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Isartod

Isartod

Titel: Isartod
Autoren: Harry Kämmerer
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Günther, Sie stellen sich mal bis vier Uhr früh in Thalkirchen auf den Campingplatz und ermitteln, und ich warte morgens auf Sie im Büro. Mal sehen, ob wir es dann mittags noch gemeinsam in die Kantine schaffen.«
    »Mader, ich weiß, dass Sie eine harte Nacht hatten. Aber erklären Sie mir das!« Er schob ihm einen Stoß Zeitungen über den Tisch.
    Mader sah gar nicht hin. »Was erwarten Sie? Da war schon ein Riesenauflauf, als wir ankamen. Da hatten alle bereits ihr Erinnerungsfoto gemacht.«
    »Das mein ich nicht.« Günther deutete auf die TZ . »Warum sind Sie den Typen, der die Leiche gefunden hat, so hart angegangen? Ein halbseitiges Interview. Und wir kommen nicht gerade gut weg.«
    Mader lachte. Günther kochte. Na klar, Mader wusste, was kommen würde: Günthers Nummer vom Image der Polizei, für das er verantwortlich zeichnet. Außenwirkung und so. Mader sah sich den Artikel an. Mit schönem Foto von Tscharly und Wotan.
    »Dieser Tscharly ist ein Exknacki«, erklärte Mader. »Ich schätze mal, Einbruch und Körperverletzung. Wir können uns gerne die Akte zusammen anschauen.«
    Im Büro nebenan rührte sich jetzt auch was. Hummel und Zankl trafen ein, beide mit Ringen unter den Augen. Günther beorderte sie in Maders Büro und richtete sich an alle: »Ich weiß, meine Herren, das ist kein schöner Fall, und die Presse wird ihn genüsslich breittreten. Nach der Polizeireform sind die Journalisten ziemlich scharf darauf, zu schreiben, dass die Polizei überfordert ist. Wirmüssen hier eine gute Figur machen! Dafür gibt es aber noch einen anderen Grund …« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »Der Oberbürgermeister hat mich angerufen. Persönlich. Er fürchtet, dass diese Wasserleiche das Image des Naherholungsgebiets Isarauen beschädigt. Der Oberbürgermeister sagte …«
    »Dem seine Sorgen möcht ich haben«, rutschte es Zankl heraus.
    Günther brachte ihn mit einem scharfen Blick zum Schweigen und platzierte eine eindeutige Botschaft: »Ich möchte, dass dieser Fall umgehend gelöst wird, die Leute sollen sich sicher fühlen, wenn sie dort draußen spazieren, in den Biergarten gehen oder zu Gast auf dem Campingplatz sind.«
    Mader zuckte mit den Achseln. »Jeder Mord ist schlecht für das Image dieser Stadt. Denken die Mörder leider nicht dran.«
    »Da haben Sie durchaus recht, Mader. Aber wenn der OB schon mal höchstpersönlich Interesse an unserer Arbeit zeigt, werden wir uns auch ein bisschen anstrengen. Ist das klar?«
    Mader lächelte. »Und wie sollen wir Ihrer Meinung nach vorgehen?«
    »Effizient und geräuschlos.«
    »Ich mein eher so personell. Wir haben hier noch ein paar andere Aufgaben.«
    »Das lassen Sie mal meine Sorge sein. Ich kümmere mich«, sagte Günther und rauschte aus dem Büro.
    WIRKLICH SCHÖN
    Dr. Fleischer hatte ganze Arbeit geleistet. Denn das Gesicht der Wasserleiche sah jetzt wieder menschlich aus. Dr. Fleischer entfernte auch noch den Rest des Leichentuchs. »Aber Vorsicht, nichts anfassen, die Nase ist nur mit zwei Stichen genäht. Damit Sie sich ein ordentliches Bild machen können.« Fleischer machte ihren Job mit Leidenschaft und gab den Kollegen einen Einblick in ihre bisherigen Erkenntnisse: »Todeszeitpunkt: geschätzt so vor vier bis sechs Wochen. Wegen der Waschhaut. Todesursache: Fraktur der oberen Halswirbel. Aber kein Schlag, kein Sturz, kein Ertrinken. Das ist sicher. Und dann haben wir noch die Narben und Striemen am ganzen Körper. Auch älteren Datums. Ich tippe auf sadomasochistische Praktiken. Dazu passen auch die Strangulationsmale an den Extremitäten. Bemerkenswert: keine Fasern, keine spezifischen Spuren wie etwa von einem geflochtenen Seil. Auch keine Schnitte wie bei Kabelbindern. Kennt man ja von Entführungsopfern. Ich tippe mal auf Leder. Eine Streckbank vielleicht. Auch hier vielleicht eine dunkle Spielart von Erotik.«
    Hummel hakte ein: »Der Halswirbel. Wie ist das passiert?«
    Fleischer winkte ihn an einen freien Obduktionstisch. »Hummel, legen Sie sich bitte mal hier auf den Tisch.«
    Hummel sah sie schockiert an. Aber er tat, wie ihm geheißen, und legte sich auf den Obduktionstisch.
    »Mader, Sie ziehen unten an den Füßen, Zankl, Sie oben an den Händen. Aber nicht zu fest.« Sie umfasste Hummels Kopf und deutete eine plötzliche seitliche Bewegung an. Hummel ahnte den Schmerz schon und verzog das Gesicht. »Bei einer derartigen plötzlichen Bewegung sind zwei Halswirbel gesplittert, und die Frau war vermutlich sofort
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