das mit Woljy.« Er machte eine Pause. Als wir auch jetzt nicht wissen wollten, wer Woljy war, redete er weiter:
    »Ich hielt es nicht mehr aus. Mit Mord wollte ich nichts zu tun haben. Gleich am ersten Tag merkte ich, daß sie hinter mir her waren. Pjelna rettete mich. Pjelna…«
    Sein Kopf fiel nach vorn, und er weinte haltlos.
    Wir stellten uns ans Fenster und blickten in die Nacht hinaus.
    Als er sich beruhigt hatte, gingen wir auf unsere Plätze zurück.
    »Pjelna… Pjelna ist meine Verlobte. Sie… sie ist das Mädchen, das ich… das ich…«
    »Wir wissen, was man Ihnen zur Last legt«,
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