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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
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müssen, mich daran zu halten. Mehr tun auch die Menschen nicht. Was sie können, kann ich auch.“
    „Was ist mit den Männern, die an den Ausläufern der Macht operieren? Sie könnten dich entdecken.“
    Der Mächtige bedachte die Spinne mit einem hochnäsigen Blick.
    „Sei nicht albern, Esmalyn. Kinder, die im Sandkasten Burgen bauen, sind nichts gegen die Herrschaft einer Weltenwüste.“
    „Du warst lange nicht mehr unter den Menschen, Asnahid. Kinder wachsen heran.“
    „Kinder gehorchen oder kommen in einer Weltenwüste um. Die Männer, von denen du sprichst, werden ihre Rolle schon zugeteilt bekommen.“
    „Was ist mit den Frauen? Ich habe sie schon genauso gefährlich erlebt, wenn auch nicht ganz so feindselig. Sie könnten dich ausmachen und Gegenmaßnahmen ergreifen. Sie haben dich schon einmal aufgehalten.“
    Das Lächeln der Macht wurde starr und spröde. Eine gespaltene Zunge zuckte durch die Luft und verschwand wieder. Macht bedeutete nicht zuletzt, die Wahl zu haben, woran man sich erinnern musste und woran nicht.
    „Die Frauen spielen ihre Rolle. Ich weiß wohl, dass sie so mächtig und nützlich sein können wie Männer. Nur ihre eigenen Männer haben es über die Jahrhunderte vergessen. Die menschliche Rasse hat sich irgendwann entschlossen, nur ihr halbes Potential zu nutzen. Aber sowohl die Talente der Männer als auch der Frauen werden wir nutzen, wo sie nützlich sind, und unterdrücken, wo sie stören. Ich plane keine Vernichtung. Doch ich dulde auch keine Einmischung.“
    Das Spinnenwesen bedachte seine Liebe mit einem weiteren Doppellächeln.
    „Wie großzügig von dir.“
    Die Macht lächelte und zeigte dabei lange, spitze Zähne.
    „Mach dich nicht über mich lustig, Esmalyn.“
    „Niemals! Es ist an der Zeit, unsere Anzahl zu vergrößern.“
    „Es ist stets an der Zeit, dies zu tun.“
    „Nachkommen zu erzeugen ist dafür immer noch der plausibelste Weg.“
    „Das ist wohl wahr, doch einen Menschen dafür als Partner auszusuchen scheint mir – wenig ehrgeizig. Wen immer du auswählst, sie werden es nicht mögen. Und vermutlich auch nicht überleben.“
    „Nicht doch, Esmalyn. Wen immer ich auswähle – sie werden es ganz gewiss mögen. Liebstes, ich verstehe die Kunst, andere zu erfreuen.“
    „Asnahid, Liebstes, das ich weiß. Ich erinnere mich mit Freuden daran.“
    „In der Welt der Menschen ist viel Zeit verstrichen, seit ich das letzte Mal dort weilte.“
    „Sie halten dich für einen Mythos.“
    „Sie halten dich für eine Nebenwirkung von Verdauungsbeschwerden.“
    „Das“, klagte das Spinnenwesen, „war nicht nett.“
    „Ich bin nicht dafür bekannt, nett zu sein“, sagte die Macht.
    „Auch dafür liebe ich dich“, antwortete die Spinne.
    „Auf deine weidlich unloyale Art …“
    „Oh, ich bin loyal – auf meine eigene Weise.“
    Der Mächtige lachte.
    „Ich akzeptiere deine eigene Weise – bis zu einem gewissen Punkt, mein Liebstes. Nur bis zu einem gewissen Punkt.“ Die Macht fuhr eine lange, scharfe Kralle aus und betrachtete sie versonnen.
    „Liebe überwindet alle Grenzen“, zitierte die Spinne und klang ein wenig heuchlerisch dabei.
    „Dann muss ich die Liebe sein.“
    Diesmal lachte die Spinne. Dann fuhr sie fort.
    „Selbst wenn man die belanglosen Menschen beiseite lässt, gibt es auch unter unseren eigenen Artgenossen genug, die deine Pläne nicht gutheißen würden. Auch sie mögen dich vielleicht aufhalten wollen.“
    „Niemand kann mich aufhalten, Esmalyn. Man nennt mich die Macht, und diese Macht hat man nun schon jahrhundertelang nicht gespürt. Es ist an der Zeit, das zu ändern.“
    „Meinst du? Zeit ist etwas, worin du keine Übung hast, Asnahid-die-Macht.“
    „Du dafür umso mehr, Esmalyn, mein Kleinchen. Du wirst mir ihre Kniffe schon beibringen. Welches Jahr wird denn geschrieben?“
    „1867, glaube ich. Doch auch ich kenne die Nacht weitaus besser als den Tag.“
    „Dann gibt es für uns beide etwas zu lernen.“
    Esmalyn seufzte. „Vermutlich. Welche Stadt?“
    „München.“
    „Sehr nett. Kenne ich.“
    „Dachte ich mir.“
    „Eine Stadt, in der die brillanten Gedanken begabter Geister im Dunkeln leuchten.“
    „Wie romantisch du sein kannst“, kommentierte der Mächtige.
    Die Spinne kicherte.
    „Es ist schön dort. Vor langer Zeit hatte ich dort einmal fast so etwas Ähnliches wie einen Freund. Für eine Weile.“
    „Eine sehr kurze Weile, wenn er auf dich traf, denke ich. Die brillanten Gedanken begabter
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