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Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Titel: Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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gegenüber hatte ich nie von meiner übersinnlichen Begabung gesprochen. Und daran wollte ich auch vorerst nichts ändern.
    Ich atmete tief durch.
    Mit einer fahrigen Handbewegung fuhr ich mir über das Gesicht.
    "Schreiben Sie darüber!" beschwor mich die alte Dame abermals. "Sie müssen es tun!"
    Ich schaute sie an.
    "Das werde ich!" versprach ich ihr. "Ganz bestimmt."

    *
    "Du glaubst doch nicht, daß an dem Gerede alten Frau etwas dran ist?" fragte Jim Field mich, als wir bereits wieder auf dem Weg zurück in die Redaktion waren.
    "Das wird sich herausstellen, Jim!"
    "Patti!"
    "Haben wir nicht beide bereits Dinge erlebt, die sich mit den Methoden der herkömmlichen Wissenschaft nicht erklären lassen, Jim?" Gemeinsam waren wir wiederholt Zeuge übersinnlicher Phänomene geworden. Und doch blieb Jim diesem Thema gegenüber grundsätzlich skeptisch eingestellt.
    "Mag sein", räumte er ein. "Aber ich bin immer dafür, zunächst das Nächstliegendste anzunehmen..."
    "Und das wäre in diesem Fall, daß diese Frau nicht mehr alle Tassen im Schrank hat..."
    "Findest du nicht?"
    Ich seufzte. "Auf jeden Fall werde ich versuchen, an der Geschichte dranzubleiben."
    "Sofern unser allgewaltiger Chefredakteur nichts dagegen hat!" schränkte Jim ein.
    "Das wird er schon nicht."
    "Ach nein? Sag bloß, du kannst die Gedanken von Michael T.
    Swann lesen?"
    Ich schüttelte den Kopf. "Das nun nicht gerade... Aber er hat den Instinkt eines guten Reporters und wird erkennen, daß das eine vielversprechende Story ist..."
    Jim zuckte die Achseln.
    "Du mußt es ja wissen!"
    "Ganz bestimmt!"

    Wir erreichten eine rote Ampel, und ich schloß für einen kurzen Moment die Augen. Ich erinnerte mich an die Vision, die ich am Trafalgar Square gehabt hatte und allein diese Erinnerung verursachte eine leichte Gänsehaut auf meinen Unterarmen. Diese alte Dame hat recht! ging es mir durch den Kopf.
    "Du wirkst etwas abgespannt, Patricia!" hörte ich Jims Stimme neben mir. "Soll ich fahren?"
    "Die Plätze tauschen? Mitten auf der Kreuzung?"
    "Nun..."
    "Es ist schon alles in Ordnung, Jim."
    "Ganz bestimmt?"
    "Ja."
    Wir quälten uns durch den zähflüssigen Londoner Verkehr, bis wir schließlich die Lupus Street erreichten, wo der Verlag der LONDON EXPRESS NEWS seinen Sitz hatte. Das Verlagsgebäude war ein riesiger Hochhauskomplex. Unsere Redaktion nahm darin ein ganzes Stockwerk ein. Außerdem gab es dann noch das Archiv im Keller - von vielen Mitarbeitern einfach ' die Katakomben' genannt.

    Ich parkte den roten 190er auf dem großen Parkplatz.
    Inzwischen hatte es sogar zu nieseln begonnen. Londoner Wetter der schlimmsten Sorte. Wir beeilten uns ziemlich, um den Eingang zu erreichen, aber dort angekommen klebten mir die Haare trotzdem am Kopf. Ich war so schlau gewesen, meinen Schirm in der Redaktion zu lassen. Und Jim besaß so etwas überhaupt nicht.
    Durch einen langen Korridor ging zu den Aufzügen. Dann hinauf zur Etage der LONDON EXPRESS NEWS. Den größten Teil davon füllte ein Großraumbüro aus, in dem auch ich einen Schreibtisch hatte.
    Michael T. Swann, unser leicht cholerischer Chefredakteur, besaß ein eigenes Büro, dessen Tür im Moment gerade offenstand.
    Er unterhielt sich so lautstark mit dem Spesenprüfer der Rechnungsabteilung, daß man es durch das ganze Büro hören konnte. Nicht einmal das dauernde Geticke der Fernschreiber konnte das übertönen.
    "Ja, glauben Sie vielleicht, man kann ein Millionenblatt zum Nulltarif machen! Was denken Sie denn, wovon wir alle leben? Davon, daß unsere Reporter ihren Job machen können -
    und zwar vernünftig! Ohne um jeden Liter Benzin feilschen zu müssen!"
    Jim Field sah mich grinsend an.
    "Na, da geht's ja mal wieder hoch her!" Er zuckte die Schultern und setzte dann noch mit einem schelmischen Lächeln hinzu: "Es wäre vielleicht nicht gerade klug, jetzt dazwischenzuplatzen und nach einer Gehaltserhöhung zu fragen..."
    "Das wäre wirklich schlechtes Timing!" erwiderte ich.
    Der Spesenprüfer verließ in diesem Augenblick Swanns Büro mit hochrotem Kopf und knallte die Tür hinter sich zu.
    Einen Augenblick später ging die Tür wieder auf und Swann trat heraus.
    Er war breitschultrig und etwas untersetzt. Die Ärmel seines Hemdes waren hochgekrempelt, die Krawatte gelockert.
    Swann war mit ganzer Seele Zeitungsmann. Die LONDON EXPRESS
    NEWS war sein Lebensinhalt. Dem Ziel, diese Zeitung oben zu halten, ordnete er alles andere in seinem Leben unter. Und diesen Einsatz verlangte er
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