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Jack Taylor liegt falsch

Jack Taylor liegt falsch

Titel: Jack Taylor liegt falsch
Autoren: Ken Bruen
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sagen?«
    Ich steckte sie in mein Portemonnaie. Im Portemonnaie war ein Foto, mit einer jungen Frau, die knapp an der Kamera vorbeilächelte. Korkenzieherlocken, die ein Gesicht von adretter Hübschheit umrahmten. Jeff sah es flüchtig und sagte:
    »Ach ja?«
    »War beim Kauf des Portemonnaies inbegriffen.«
    Der Abend wurde zur Party. Ich rief Mrs Bailey in meinem alten Hotel an, und sie erschien mit Janet, der Putzfrau/Kammerkatze/Pisspottschwenkerin. Ein wahrhaft anmutiges Geschöpf im Stand der Gnade. Ein paar Polizisten schauten vorbei und machten mit. Gegen neun brummte der Laden. Ich war auf Bushmills umgestiegen, und alles lief denkbar geschmeidig. Jeff tanzte mit Mrs Bailey, ich walzte mit Janet. Die Polizisten wagten einige Volkstänzchen.
    Après-Fête. Die Kneipe sah aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen.
    Ich war auf meinem harten Stuhl eingeschlafen. Keine gute Idee. Mein Rücken war in die Brüche gegangen. Der Kater schlug tief, schnell und tödlich zu und drosch auf jede meiner Fasern einzeln ein. Ich maulte:
    »Süße Mutter Jesu.«
    Der Wachposten hatte auf dem Tresen gepennt, die unvermeidliche pint Schwarzes neben dem Kopf. Jeff erschien, grüßte:
    »Ein herrlicher Morgen, um es anzupacken, die Herrn.«
    Sadistischer Schweinehund. Er stellte den Fernseh an. Zapste durch die Programme und blieb dann bei Sky News. Wir hörten:
    »Paula Yates wurde tot aufgefunden.«
    Traf mich wie Donner. Ich hatte die verpeilte Maus geliebt. Hörte mal, wie sie sagte:
    »Als Fifi noch ein Baby war, fiel sie zum ersten Mal aus dem Bett, und ich rannte mit ihr zum Arzt. Ich war völlig außer mir. Er sagte, das Kind ist kerngesund. Es trägt nur zu viel Schmuck.«
    Wie konnte man sie nicht lieben?
    Einmal hörte ich, wie Mary Coughlan sagte:
    »Den Blues zu singen ist das eine. Ihn zu spüren hat mich fastumgebracht.«
    Amen.
    Jeff schüttelte den Kopf, starrte mich an, sagte:
    »Was für eine Verschwendung.«
    Aber ich wusste Bescheid. Sein Gesichtsausdruck war bei Müttern in Irland der Länge und der Breite nach höchst beliebt. Er spiegelte die Warnung:
    »Lass dir das eine Lehre sein.«
    Jeff hatte viel zu viel Stil, um es zu sagen. Der Wachposten regte sich, griff nach seinem Glas, trank sorgfältig die Neige aus und schlief weiter. In meiner alten Kneipe, bei Grogan’s, war er mit einem Kameraden am Tresen angebracht gewesen. Der eine am einen, der andere am anderen Ende, identisch gekleidet,
    Schlägermütze
    gefütterte Jacken
    Trevirahosen.
    Zwillingsgetränke. Immer und ewig die halb getrunkene pint Guinness, mit intakter Sahnehaube. Ziemliche Leistung. Mir war nie aufgefallen, dass sie voneinander Notiz genommen hätten. Ich kannte sie nur als die Wachposten. Was sie bewachten, kann man nur vermuten. Vielleicht die alten Werte. Der eine war einem Herzinfarkt erlegen. Der andere hatte sein Quartier verlegt, als Grogan’s den Besitzer wechselte.
    Ich fühlte mich alt. Schlich mich an die fünfzig an, und jedes schlechte Jahr war mir ins Gesicht geätzt. Der Kater legte noch weitere fünf üble Jahre drauf. Jeff fragte:
    »Kaffee?«
    »Hat der Papst einen Rosenkranz?«
    »Ist das ein Ja?«
    Ich ging nach oben. Sie hatten mir die Mansarde gegeben. Sie war sauber, spartanisch. Man konnte, wenn man darauf bestand, sogar ganz bequem einatmen. Die Sonne strömte zum Dachfenster herein. Sie gab mir eine Illusion von Hoffnung. Griff mir meinen Kulturbeutel und machte mich auf die Suche nach einem Badezimmer. Es war frei. Makellos in Schuss, mit einem Crescendo flauschiger Handtücher. Ich sagte:
    » O – – – kay.«
    Riss mir meinen ruinierten Anzug vom Leibe und stieg unter die Dusche. So gut ich konnte, vermied ich einen Blick auf meinen Torso. Zahlreiche Trachten Prügel hatten ein trauriges Vermächtnis hinterlassen. Drehte die Mischbatterie auf siedend heiß und ließ den Schweinehund brüllen. Zog mich wieder ausder Kabine zurück, und meine Haut prickelte. In eins dieserBadetücher gewickelt, überprüfte ich das Medizinschränkchen.
    Tut das nicht jeder?
    Viel Weiberkram. Besprühte mich mit Mum-Deo. Die Dämpfe erstickten mich fast. Schüttelte mir ein paar Familien-Aspirin aus der Flasche und schluckte sie trocken runter. Einen bemerkenswerten Metallflachmann mit Aftershave gab es. Namens Harley. Ich dachte:
    »Och, Jeff.«
    Massierte mir das Zeug in den Bart und sagte:
    »Things go better with coke.«
    Ordnete ein paar Linien auf dem Waschbecken an, holte tief Luft und schnupfte. Wartete kurz,
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