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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei
Autoren: Schubert Stefan
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Notarzt und eine Rettungsambulanz standen bereit, und auch ein Allradlöschfahrzeug der Feuerwehr war bereits für alle Eventualitäten angefordert worden.
    Das SEK parkte abseits des Zielhauses, um den Überraschungseffekt bei einem Zugriff nicht unnötigerweise bereits im Vorfeld aus der Hand zu geben. Das Team stieg aus und setzte die Helme auf. Die Schusswesten trugen die Männer bereits, um bei einer plötzlichen Eskalation der Lage sofort einsatzbereit zu sein. Das hier war nun ihr Spielplatz, und sie rissen die Führung der Aktion sofort an sich.
    Das Eintreffen eines vermummten SEK erregte immer Aufsehen, aber gerade hier in der Provinz war die Faszination dieser Einheit überdeutlich zu spüren. Nicht nur von den Schaulustigen flogen ihnen respektvolle, bewundernde Blicke zu, auch die Beamten des Streifendienstes konnten sich der Wirkung nicht entziehen. Vor allem die Kolleginnen schienen besonders anfällig für diese Gefühle zu sein. Es hat offenbar seine Berechtigung, dass SEK-Angehörige bei Polizeipartys und Behördenfesten als Womanizer berühmt und berüchtigt sind.
    Natürlich schmeichelte diese Anerkennung Toni und seinen Kameraden, doch nun stand der Einsatz im Mittelpunkt ihres Denken und ihre ganze Konzentration gehörte jetzt dem durchgedrehten Serben. Dies war einer der Momente, für den sie monatelang, ja oft jahrelang über ihre Leistungsgrenze hinaus trainiert hatten. Der Ernstfall war eingetreten, und offenbar stand ein Wohnungssturm bevor. Angst verspürten die Männer nicht, sie freuten sich eher auf ihren Einsatz. Und je anspruchsvoller der Auftrag wirkte, umso größer war die Motivation, diese Herausforderung zu meistern.
    Dieses gemeinsame Handeln, das taktische Vorgehen als Gruppe, das antrainierte blinde Verständnis untereinander stellte für viele SEKler ein weiteres Argument für ihre Berufswahl dar. Deswegen waren sie bei einem Spezialeinsatzkommando gelandet und versauerten nicht hinter irgendeinem Schreibtisch.
    Der Auftrag »Eindringen in eine Wohnung« war eine der Königsdisziplinen jeder Spezialeinheit. Denn es erforderte höchste Konzentration, einen bewaffneten Täter auf fremdem Terrain aus seiner eigenen Wohnung zu holen. Meistens rechnete der Gegner schon mit einem polizeilichen Einschreiten und konnte daher Fallen für die vorrückenden Polizisten bauen und verstecken. In jeder Schublade, hinter jedem Kissen oder unter einem Tisch konnte eine tödliche Waffe lauern. Je größer, je gefährlicher die Herausforderung war, desto angespannter und entschlossener gingen sie in den Einsatz.
    Aus sicherer Entfernung beobachteten die Männer des SEK das Haus von Sascha K. Das Ganze wirkte allerdings eher wie eine massive Gartenlaube. Ein Flachbau mit einer winzigen Veranda, die von einem windschiefen Bretterzaun umgeben war. Der Serbe war der einzige Bewohner des Unterschlupfs, der keine 20 Quadratmeter groß war. Die Wohnungstür bestand aus billigster Presspappe, die jeder Baumarkt im Angebot führte. Knapp einen Meter links von der Tür befand sich das einzige Fenster des Gebäudes, dessen Fensterbank nicht mal hüfthoch war. Dies war zwar eine ideale Höhe, um schnell in eine Wohnung einzudringen, aber Tür und Fenster lagen aus polizeitaktischer Sicht zu eng beieinander. Denn der Überraschungseffekt war größer, wenn das Fenster seitlich oder gegenüber der Tür lag. Noch besser wäre eine größere Wohnung, deren Zimmer und Türen auseinanderlagen, sodass ein langsames, kontrolliertes Eindringen möglich war. Hier blieb nur die Option eines schnellen Eindringens, der Überrumpelung.
    Der Gruppenführer nahm Kontakt mit der örtlichen Einsatzleitung auf, das Gespräch brachte jedoch keine neuen Erkenntnisse. Nach wie vor war es den Beamten nicht gelungen, Sprech- oder Sichtkontakt mit Sascha K. herzustellen. Es war nicht auszuschließen, dass der psychisch kranke Mann sich selbst Verletzungen beibrachte, somit bestand eine hohe Gefährdung für den Serben selbst und für jeden, der sich in Saschas Reichweite befand. Die Einsatzleitung wusste nicht weiter und erteilte dem Spezialeinsatzkommando die Freigabe für den Zugriff. Eine Freigabe mit schwerwiegenden Folgen.
    Der Gruppenführer informierte daraufhin seine sieben Männer über den Einsatzbefehl. Über ihr taktisches Vorgehen waren sie sich schnell einig. Vier Mann sollten durch die aufzubrechende Tür eindringen, während zeitgleich die drei übrigen die große Fensterscheibe einschlagen und auf diese Weise ins
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