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Jack Taylor liegt falsch

Jack Taylor liegt falsch

Titel: Jack Taylor liegt falsch
Autoren: Ken Bruen
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nicht. Nicht ohne anhaltende Verlegenheit. Er sah gut aus. Seine typischen schwarzen 501er waren blitzsauber. Großvaterhemd, Cowboystiefel und schwarze Wildlederweste. Straff gebundener Pferdeschwanz. Wie ich ging Jeff auf die fünfzig zu. Er sah nicht aus wie ein alternder Rocker. Eine Leichtigkeit in seinen Bewegungen verlieh seinen Klamotten, egal, welchen, Klasse. Ich sagte:
    »Du siehst toll aus.«
    In Irland ist dies meist die Einleitung zu: »Wie wär’s mit einem Darlehen?«
    Ich meinte es aber.
    Er trat einen Schritt zurück, unterwarf mich einer eingehenden Prüfung. Ich trug meinen einen Anzug von Oxfam. Der Anzug war längst gestorben. Ich hatte mir das Haar wachsen lassen und mir den Bart nicht gestutzt. Er sagte:
    »Du siehst scheiße aus.«
    »Danke.«
    Er ging, um der pint die Sahnehaube zu verpassen. Ich setzte mich auf meinen früheren Stammplatz. In der Ecke, harter Stuhl, noch härterer Tisch. Hatte sich nicht geändert. Ich mich aber. Ich sagte zum Wachposten:
    »Kann ich Ihnen eine pint ausgeben?«
    »Muss ich Ihnen dann auch eine ausgeben?«
    »Nein.«
    »Na, meinetwegen.«
    Ich wühlte in meiner Reisetasche, holte Unentbehrliches heraus. Ließ ein Paket auf dem Tisch, stopfte mir alles andere in die Hosentasche, sagte:
    »Jeff, ich geh mal eben strullen.«
    »Nur zu.«
    Ich schloss eine Kabine ab, kniete mich über die Toilette, klappte den Klodeckel herunter, holte das Silberpapier hervor. Ich legte fünf Linien, rollte einen englischen Zehner zusammen und schnoberte schnell. Das Brennen kam sofort. Haute mich gegen die Tür, spürte, wie das Gefrieren mir das Hirn peitschte, quengelte:
    »Heiland.«
    Nach zehn Minuten war ich elektrisch; straffte mich, ging zum Waschbecken. Auf dem Spiegel darüber war das Logo
    SWEET AFTON
    Meine Nase blutete. Ich sagte:
    »Süßer Jesus.«
    Putzte sie mir mit einem Papiertaschentuch ab. Schüttete mir reichlich kaltes Wasser übers Gesicht. Mein Bart nahm unten eine graue Färbung an. Meine Backen waren eingefallen. Ich zog mir die Hose hoch, schnallte den Gürtel ein Loch enger. Zwölfeinhalb Kilo waren runter. Als ich Hurling spielte, war ich noch gebaut gewesen. Kartoffeln und Sport bepacken das Knochengerüst.
    Zurück in die Kneipe. Cathy saß an meinem Tisch. Völlig verwandelt. Ich hatte eine zwanzig Jahre alte Punkmaus mit Fixnarben an den Armen gekannt. Sie sprang auf, sagte:
    »Du bist wieder da.«
    Außer der irischen Begrüßung hatte sie sich noch ganz leicht den hiesigen Singsang angewöhnt. Ihr Kim-Carnes-Schnabel hatte mir besser gefallen.
    Noch eine Umarmung.
    Sie besah mich, sagte:
    »Koks.«
    »Hey.«
    »Du kannst eine alte Giftlerin nicht verscheißern.«
    »Wieso sollte ich das versuchen wollen?«
    »Weil Süchtige das tu n … , sie verstecken sich.«
    Ich setzte mich, nahm einen strammen Zug von meinem Getränk. Gott, war das gut. Cathy beugte sich vor, wischte mir den Schaum von der Oberlippe, sagte:
    »Wir haben dein Zimmer fertig.«
    »Was?«
    »In deiner ersten Nacht musst du bei Freunden sein.«
    »Ich wollte wieder ins Bailey’s.«
    »Kannst du morgen hin.«
    »Na, okay.«
    Sie hatte zugelegt. Ihr Gesicht war wohlgenährt, glänzte sogar. Ich sagte:
    »Du siehst blendend aus.«
    Sie scheute zurück; ich würde schwören, dass sie rot wurde, obwohl ich glaube, dass das eine ausgestorbene Kunstform ist. Sie sagte:
    »Ich bin schwanger.«
    Nach der Gratulationskiste sagte ich:
    »Ich hab dir was gekauft.«
    Ihr Gesicht hellte sich auf, sie bat:
    »Zeig her.«
    Ich gab ihr das erste Paket. Wie ein Kind riss sie es auf. Ein goldener Claddagh-Ring kullerte auf den Tisch. Ich sagte:
    »Ich hab euch beiden einen besorgt.«
    »Ach, Jack.«
    Ich hatte sie einem Typ in einer Kneipe abgekauft.
    Cathy probierte den Ring. Er passte. Sie rief:
    »Schatz, kommst du mal kucken, was Jack gekauft hat?«
    Er näherte sich vorsichtig dem Tisch. Cathy zeigte ihm den Goldring, sagte:
    »Los, probier ihn an.«
    Passte nicht so doll. Er zog unter seinem Hemd eine Kette hervor. Ich konnte eine wundersame Medaille sehen. Er machte die Schließe auf, ließ den Ring über die Kettenglieder gleiten und sagte:
    »Daniel Day-Lewis trägt einen, glaubt, davon wird er Ire.«
    Die Medaille lag auf dem Tisch, wie eine Verheißung, dachte jedenfalls das Koks. Jeff sagte:
    »Jack, nimm sie an.«
    »Die hat wahrscheinlich deiner Mutter gehört.«
    »Es ist für einen guten Zweck. Das würde sie einsehen.«
    »Wenn du es so ausdrückst, wie kann ich da ›nein‹
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