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Jagd in die Leere

Jagd in die Leere

Titel: Jagd in die Leere
Autoren: K.M. O'Donnell
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es mit seinen Extremitäten zwei Gitterstangen und steckte seinen Kopf herein, was seinem Aussehen eine gewisse Aufgewecktheit – um nicht zu sagen Pfiffigkeit – verlieh.
    »Es gilt noch viele andere aufzuspüren«, sagte es. »Du wirst sicher entschuldigen, daß ich dich jetzt allein lasse. Wir werden später zurückkommen, um Einzelheiten zu besprechen. Ich schlage vor, daß du dich inzwischen ruhig verhältst, Spekulationen möglichst vermeidest und deine psychischen Bedürfnisse einschränkst. Dort, hinter dir, befindet sich eine Reihe von Büchern zu deiner Unterhaltung; abgesehen davon werden wir gelegentlich vorbeischauen. Viel Spaß in deiner neuen Umgebung.« Damit beendete das Wesen die Unterhaltung recht förmlich und stapfte von dannen.
    Zunächst verspürte Della das Bedürfnis zu schreien, aber das würde nichts nützen. Das Wesen hatte gesagt, es sei telepathisch veranlagt, und das hieß, daß es keinen Gehörsinn besaß. (Stimmte das? Sie schien sich da an irgend so etwas erinnern zu können.) Falls es telepathisch war, würde es ohnehin wissen, was sie fühlte, und sich wahrscheinlich einen Dreck um ihr Geschrei kümmern. Und zweitens war Schreien nicht die Methode, die dazu diente, auch nur die kleinste Veränderung herbeizuführen. Es war alles eine Frage der Anpassung.
    Nein, das hieße diese Sachlage zu akzeptieren. Sie war eine Hausfrau aus der Vorstadt mit zuviel Zeit und Energie für Ausschweifungen gewesen: jetzt blieb ihr nichts mehr zu tun übrig. Offenbar war das der Preis, den sie für ihre Verderbtheit zu zahlen hatte. Sie hatte wahrscheinlich irgendeine Droge genommen und litt nun unter einer starken halluzinatorischen Wirkung. Wenn der Rausch nachließ, würde sie in ihrem Bett liegen, in kalten Schweiß gebadet, zu den Flecken an der Decke emporstarren und, auf den leeren Platz neben sich blickend, sich überlegen, wann James wohl nach Hause käme. Das war es: Man verbringt zwanzig Jahre, indem man die besten Teile seiner selbst unbenutzt läßt (sie hatte sich oft, zu oft, gesagt, daß es genau das war, was ihr passierte), und wenn ein gewisser Punkt überschritten ist, ist es zu spät. Wieder war das Ärgerliche an diesem Alptraum seine Banalität – war das wirklich das Beste, was sie tun konnte? War es das wirklich?
    Nach alldem, was sie erlebt hatte – obwohl das meiste schon lange Zeit zurücklag und wahrscheinlich nicht mehr zahlte – und mit der ganzen Qual, die sie manchmal aus ihrem Innern emporsteigen fühlte, und die sie zu dem stummen Wehklagen veranlaßte, von dem sie annahm, daß es das Leitmotiv des Lebens in der Vorstadt sein müsse, mit all dem – hätte sie da nicht etwas Besseres anfangen können?
    Vor vielen Jahren – und das war von Bedeutung – hatte sich ein Junge zwischen ihre Brüste gedrängt, hatte unaussprechliche Dinge mit ihnen angestellt und ihr, stöhnend vor Leidenschaft, das Gefühl gegeben, die begehrenswerteste Frau zu sein, die er je getroffen hatte. Die völlige Irrelevanz dieses Geständnisses blieb noch lange in ihr haften, selbst dann noch, als viele andere Erinnerungen längst verblaßt waren. Sicher, es hatte sie sehr stolz gemacht, dem Jungen ein solches Geständnis zu entlocken. All die anderen gelegentlichen Abenteuer, die sie gehabt hatte, als James außer Haus gewesen war (unglaublicherweise hatte es auch zwei gegeben, die stattgefunden hatten, als er daheim gewesen war und das gleiche mit irgend jemand anderem anstellte), waren Männer gewesen, die sie als die schärfste Frau der Nachbarschaft angesehen hatten. Wie war sie nur in so etwas hineingeraten?
    Oder vielleicht waren die Pilze an allem schuld. Ihr war klar, daß Pilze die kindischsten Zwangsvorstellungen freisetzten. Ja, sie erinnerte sich vage daran, vor nicht allzu langer Zeit über Pilze gesprochen zu haben, was sie mit leichter Neugier erfüllt hatte; vielleicht hat te sie mit Pilzen angefangen, weil sie als ungefährlich galten.
    (Roh mag ich sie aber nicht gerne, dachte sie blödsinnigerweise; sie müssen mit viel Butter in einer Pfanne über offenem Feuer geröstet werden.)
    Sie hätten Kinder haben sollen. Wäre sie in der Lage gewesen, Kinder zu haben (wäre sie nur nicht so ver dammt unfruchtbar gewesen), hätte sie nicht diese gan ze Energie für weiß-Gott-was für eine geistlose Mode erscheinung aufgebracht und Halluzinogene genom men, um so in diesen Schlamassel zu geraten.
    »Ein Teil dringt in den anderen ein«, sprach sie gegen die Wand. Ja, das war
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