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James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

Titel: James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)
Autoren: Ian Fleming
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schief. Na ja, da kann man nichts machen. Momentan sieht es ganz gut aus. Setzen Sie sich.«
    Bond ging zu dem einzelnen Stuhl, der auf der anderen Seite von Ms Schreibtisch stand. Die grauen Augen starrten ihn an und durch ihn hindurch.
    »Haben Sie sich gut erholt?«
    »Ja, danke, Sir.«
    »Haben Sie so was schon mal gesehen?« M fischte unvermittelt etwas aus seiner Westentasche. Er warf es über den Schreibtisch zu Bond. Mit einem leisen Klappern landete es auf dem roten Leder und lag auffällig glänzend da. Es handelte sich um eine zweieinhalb Zentimeter breite, geprägte Goldmünze.
    Bond nahm sie, drehte sie hin und her und wog sie in seiner Hand.
    »Nein, Sir. Die dürfte etwa fünf Pfund wert sein.«
    »Für einen Sammler fünfzehn. Es ist ein Rosennobel von Edward IV.«
    M fischte erneut in seiner Westentasche herum und warf weitere glänzende Goldmünzen vor Bond auf den Tisch. Dabei warf er auf jede einzelne einen flüchtigen Blick und identifizierte sie.
    »Double Excellente, spanisch, Ferdinand und Isabella, 1510; Ecu au Soleil, französisch, Karl IX., 1574; Double Ecu d’or, französisch, Heinrich IV., 1600; Doppeldukat, spanisch, Philipp II., 1560; Ryder, holländisch, Karl von Egmond, 1538; Quadrupel, Genua, 1617; Double louis, à la mèche courte, französisch, Ludwig XIV., 1644. Eingeschmolzen jede Menge Geld wert. Für Sammler sogar noch mehr, jede etwa zehn bis zwanzig Pfund. Fällt Ihnen auf, was sie alle gemeinsam haben?«
    Bond überlegte. »Nein, Sir.«
    Sie wurden alle vor 1650 geprägt. Der Pirat Bloody Morgan war von 1675 bis 1688 Gouverneur und Oberster Befehlshaber von Jamaika. Die englische Münze ist der Joker in der Gruppe. Sie wurde vermutlich verschifft, um die jamaikanische Garnison zu bezahlen. Abgesehen von dieser Tatsache und den Jahreszahlen könnten diese Münzen aus jedem anderen Schatz stammen, den die großen Piraten anlegten – L’Ollonais, Pierre le Grand, Sharp, Sawkins, Blackbeard. Doch die Experten des Auktionshauses Spink und des Britischen Museums sind sich einig, dass es sich hierbei mit fast hundertprozentiger Sicherheit um einen Teil des Schatzes von Bloody Morgan handelt.«
    M hielt inne, um seinen Pfeife zu stopfen und anzuzünden. Er forderte Bond nicht zum Rauchen auf, und Bond hätte nie gewagt, es unaufgefordert zu tun.
    »Und das muss ein verdammt beeindruckender Schatz sein. Bisher sind im Verlauf der vergangenen Monate fast eintausend dieser und ähnlicher Münzen in den Vereinigten Staaten aufgetaucht. Und wenn die Spezialabteilung des Finanzministeriums und das FBI tausend Stück aufgespürt haben, wie viele wurden dann eingeschmolzen oder sind in privaten Sammlungen verschwunden? Und es tauchen immer noch mehr auf, in Banken, bei Goldhändlern, in Kuriositätengeschäften, aber hauptsächlich natürlich bei Pfandleihern. Das FBI steckt ordentlich in der Klemme. Wenn sie diese Münzen in den Polizeimitteilungen als Diebesgut einordnen, würde die Quelle versiegen. Sie würden eingeschmolzen, zu Goldbarren verarbeitet und direkt auf den Schwarzmarkt weitergeleitet werden. Man müsste den Seltenheitswert der Münzen opfern, aber das Gold würde sofort in den Untergrund wandern. Tatsache ist, dass jemand die Neger benutzt – Portiers, Schlafwagenschaffner, Lastwagenfahrer –, um das Geld überall in den Staaten zu verteilen. Unschuldige Leute. Hier ist ein typischer Fall.« M öffnete eine braune Aktenmappe, auf der der rote Stern für die oberste Geheimhaltungsstufe prangte, und nahm ein einzelnes Blatt Papier heraus. Er hielt es hoch, und Bond konnte durch die Rückseite den eingeprägten Briefkopf schimmern sehen: Justizministerium. Federal Bureau of Investigation. M las laut vor:
    »Zachary Smith, 35, Neger, Mitglied der Bruderschaft der Schlafwagengepäckträger, Adresse: 90b West Hundertsechsundzwanzigste Straße, New York City.« (M sah auf und ergänzte: »Harlem.«) »Die Person wurde von Arthur Fein von Fein Juwelen Inc., 870 Lenox Avenue, identifiziert. Smith hatte ihm am 21. November letzten Jahres vier Goldmünzen aus dem sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert (Einzelheiten liegen bei) zum Kauf angeboten. Fein bot ihm dafür einhundert Dollar, die er annahm. Als er später dazu befragt wurde, sagte Smith, sie seien ihm im Seventh-Heaven-Bar-B-Q (einer bekannten Bar in Harlem) für zwanzig Dollar pro Stück von einem Neger verkauft worden, den er weder davor noch danach noch einmal gesehen habe. Der Verkäufer habe behauptet, jede
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