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Je mehr Löcher, desto weniger Käse

Je mehr Löcher, desto weniger Käse

Titel: Je mehr Löcher, desto weniger Käse
Autoren: Holger Dambeck
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interessante Studie mit Löwen im Serengeti Park in Tansania durchgeführt. Karen McComb und ihre Kollegen wollten wissen, wie gut weibliche Löwen zählen können. Die Weibchen leben in Rudeln aus bis zu 20 Tieren. Die Rudel gehen sich in der Regel aus dem Weg, jedes hat sein eigenes Revier. Trotzdem kommt es immer wieder zu Begegnungen – und dabei auch zu teils heftigen Kämpfen. Meist gewinnt das größere Rudel.
    D ie ganzen Zahlen hat der liebe Gott geschaffen, alles andere ist Menschenwerk.
Leopold Kronecker (1823–1891), deutscher Mathematiker
    In der Kommunikation der Löwen spielt das Brüllen eine wichtige Rolle. Löwen brüllen allein – aber auch in derGruppe. Dabei setzt das Gebrüll der einzelnen Tiere nacheinander ein – ähnlich wie beim Gesang eines Chores. McComb und ihre Kollegen hatten sowohl das Gebrüll einzelner Löwen als auch das von Gruppen aus drei Löwen aufgezeichnet. Diese Aufnahmen spielten die Forscher dann Rudeln in 200 Metern Abstand über Lautsprecher vor. Stets bekamen die Weibchen dabei das Gebrüll von Löwen zu hören, die sie nicht kannten.
    Der Lautsprechertrick funktionierte: Die Raubkatzen hörten sehr genau hin und entschieden dann abhängig von der Größe des eigenen Rudels, ob sie sich den vermeintlichen Eindringlingen näherten oder nicht. Brüllte nur ein Löwe aus dem Lautsprecher, dann ging ein Rudel in sieben von zehn Fällen zur Attacke über, sofern es aus drei oder mehr Weibchen bestand. Die Angriffswahrscheinlichkeit lag somit bei 70 Prozent.
    Setzte sich das Gebrüll aber aus drei Einzelstimmen zusammen, waren die Löwen deutlich vorsichtiger. Erst ab fünf Tieren im eigenen Rudel wagten sie in sieben von zehn Fällen den Angriff. Das Lautsprecherexperiment in der Serengeti bewies: Löwen erkennen am Gebrüll, mit wie vielen Feinden sie es zu tun haben. Und ob sie einen Angriff gegen die Eindringlinge wagen, hängt von der Größe ihres Rudels ab. Sie vergleichen also die Zahl der Kämpfer auf beiden Seiten – und nur wenn sie in der Übermacht sind, riskieren sie einen Angriff.

Mengenlehre im Tierreich
    Dass Tiere sehr gut Mengen erfassen und vergleichen können, haben Forscher auch in verschiedenen anderen Experimenten beobachtet. Besonders bekannt sind die Hebelversuche mit Ratten. Die Tiere wurden in einen Kasten mit zwei Hebeln gesetzt. Nur wenn sie den ersten Hebel mehrmals gedrückt hatten und danach den zweiten Hebel, bekamen sie eine Belohnung.
    Die Ratten wussten zu Beginn des Experiments nichts von dem Mechanismus. Sie probierten einfach aus, was passierte, wenn sie die Hebel drückten. Mit der Zeit begriffen sie, wie oft sie den ersten Hebel drücken mussten – je nach Experiment vier-, acht- oder sogar zwölfmal –, und machten dabei kaum noch Fehler.
    In ähnlichen Versuchen haben auch andere Wirbeltiere wie Affen, Delfine und Tauben ihre Zählkünste demonstriert. Und sogar Bienen beherrschen die elementare Mengenlehre. Würzburger Forscher ließen die Insekten auf zwei nebeneinanderstehende Tafeln fliegen. Auf der einen Tafel waren zwei Objekte abgebildet, auf der anderen nur eins. Hinter der Tafel mit zwei Objekten verbarg sich eine Belohnung – ein Schälchen Zuckerwasser. Die Bienen lernten schnell, wo das Futter war, und flogen fortan stets die richtige Tafel an.
    Dann begann der interessante Teil des Experiments. Die Forscher veränderten die Anordnung der Tafeln sowie Anzahl, Farbe und Form der darauf abgebildeten Objekte. Wie reagierten die Bienen? Sie machten alles richtig. Wo auch immer die Tafel mit den zwei Objekten stand und ob es sich bei den abgebildeten Gegenständen nun um rote Äpfel oder gelbe Punkte handelte – stets fanden die Bienen den Weg zum Futter.

    Die Wissenschaftler variierten ihren Versuch noch weiter. Sie trainierten die Bienen mal auf Tafelpaare mit zwei und drei Objekten, dann auf drei und vier Objekte. Stets fanden die Bienen schnell heraus, wohin sie fliegen mussten. Erst als vier von fünf Objekten zu unterscheiden waren, scheiterten die Tiere. »Damit haben wir erstmals nachgewiesen, dass auch wirbellose Tiere zahlenkompetent sind«, sagt Jürgen Tautz von der Würzburger Beegroup.
    Das Bienenexperiment belegte eindrucksvoll, wie gut Tiere abstrahieren können. Zwei Äpfel und zwei Punkte sind für sie das Gleiche – nämlich zwei Objekte. Genauso abstrakt denken auch Babys, wie wir in Kapitel 1 gesehen haben. Sie wundern sich nicht darüber, dass aus einer Puppe und noch einer Puppe einfach so
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