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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman
Autoren: Josie Litton
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bezeichnet?«
    »Ja, das vermute ich. Jedenfalls ist die Londoner Gesellschaft ganz verrückt nach ihm. Aber Sie haben mir noch nicht verraten, wie Ihnen das Gedicht gefällt.«
    »Es ist sehr – lebendig.«
    »Tatsächlich?«
    »Und romantisch. Die Leute sagen doch, es sei romantisch, nicht wahr? Ebenso wie der Verfasser.«
    »Ach, die Leute behaupten alles Mögliche. Mich interessiert Ihre Meinung, Kassandra.«
    «Also, ich glaube, der Mann ist ziemlich von sich eingenommen. Aber da ich mich auf die Begegnung mit der Londoner Gesellschaft freue, werde ich lieber verschweigen, welchen Eindruck ich von ihm gewonnen habe.«
    »Sehr diplomatisch«, bemerkte Royce grinsend.
    »Deuten Sie an, Sie würden Lord Byron ebenso wenig schätzen wie ich?«
    »Sollte er seine Selbstgefälligkeit jemals ablegen, wird er vielleicht etwas Lesenswertes schreiben.«
    »Darauf werde ich nicht atemlos warten. Wie auch immer, es beruhigt mich, dass ich mit meiner Meinung über Byron nicht allein dastehe… Da ich gerade davon rede – wie unhöflich von mir, Sie in der Halle stehen zu lassen. Die Dienstboten sind schon wach. Vorhin habe ich ihre Stimmen in der Küche gehört. Sicher können wir sie um eine Kanne Tee bitten.«
    »Oh, eine Prinzessin, die das Personal um etwas bittet ?«
    »Soll ich die Leute ersuchen, auffordern, beauftragen?«, seufzte sie. »Offenbar muss ich noch viel lernen.«
    »Nein«, erwiderte er leise und beobachte, wie die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster auf Kassandras volle Lippen fielen. »Mir wäre es lieber, Sie würden nichts dergleichen lernen.« Galant bot er ihr seinen Arm.
    Sie saßen im kleinen Salon, dessen Fenster zum Garten hinausgingen. Als Alex eintrat, stand Royce auf. »Hoffentlich verzeihst du meinen Besuch zu so früher Stunde. Aber ich muss unbedingt mit dir sprechen.«
    Leger in eine Hose und ein weißes Batisthemd mit offenem Kragen und hochgekrempelten Ärmeln gekleidet, wirkte Alex ruhig und gelassen. Aber es gab nichts, was seinen scharfen Augen jemals entgehen würde. Das wusste Kassandra nur zu gut.
    »Du bist natürlich immer willkommen, Royce«, beteuerte er. »Wie ich sehe, hast du meine Schwester bereits kennen gelernt.«
    »Ja, wir haben uns selber vorgestellt«, erklärte sie ungeniert. »Zweifellos ein schwerwiegender Verstoß gegen das Protokoll… Aber wir haben es überlebt. Wie fühlt sich Joanna?«
    »Großartig. Das behauptet sie zumindest. Und wie ich zugeben muss – so sieht sie auch aus. Sie ist bereits wach. Sicher würde sie sich über deine Gesellschaft freuen.«
    Damit wurde sie etwas zu offenkundig weggeschickt. Aber sie nahm an, es wäre tatsächlich eine wichtige Angelegenheit, die Royce am frühen Morgen hierher geführt hatte. Und so gern sie das Gespräch auch mit anhören würde – sie war dazu erzogen worden, die Wünsche der Männer stets zu respektieren. Deshalb nickte sie, erhob sich und strich ihren Rock glatt. »Dann will ich mit ihr Tee trinken und von Frau zu Frau reden – selbstverständlich über keine ernsthaften oder bedeutsamen Themen, denn das würde unsere kleinen Gehirne zu sehr anstrengen.«
    »Benimm dich, du freches Mädchen!« mahnte Alex und küsste ihre Wange.
    Dann begleitete er sie zur Tür. Dort drehte sie sich zu Royce um, der noch immer nicht Platz genommen hatte und ihren Blick erwiderte. »Es hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen, Lord Hawkforte.«
    Mit ihrer Bemühung um die britischen Etikette entlockte sie ihm ein Lächeln. Aber noch bevor Alex die Tür hinter ihr schloss, wusste sie, dass sein Amüsement sofort verfliegen würde.
    Irgendetwas stimmte nicht mit diesem England, in das sie soeben gereist war – etwas, das Alex und Royce ihr verheimlichen wollten. Das versuchten sie gewiss in der besten Absicht. Doch sie würden es nicht schaffen. Sie würde herausfinden, worum es ging – eher früher als später. Sonst würde sie das Ziel nicht erreichen, das sie verfolgte. Ihr eigenes Ziel. Deshalb war sie hierher gekommen. Und wenn sie auch noch so viele Hindernisse überwinden oder Wagnisse eingehen musste – es würde ihr gelingen, denn es war sehr wichtig.
    Joanna saß im Bett, als Kassandra das Schlafzimmer betrat. Tatsächlich, die Schwägerin sah trotz der fortgeschrittenen Schwangerschaft wundervoll aus. Das widerspenstige honigblonde Haar wurde einigermaßen von Seidenbändern gezähmt, die zum spitzenbesetzten Nachthemd passten. Eifrig wühlte sie in einer silbernen, mit der Morgenpost gefüllten
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