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Jedes Kind ist hoch begabt: Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen (German Edition)

Jedes Kind ist hoch begabt: Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen (German Edition)

Titel: Jedes Kind ist hoch begabt: Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen (German Edition)
Autoren: Gerald Hüther , Uli Hauser
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akzeptierten ihre Besonderheiten ohne Berührungsängste. Sie verstanden, dass diese Schüler sehr sensibel sind, und ermunterten sie in scheinbar aussichtslosen Situationen. Und ließen sich von ihrem fröhlichen Wesen begeistern. So war plötzlich möglich, was vorher undenkbar erschien.
    Doch in der Regel haben unsere Schulen mit Potenzialentfaltung wenig gemein. Und dass immer noch viele Kinder und Jugendliche als unbegabte Versager gelten, bekümmert die für unser Bildungssystem Verantwortlichen nicht. Was vor allem zählt, sind gute Abschlüsse. Ist die Produktion sogenannter Leistungsträger, die Führung übernehmen sollen. Eine gewisse Menge an Versagern hält jedes Bildungssystem aus, solange es nur genügend Eliteschüler und Universitätsabsolventen hervorbringt, die entscheidende Positionen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu besetzen imstande sind.
    So lautete bislang die Meinung der meisten Bildungsbürger in unserem Land. Deshalb konnte unser Bildungssystem bleiben, wie es war. Und so wird nach wie vor Begabung mit einer guten Schulnote verwechselt. Die Fähigkeit zur Anteilnahme oder die Kunst des Zuhörens sind keine Kategorien, die im Zeugnis oder bei der Besetzung des Studienplatzes eine Rolle spielen. Wer in Deutschland Arzt werden will, muss in Mathe besser sein als im Mitgefühl.
    Das aber ist altes Denken. Damit kommen wir heute nicht mehr weiter. Unsere Schulen sind von gestern. Unser antiquiertes Bildungssystem mit seinen Auswahlkriterien ist den neuen Anforderungen nicht mehr gewachsen.
    Mehr noch: Immer häufiger erweisen sich die sogenannten High Performer als Nieten. Die Musterschüler glänzen mit blendenden Abschlüssen und ausgezeichneten Zeugnissen. Mit Bravour bestehen sie jede Prüfung, sie gehen gerade ihren Weg, und der führt nach oben: Bald schon werden sie die Führung übernehmen. Und doch scheitern viele kläglich an den Anforderungen, die im Berufsleben an sie gestellt werden. Top-Leute, die sorgfältig vorbereitet und gut aufgestellt sind, Einser-Typen, wie man sagt, kommen plötzlich nicht mehr zurecht und enttäuschen die in sie gesetzten Erwartungen.
    Wie kann es sein, dass sie sich in wachsendem Maß als ungeeignet erweisen, die an sie gestellten Anforderungen im Beruf zu bewältigen? Sie haben zwar gelernt, sich höchst effektiv und in kürzester Zeit all das anzueignen, was in Schule und Universität von ihnen verlangt wird, aber sie haben nicht gelernt, komplexe Probleme, Unsicherheiten und Risiken zu meistern. Sie waren immer nur erfolgreich, mussten sich selbst nie in Frage stellen, sind nie gescheitert und wissen nicht, mit Misserfolgen umzugehen. Sie haben nicht gelernt, im Team zu arbeiten, und sind nicht in der Lage, ihre Mitarbeiter zu inspirieren. Sie sind perfekt an ein Leistungssystem angepasst, das klar vorgibt, was zu tun ist. Aber sie können nicht improvisieren, sich einfühlen. Ihnen fehlt die für die wirkliche Entfaltung ihrer Begabungen erforderliche Leidenschaft, die Bereitschaft, eigensinnig neue Wege zu gehen und neue Lösungen zu suchen. Sie sind keine Spitzenkräfte, sondern nur Pflichterfüller geworden.
    Aber die werden heute nicht mehr gebraucht. Menschen, die nur auf sich schauen, auch nicht. Die Zeit der Egomanen ist vorbei. In einer zunehmend komplexen Welt kommt es nicht mehr darauf an, eine Rolle zu spielen, sondern man selbst zu sein. Seine Fähigkeiten zu erkennen und auch fähig zu sein, sich mit anderen zu verbinden. Nicht abzugrenzen. In Beziehung zu treten. Den Kontakt zu suchen. Über seinen Schatten zu springen. Das Strecken zu üben, nicht das Beugen. Zu lernen, sich zu öffnen und nicht zu verschließen. Offen zu sein für neue Lösungen. Informationen immer wieder neu miteinander zu kombinieren. Eigensinn, Kreativität, Querdenkertum und soziale Kompetenz sind die Fähigkeiten, die heute von weitaus größerer Bedeutung sind als im vorigen Jahrhundert. Doch all das kann man nicht auswendig lernen oder durch Leistungskontrollen messen. Auf die Herausbildung dieser besonderen Fähigkeiten sind unsere Schulen und Hochschulen nicht vorbereitet.
    Die Personalchefs der großen, global operierenden Unternehmen haben offenbar als Erste bemerkt, dass sie sich in der Auswahl der begabtesten Bewerber aus Hochschulen und Universitäten nicht allein auf Zeugnisse und Zensuren verlassen können. Zwar suchen sie nach wie vor die besten Absolventen von Harvard, Oxford oder Cambridge aus, aber vor der Einstellung schicken sie die
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