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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen
Autoren: Matha Grimes
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etwas über den äh, über das Opfer wissen? Maples heißt er, Billy Maples.« Mr. Lewis blickte grimmig drein. Auf diesen Mord während seiner Dienstzeit hätte er gut verzichten können. »Ich kann Ihnen bloß sagen, dass er heute Nachmittag eingecheckt hat, so etwa um zwei Uhr. Ich habe kurz im Computer nachgesehen, bevor ich heraufgekommen bin. Ich wusste ja, dass etwas Schlimmes passiert war.«
    Chilten nickte. »Und weiter?«
    »Als Wohnort hat Mr. Maples Chelsea angegeben. Hier, bitte. Ich habe es Ihnen zusammen mit der Telefonnummer aufgeschrieben.« Lewis hielt einen Zettel hoch. Genau so eines lag auch hier neben dem Telefon. Er blickte zwischen Chilten und Jury hin und her, unsicher, wer von beiden zuständig war.
    Jury machte eine Kopfbewegung zu Chilten hinüber.
    Chilten nahm den Zettel. »Noch etwas, Mr. Lewis. Die Zimmer hier auf dieser Etage – Sie nennen sie Studios, nicht? Die sind bestimmt ganz schön teuer, was?«
    Lewis zuckte die Schultern. »Ja, ich denke schon. Dieses hier ist das First-Class-Studio. Dann gibt es noch das Deluxe, das kostet etwas mehr. Sie haben aber auch mit die beste Aussicht auf London. Wie Sie sehen können.« Er machte eine ausladende Geste in Richtung Dachterrasse. Sie traten hinaus und genossen den Ausblick, der sich von hier oben bot.
    Ausblick mit Leiche, dachte Jury. Trotzdem war es wunderschön: auf der einen Seite der Kirchturm von St. Paul, auf der anderen die Spitze des Fernsehturms. London bei Nacht. Einfach umwerfend. Er lächelte über das Häusermeer hinweg.
    »Ich selbst habe die Buchung nicht vorgenommen, kann mich aber nach etwaigen Details erkundigen.«
    »Wenn Sie so gut wären. Leisten konnte er es sich, nehme ich mal an, seinem Anzug nach.« Chilten sah zu der Leiche hinunter, als wollte er sie wieder zum Leben erwecken, nur damit er sich nach dem Anzug erkundigen konnte. »So einen habe ich in einem Schaufenster in der Upper Sloane Street gesehen. Beschaffen Sie mir alle Informationen, inklusive Telefonlisten. Sämtliche von hier getätigten und entgegengenommenen Anrufe. Ein Handy haben wir noch nicht entdeckt, obwohl so ein feiner Schnösel wie der bestimmt eins bei sich hatte.«
    Jury lächelte, als er den Ausdruck »Schnösel« hörte. Wie lange war es her, dass er ihn zuletzt gehört hatte?
    Chilten nickte dem stellvertretenden Geschäftsführer abschließend zu. »Das wär’s dann vorab. Danke.«
    Mr. Lewis empfahl sich.
    Phyllis stand auf und streifte die Handschuhe ab. Sie zitterte in der kalten Abendluft. »Ich würde sagen, es ist vor einer guten Stunde etwa passiert, das kommt ungefähr hin. Zwei Stunden wäre zu reichlich angesetzt. Aber den Zeitrahmen kennen wir ja, nicht?«
    »Das Abendessen kam etwa um neun Uhr herauf, behauptet dieser Gilbert –«
    »Snow, Sir. Um neun Uhr, stimmt.«
    »Und der Kaffee dann gegen zehn.«
    Ron nickte und blätterte kurz in seinem Notizbuch.
    Wie viele Seiten konnte der um alles in der Welt denn bereits vollgeschrieben haben, wenn er lediglich eine Viertelstunde vor Jury hier eingetroffen war?
    »Okay. Snow, der Kellner, bringt um neun das Essen rauf, unser junger Freund Benny dann den Kaffee –« Erneuter Blick auf seine Notizen. »Um zehn oder zehn nach zehn. Er ist sich nicht absolut sicher, weiß aber, dass das ungefähr hinkommt –«
    »Entschuldigung, Sir.«
    Benny stand zusammen mit dem alten Kellner dicht neben Jury.
    »Gil meint grade, Ihnen entgeht da was ganz Wichtiges.« Dies brachte Benny in einer Abfolge von etwa einem Dutzend getrennter Silben hervor, wahrscheinlich um ganz sicherzugehen, dass Chilten und Jury die Wichtigkeit erkannten. »Sagen Sie’s ihnen, Gil.«
    Gilbert Snow war weit über sechzig, hatte traurige Augen und eine leicht blässliche Gesichtsfarbe und schien, wenngleich keineswegs korpulent, sich doch in der Hotelküche gut durchgefuttert zu haben.
    »Also, das war etwa so: Der junge Herr bestellt sich sein Abendessen, und ich bring es ihm rauf. Dann sagte er, er will Kaffee, aber der sollte so etwa um zehn gebracht werden. Kaffee für zwei Personen wollte er, für zwei. Darauf hat er extra Wert gelegt.«
    Jury sagte: »Dann erwartete er also jemanden.«
    Benny nickte. Gil ebenfalls. »Na ja, könnte man doch annehmen, oder?«
    Jury überlegte, weshalb Snow den Kaffee nicht selbst heraufgebracht hatte, bohrte jedoch nicht weiter, sondern hob sich die Frage für später auf. Falls Chilten ihm nicht zuvorkam. Was der jedoch nicht tat. Hatte er vielleicht bereits. Der
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