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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten
Autoren: Brent Weeks
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zu Boden. Magie löschte alles aus.

98
    Als Kylar zu sich kam, stand er auf dem Dach der Halle der Winde. Der Wolf stand neben ihm, und die Welt hatte den undeutlichen Schimmer, den Kylar mit dem Vorzimmer des Mysteriums in Verbindung zu bringen gelernt hatte. »Ich bin also tot«, sagte er. Er hatte keine Leidenschaft mehr in sich.
    »Nein«, entgegnete der Wolf. »Ich kann in deine Träume kommen.
Es kostet lediglich eine Menge Magie. Ich habe jetzt welche übrig.«
    »Du bist Ezra.«
    Er neigte den Kopf.
    »Was ist dann der Jäger? Ich habe dich in ihm gespürt.«
    »Er ist meine Hybris.«
    Kylar sah ihn an. Das war keine Erklärung.
    »Ich habe versucht, die Arbeit des Dunklen Fürsten selbst zu unterminieren.«
    »Der Dunkle Fürst? Du meinst das bildlich gesprochen, richtig?«, fragte Kylar.
    Er lachte leise. »Du bist immer noch Kylar, oder? Aber keine Sorge, die Hände der Hölle werden noch für fünfzehn oder zwanzig Jahre gefesselt sein. Bis dahin werden der Jäger und ich jeden Tag um Kontrolle ringen. Ich kann nur hier sein, während er schläft.«
    »Was?«
    »Siehst du dies hier, Kylar?« Der Wolf - es fiel ihm immer noch schwer, in ihm Ezra zu sehen - deutete auf die Stadt.
    Kylar warf einen neugierigen Blick in diese Richtung. »So war es, als du hier gelebt hast?« Es war wunderschön, aber Kylar kümmerte es nicht.
    »Es ist real. Es ist das, was ihr bewirkt habt, du und deine Freunde.«
    Kylar sah sich verblüfft mit neuen Augen um. Die Stadt war vollkommen wiederhergestellt, und sie war ein Wunder. Die Straßen waren gerade und perfekt gepflastert. Die Häuser waren makellos, vom größten Herrenhaus bis zu den dicht an dicht stehenden Reihenhäusern im Handwerkerviertel. Springbrunnen pumpten glitzerndes, sauberes Wasser auf alle Plätze in der Stadt. Hängende Gärten flossen über weiße Marmormauern. Die Kuppel
der Halle der Winde war mit gehämmertem Gold bedeckt. Die Burg in der Nähe leuchtete weiß und rot. Die Felder unterhalb der Stadt waren bedeckt mit reifenden Ernten. Die Kais am See und die Schleusen auf dem Fluss waren wieder aufgebaut worden. Der Damm war geschlossen, und die Wasserhöhe stieg. Alle Spuren von Krieg und Tod waren verschwunden.
    »Die Leichen der Krul wurden in Vegetation verwandelt«, erklärte Ezra. »Das ist besser als alles, was Jorsin oder mir je gelungen ist.«
    Überall waren Blumen, an jeder Ecke, an jedem Feld, Reihen wunderschöner, roter Blumen, die aus Knospen brachen. Kylar hatte dergleichen noch nie gesehen oder auch nur eine Blume gekannt, die so früh im Frühjahr blühte.
    »Wie hat Elene Khali gefangen?«, fragte Kylar. »Ich bin mir sicher, dass sie kein magisches Talent besitzt.« Kylar hielt inne. »Besaß, schätze ich.«
    »Bei der Magie geht es nicht nur um die bloße Begabung. Das hast du selbst erfahren. Wann warst du am mächtigsten? Wenn du in Harmonie mit den tiefsten Teilen deines eigenen Geistes gehandelt hast. Elene hat Khali durch Liebe gefangen. Es war eine Liebe, die sagte: Ich liebe dich zu sehr, um zuzulassen, dass du noch mehr Böses tust - nicht nur um deiner Opfer willen, sondern auch um deiner selbst willen. Wenn es eine Zurückweisung gewesen wäre, wäre Khali entflohen und wieder körperlos geworden. Einzig Elenes Liebe war es, die deine Gerechtigkeit möglich gemacht hat. Wenn ich es nicht gesehen hätte, hätte ich nicht geglaubt, dass so etwas möglich ist. Offensichtlich hat Khali es auch nicht geglaubt.«
    Kylar hatte sich zurückgewiesen gefühlt, als Elene ihn verlassen hatte, ohne ihm zu sagen, wo sie hinging oder dass sie schwanger war. Dies warf ein anderes Licht auf ihr Tun. Es war keine Zurückweisung gewesen. Sie hatte lediglich erkannt, dass er nicht
reif genug oder selbstlos genug war, um ihr zu erlauben zu tun, was sie tun musste. Elene hatte Khali nicht genommen, weil sie Kylar zurückwies, sondern weil sie akzeptierte, wer er nicht nur als Mann war, sondern auch als der Nachtengel. Sie hatte Khali nur deshalb gefangen gesetzt, damit Kylar sie töten konnte. Elene hatte geglaubt, dass Kylar am Ende das Richtige tun würde; sie hatte so sehr daran geglaubt, dass sie sich selbst dafür verpfändet hatte. Denn wenn er gescheitert wäre, außerstande, Elene aufzugeben, hätte Khali sie vollends übernommen.
    »Was geschieht jetzt?«, fragte Kylar, dem Tränen über die Wangen rannen.
    »Dein Freund Logan wird zum Hochkönig von Ceura, Cenaria, Khalidor und Lodricar gekrönt werden. Dies hier wird seine
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