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Isartod

Isartod

Titel: Isartod
Autoren: Harry Kämmerer
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nix. Der Wotan.« Er tätschelte den riesigen Kopf des riesigen Hundes.
    »Und dann?«
    »Hab ich ihn gesehen.«
    »Wen?«
    »Ja, den Arm.«
    Zankl nickte. »Und dann haben Sie uns gleich angerufen?«
    »Ja, freilich.«
    Jetzt übernahm Mader wieder: »Haben Sie immer ein Handy dabei, wenn Sie mal kurz Gassi gehen?«
    »Sowieso. Du weißt ja ned, was für a Gschwerl da unterwegs ist. San eh schon lauter Ausländer am Platz.«
    »Okay, das war’s dann«, sagte Mader trocken. »Wenn wir noch Fragen haben, melden wir uns.«
    Mader war bereits auf der Türschwelle, als er sich noch mal umdrehte. Wie Columbo. »Ach, Tscharly, kann ich mal kurz Ihr Handy sehen? Wegen der Anrufzeit fürs Protokoll.«
    »Warten S’, des …«
    Blitzschnell hatte sich Mader das Handy geschnappt.
    »Hei, was wird des? Derfan Sie des?«
    »Ich darf«, sagte Mader und tippte sich durchs Menü. Galerie. Der weiße Arm im schwarzen Wasser. Gespenstisch erhellt vom Handyblitz. Mehrfach. »Souvenir, Souvenir«, murmelte Mader und löschte die Bilder.
    »Des gibt Ärger!«, zischte Tscharly.
    »Des is mir so was von wurscht«, sagte Mader und tippte sich mit dem Finger ans Jochbein, dahin, wo Charly die Knastträne hat.
    Draußen am Kanal. Immer wieder Blitzlichter. Inzwischen waren die Kollegen mit dem Sarg eingetroffen und bugsierten unter Dr. Fleischers fachkundiger Anleitung die Dame ins kalte Bett aus Zink.
    Wo etwas zu Ende geht, fängt etwas anderes an. Die Ermittlungen. Mader verteilte die Rollen. Hummel durfte sich die Gaffer vorknöpfen, und er selbst widmete sich mit Zankl den Leuten auf dem Campingplatz. »Vielleicht war ja in den letzten Wochen irgendwas Besonderes. Vielleicht eine Party. Wo man sich ein paar Ladys kommen lässt.«
    Zankls Einwurf »Klar, mit Unterwäsche für 500 Euro« ließ Mader unbeantwortet verhallen. Aber viel Hoffnung hatte auch er nicht.
    Und von wegen wilde Partys. Gesehen hatte natürlich niemand wen oder was. Also etwas, was aus der Reihe fiel im entspannten Camperleben. Mader und Zankl erfuhren nur Dinge, die sie nicht wirklich interessierten: Wer hier mit wem was hat und wie oft. Wer hier säuft oder wer sich Katzenfutter kauft, obwohl er gar keine Katze hat. Wer zu faul ist, in der Nacht bis zum Sanitärgebäude zu gehen, und hinter den Wohnwagen bieselt. Ein feines Netz aus perfiden Verdächtigungen, gespeist von Langeweile und Alkohol, geknüpft von alteingesessenen Dauercampern wie Tscharly.
    »Und das ist der Normalzustand«, resümierte Zankl. »Was ist dann hier zur Wiesn los?«
    »Ausnahmezustand«, sagte Mader.
    Beim Auto trafen sie Hummel. Die Schaulustigen waren weg. Die Leiche war weg. Aber auf der Liegewiese brannte immer noch das Flutlicht. Die Spurensicherung und die Taucher suchten alles im und rund um den Kanal ab. Hummel lehnte am Kotflügel und rauchte.
    »Und, Hummel?«, fragte Mader. »Haben Sie was erfahren?«
    »Ja, über die menschliche Natur. Die stehen da und gaffen, malen sich aus, wie die Frau zu Tode gekommen ist. Als wär’s ein Film. Sonntagabend- Tatort . Und die Scheißfotografiererei. Mir glangt’s.«
    FAST SCHON TAG
    Hummel tigerte durch seine Wohnung. Er war hundemüde, konnte aber nicht schlafen. Für ein Bier war es aber sogar ihm zu spät. Oder zu früh. Die Uhr in der Küche zeigte Viertel nach vier. Er holte ein kleines schwarzes Buch heraus und ließ die Mine des Kugelschreibers herausklicken.
    Liebes Tagebuch,
    Mann, war das ein Tag. Oder besser: eine Nacht. Statt Beate zu sehen und ein Bier in der Blackbox zu trinken, durfte ich mit Mader und Zankl eine durchweichte Wasserleiche anschauen. Die Sache mit der Hand! Wie ein Handschuh hat sich die Haut gelöst. Schon eklig. Und wir sind wieder mal raus aus der Komfortzone und stapften in kalter Nachtluft durch den Regen … Aber die Fleischer, die ist schon toll, beruflich. Wie sie da so stand in dem weißen Anzug. Wie eine Erscheinung! Wie sie gedampft hat unter den Tausend-Watt-Strahlern! Wie ein Vulkan …
    BELLA FIGURA
    »Schön, dass Sie auch mal vorbeischauen«, wurde Mader am nächsten Tag im Büro begrüßt.
    Mader musterte Kriminaloberrat Dr. Günther von oben bis unten und hängte seelenruhig seine Jacke an den Haken hinter der Tür. Er verwies Bajazzo auf seinen Platz und setzte sich. »Was verschafft mir die Ehre, Dr. Günther?«
    »Lassen Sie Ihre Witzchen. Warum kommen Sie erst jetzt um Viertel nach zehn? Und wo sind Hummelund Zankl? Die Mordkommission ist nicht besetzt!«
    »Wissen Sie was, Dr.
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