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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten
Autoren: Brent Weeks
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Reichweite, dass daneben alle übrigen verblassten. Kylar riss die Augen auf, und er und alle anderen starrten Durzo an, der einen einzigen Finger direkt auf Curochs Spitze gelegt hatte.
    Dann spürte Kylar seinen Platz. Er sang einen Tenor, der sich über die anderen Männer erhob und sich mit Vis Stimme mischte. Er selbst war verblüfft über die Macht seiner Stimme und bemerkte, dass aller Augen auf ihn gerichtet waren, von ebensolcher Ehrfurcht erfüllt, wie sie es gewesen waren, als Durzo in den Gesang eingestimmt hatte. Grimmiger Stolz stand in Durzos Augen.
    Durch den Wohlklang hindurch bemerkte Kylar etwas anderes, das das Ganze durchtränkte. Es war Hoffnung. Und diese Stimme, wenn man es eine Stimme nennen konnte, war ganz und gar Elene. Ihre Hoffnung - selbst während sie starb - ließ in einem jeden von ihnen Hoffnung aufsteigen. Und mit dieser Erkenntnis sah Kylar, dass Curoch kein simples Werkzeug der Magie war. Er war kein Verstärker von magischem Talent. Curoch verstärkte den ganzen Menschen.
    Elenes Leuchtstrahl der Hoffnung, Durzos titanische Entschlossenheit, Dorians Reue und erstaunliche Zielstrebigkeit, Ariels Intelligenz, Logans Mut, Vis Sehnsucht nach einem neuen Anfang, Kylars Liebe zur Gerechtigkeit, die Bande der Bruderschaft und Schwesternschaft, Opfer, Hass auf alles Böse, kämpferische Gefühle und nährende Impulse …
    Und durch das alles hindurch war Liebe das Bindemittel, das die Magie hielt, und Liebe erklang in jeder ihrer Stimmen, und jeder gab auf seine Weise alles.
    Die Halle der Winde selbst reagierte auf die Perfektion der
Magie, die sich innerhalb ihrer Mauern auf baute. Wandteppiche aus farbigem Licht tanzten durch die Mauern, Magie wurde selbst für die nicht mit Magie Begabten sichtbar und verwob sich miteinander. Ein Strahlen hüllte sie ein, und die Magie, die darin wuchs, fand ihr Echo in der Welt. Die Krieger draußen, die in aussichtsloser Lage gegen einen übermächtigen Feind kämpften, verspürten plötzlich Auftrieb.
    Während die Musik weiter erklang, dirigiert von Dorian, konnte Kylar die Partitur vor sich sehen. Sein Gesichtsfeld verbreiterte sich, und er sah nicht nur seinen eigenen Teil - höher, immer höher -, denn eine weitere Stimme wurde benötigt. Eine jenseits aller anderen Menschen in der Halle. Ihre magischen Talente schwollen zu einem Crescendo an, und jeder Einzelne flammte wie die Sonne. Da war so viel Magie in Kylars Blut und in der Luft, dass es beinahe unerträglich war. Er stand in einem Brennofen. Alles, was er hatte, wurde von Curoch aufgesogen, und noch immer verlangte die Magie, die Dorian versuchte, nach mehr.
    Ein fernes Pfeifen erklang, hoch über dem Tosen der Schlacht.
    Kylars Augen öffneten sich flackernd. Er sah Dorian an.
    Der Magier umfasste Curoch fester, ließ den Griff frei und verschob beide Hände so, dass der Griff gen Himmel zeigte.
    Der Mann war von einer Kühnheit, dass Kylar es nicht fassen konnte. Selbst bei all diesen Magiern, die zusammenarbeiteten, hatten sie nicht die Macht, die benötigt wurde, um dies zu beenden. Also hatte Dorian eine Falle gestellt, um ihren Willen mit der einen Bestie zu vereinen, die die Macht hatte, diesen Willen der Welt aufzuzwingen. Kylar war entsetzt. Er konnte nicht einmal alles verstehen, was Dorian zu tun versuchte. Dorian grinste ihn an, und Kylar war sich nicht sicher, ob das, was er in den Augen des Mannes sah, vernünftig war oder wahnsinnig. Durch
die südliche Tür konnte Kylar bis zum Pass nach Torras Bend blicken, und während er zuschaute, erschien ein Streifen aus Feuer.
    Das Feuer überquerte den Fluss und machte sich nicht die Mühe mit einer Brücke. Stattdessen pflügte es durch die Reihen der Krul, ohne langsamer zu werden. Es bewegte sich schneller, als das Auge verfolgen konnte. Kylar konnte sein Voranschreiten nur aufgrund der Wolke aus Staub, Rauch und Blut beurteilen, die ihm folgte; in seinem Kielwasser hinterließ es Leichen. Binnen Sekunden war es von dem fernen Pass dorthin gelangt, wo sich der Schwarze Hügel erhoben hatte. Kylar begriff, warum Dorian die Türen geöffnet hatte: Hätte er es nicht getan, wäre das verdammte Ding direkt durch die Mauern explodiert.
    Das Pfeifen und die Magie schwollen gleichzeitig an. Durch Curoch spürte Kylar für den Bruchteil einer Sekunde den Jäger, als dieser den dargebotenen Griff von Jorsin Alkestes’ mächtiger Klinge ergriff, um sie ihnen zu entreißen. Und Kylar erkannte ihn.
    Ein Donnerschlag warf alle im Raum
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