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Isartod

Isartod

Titel: Isartod
Autoren: Harry Kämmerer
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tot«, erklärte sie. »So könnte es gewesen sein.«
    »Also ein Unfall bei einem Sexspiel?«, fragte Mader. »Eine Prostituierte mit Spezialgebiet?«
    »Auf alle Fälle jemand mit einschlägigen Erfahrungen. Abgesehen von den Narben sehr gepflegter Typ. So gefühlsmäßig eher osteuropäisch, um die dreißig. Wenn das wirklich eine Prostituierte war, dann von einem recht exklusiven Escortservice. Nuit Noire gibt es nicht an jeder Ecke. Fragen Sie mal in der Rosenheimer Straße, da gibt es einen ziemlich gut sortierten Laden.«
    Mader nickte. Für das Campingplatzmilieu war das jedenfalls zu avanciert. Da ist sicher eher Polyester angesagt. »Was hatte sie im Magen?«, fragte er.
    »Nicht mehr viel. Die Verwesung ist schon sehr stark fortgeschritten. Das Einzige, was sich sicher klären ließ: Knochensplitter von Hühnerflügeln. Und ein paar Gräten.«
    »Steckerlfisch und Hendl«, murmelte Hummel nachdenklich. »Zumindest das passt zu den Campingheinis. Theoretisch. Wie lange war die Frau im Fluss unterwegs? Eine weite Strecke?«
    Fleischer zuckte mit den Achseln. »Wenn sie eine größere Strecke im Fluss zurückgelegt hätte, müsste die Leiche eigentlich mehr Verletzungen aufweisen.«
    GEBIETERIN
    Meeresrauschen. Nein, es war der Sound der Blechlawine, die auf der Rosenheimer Straße stadteinwärts und stadtauswärts rollte und die Fenster der Gebäude erzitternließ. Als die Tür hinter Zankl ins Schloss klickte, blieb nur ein sanftes Vibrieren. Ansonsten elektrostatische Stille. Zankls Augen gewöhnten sich nur langsam an das gedimmte Licht.
    »Hallo, kann ich Ihnen helfen?«, fragte eine weibliche Stimme aus der Dämmerung.
    »Ich, also, äh, ja …«
    »Zum ersten Mal hier?« Die Besitzerin der Stimme tauchte jetzt hinter einem Kleiderständer auf.
    »Ja. Äh. Schöne Sachen haben Sie hier.«
    »Danke. Suchen Sie was Bestimmtes?«
    »Ja, äh, eine Kollegin, äh, Freundin hat mir Ihren Laden empfohlen … Führen Sie Nuit Noire ?«
    »Oh, die Dame hat einen exquisiten Geschmack. Nuit Noire wird selten verlangt. Oberes Preissegment. Aber hervorragende Qualität, auch im härtesten Einsatz. Dehnbar. Reißfest. Sehr robust.«
    Zankl nickte stumm. Er kam sich vor wie im Baumarkt. Oder im Outdoorladen. So ganz war das nicht das Seine. Die Welt aus Rot und Schwarz, aus Gummi und Leder. Domina’s Heaven in der Rosenheimer Straße. Die fragenden Augen der Verkäuferin, die keineswegs Reizwäsche trug, sondern einen legeren Kapuzensweater. Zankl beschloss, jetzt doch seinen Dienstausweis zu zücken. Entgegen seiner Erwartung war die Verkäuferin hoch erfreut. Eigentlich logisch: Recht, Ordnung, Disziplin.
    »Wie schade, dass ihr Jungs bei der Kripo keine Uniform tragt.«
    »Zumindest haben wir Handschellen«, sagte er und klopfte sich an den Gürtel.
    Die Dame gluckste vergnügt. »Kommen Sie nach hinten. Ich zeig Ihnen, was wir von Nuit Noire haben.«
    Als Zankl wieder im Wagen saß, war er ein bisschen schlauer, aber vor allem 280 Euro ärmer. Zum Einkaufspreis! Er starrte die weiße Papiertüte an. 280 Euro für einen BH und einen Slip. Wahnsinn! Aber das Zeug schaute schon super aus.
    Gut, ermittlungstechnisch hatte er auch ein bisschen was erfahren. Die Wäscheträgerin war keine Kundin hier gewesen. In Domina’s Heaven verkehrten nur Stammgäste. Und zu denen hatte sie nicht gehört. Zankl hatte Gaby – sie waren schnell beim vertraulichen Du gelandet – erklärt, dass es sich bei der Dame auf dem Foto um eine Wasserleiche handelte, die eben Nuit Noire am leblosen Körper trug. Gaby war ziemlich schockiert, aber sehr hilfsbereit und hatte ihm ein paar Spielregeln aus der Sadomasoszene erklärt. Goldene Regel: Wenn jemand Stopp! sagt, dann heißt das auch Stopp! . War hier offenbar nicht der Fall gewesen. Gaby wollte sich mal in der Szene umhören …
    »Wer weiß«, dachte Zankl, »die kennen sich bestimmt alle. Spare ich mir wenigstens die Fusselrecherche.« Er schnüffelte. Was war das? Er öffnete die Tüte und steckte seine Nase hinein. Klar, der Gummi. Ungewohnt. Aber gar nicht so übel.
    ARSCHBOMBE
    Müde flatterten die Absperrbänder im kühlen Aprilwind. Mader trat nahe an das betonierte Ufer des Eiskanals. Er hielt Bajazzos Leine kurz. Wieder hatte sich Astwerk am Gitter verfangen. Dafür war es auch da.
    Hummel rauchte und ließ den Blick über die zertrampelte Liegewiese wandern. Ab Mai würden sich hier dieBadegäste tummeln. Ob der Leichenfund die Leute vom Baden abhält? Na ja, die
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