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Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Titel: Irgendwo da draußen - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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Entführungen vor?«
    »Das weiß ich nicht. Zum ersten Mal will Corinna entführt worden sein, als sie acht oder neun war. Damals hat sie uns nichts davon erzählt. Die Außerirdischen wandten eine Methode an, um die Erinnerung auszulöschen. Dann passierte lange Zeit nichts. Erst vor etwa einem Jahr setzten die Entführungen wieder ein. Seitdem allerdings regelmäßig. Manchmal kamen die Außerirdischen alle paar Wochen, unter Umständen sogar an mehreren Nächten hintereinander.«
    »Und wie genau, äh, liefen die Entführungen ab?«
    »Sie konnten überall stattfinden, im Auto, im Supermarkt, meistens jedoch, wenn Corinna im Bett lag, abends oder nachts. Sie sah ein Licht, das durchs Fenster kam, und dann spürte sie, dass sich jemand im Raum befand. Sie redete von kleinen grauen Wesen, die sie beruhigten und ihr sagten, dass alles in Ordnung sei.«
    »Die Wesen sprachen deutsch?«
    »Es funktionierte telepathisch, Corinna hörte Stimmen in ihrem Kopf. Sie wollte nicht mitkommen, zumindest später nicht, als sie wusste, was passieren würde. Sie versuchte, sich zu wehren, sträubte sich gegen die Entführung, doch die kleinen grauen Wesen duldeten keinen Widerstand. Sie lähmten sie in gewisser Weise, ohne sie zu betäuben. Corinna bekam mit, wie sich ihr Körper vom Bett erhob und durchs Zimmer schwebte. In diesem Zustand konnte sie durch geschlossene Fenster oder Wände fliegen. Corinna erzählte, dass sie ihr Haus von oben gesehen habe, ja, die ganze Stadt. Die Wesen brachten sie zu einem Raumschiff, wo verschiedene Untersuchungen und Experimente durchgeführt wurden. Nach diesen Prozeduren, die mehrere Stunden dauern konnten, haben die Außerirdischen meine Schwester wieder in ihrem Bett abgesetzt.«
    Ich war sprachlos. Die Geschichte klang so verrückt, dass ich nicht wusste, wie ich mit ihr umgehen sollte. Mit Dieben, Betrügern und Mördern kannte ich mich aus. Aber wie verhielt sich ein professioneller Geisterjäger?
    »Glauben Sie nicht, dass Corinna das alles nur geträumt hat, dass sie von Halluzinationen geplagt wurde?«
    »Dass sie psychisch krank war?«, führte Katja Lahrmann-Tiemen meinen Gedanken brutal zu Ende. »Ja, selbstverständlich habe ich das gedacht. Und ich habe ihr geraten, sich um Hilfe zu bemühen, zu einem Psychiater oder Psychotherapeuten zu gehen. Das hat sie auch getan. Nur – man konnte nichts feststellen. Corinna war definitiv nicht geisteskrank. Sie war eine fleißige Studentin, bis zu ihrem Tod hat sie zielstrebig an ihrer Doktorarbeit geschrieben. Auch in anderen Dingen des täglichen Lebens hat sie umsichtig und kompetent gehandelt. Keinesfalls machte sie den Eindruck einer psychisch labilen oder geistig verwirrten Persönlichkeit. Das ist ja das Seltsame.«
    »Merkwürdig«, murmelte ich.
    »Nicht wahr«, bestätigte Lahrmann-Tiemen.
    »Sind die Entführungen niemandem aufgefallen? Ich meine, wenn Ihre Schwester aus dem Supermarkt schwebte, muss das doch für einigen Wirbel gesorgt haben.«
    Meine Besucherin schüttelte den Kopf. »Die Außerirdischen vermeiden jedes Aufsehen. Sie wollen nicht entdeckt werden. Fragen Sie mich nicht, warum! Wenn das Entführungsopfer mit anderen Menschen zusammen ist, benutzen die Außerirdischen eine Technik, die meine Schwester Ausschalten nannte. Das heißt, die Augenzeugen werden in eine Art Trance versetzt und können sich später an nichts erinnern. Um Ihnen ein Beispiel zu geben: Corinna erzählte von einer Autofahrt, die sie mit drei Kommilitonen gemacht hatte. Plötzlich, ohne erfindlichen Grund, lenkte der Fahrer das Auto an den Straßenrand. Und dann sah meine Schwester auch schon dieses Licht auf sie zukommen. Während der ganzen Phase, die der Entführung vorausging, konnte sie ihre Mitfahrer beobachten. Sie saßen mit offenen Augen, aber anscheinend ohne etwas zu bemerken, neben ihr. Als Corinna wieder zu sich kam, waren zwei Stunden vergangen. Die drei anderen fühlten sich benommen und waren fest davon überzeugt, eine längere Pause gemacht zu haben.«
    »Verstehe«, sagte ich.
    Sie guckte mich wütend an. »Heucheln Sie kein Verständnis! Ich erwarte nicht, dass Sie das glauben, was ich Ihnen erzähle. Ich glaube es ja selbst nicht. Ich gebe nur wieder, was meine Schwester mir berichtet hat. Sie hat versucht, mich davon zu überzeugen, dass das alles wahr ist, und ich habe abgeblockt. Unsere Beziehung hat darüber einen Bruch bekommen, Corinna hat sich von mir zurückgezogen. Das ist einer der Punkte, die ich mir heute
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