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Innswich Horror (German Edition)

Innswich Horror (German Edition)

Titel: Innswich Horror (German Edition)
Autoren: Edward Lee
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nur üppig war, sondern überdies nicht durch ein Korsett eingezwängt schien. Der Respekt, den ich für meinen christlichen Glauben hegte, rief mir die Worte ins Gedächtnis, die Jesus über die Lust gesagt hatte, aber nicht schnell genug, um rechtzeitig den Blick abzuwenden.
    »Wie sagt man in England so schön?«, meinte mein Freund kichernd. »Das ist eine wandelnde Milchbar.« Dann beugte er sich weiter zu mir herüber und fügte diskret hinzu: »Aber da ist noch etwas Seltsames, das diese kleine Stadt an sich hat.«
    »Und das wäre?«
    »Das ist mein Ernst, Mann. Ich habe in meinem Leben noch nie so viele schwangere Frauen an einem Ort gesehen.«
    »Schwan…«, setzte ich an, und als ich einen weiteren, wenngleich deutlich diskreteren Blick hinüberwarf, entging mir auch der deutlich gewölbte Bauch der Frau nicht mehr. »Das ist ja ein Ding. Sie scheinen recht zu haben.«
    »Wenigstens vierter oder fünfter Monat, und das ist auch nicht der erste Braten in ihrem Ofen.«
    Ich sah ihn entgeistert an. »Wie in aller Welt können Sie das mit Bestimmtheit sagen?«
    Er stieß mich grinsend mit dem Ellenbogen in die Seite. »Sie haben ihre Titten doch gesehen. Die sind immer noch prall gefüllt vom letzten Kind.«
    Das unkultivierte Gerede machte mich ganz nervös, da ich es ganz und gar nicht gewöhnt war. »Aber wie haben Sie das gemeint, als Sie sagten, Sie hätten noch nie so viele …«
    »Diese Stadt … Das ist mein voller Ernst. Ich würde wetten, dass ich wenigstens ein Dutzend schwangere Frauen gesehen habe, seitdem ich hier bin, und ich kann Ihnen verraten, dass die meisten davon echte Hingucker sind.«
    »Also wirklich … Aber das ist doch etwas Gutes, wenn Sie mir diese Meinung erlauben. Die Regierung ist weise, die Fortpflanzung seit der Spanischen Grippe 1918 zu fördern. Wir haben damals eine halbe Million Menschen verloren, sagt man, und fast alles waren junge Männer.«
    Garret nickte ernst. »Und direkt danach verloren wir – wie viele? – einige Hunderttausend weitere Männer in diesem teuflischen Krieg gegen die Hunnen. Ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Amerika braucht mehr Geburten, insbesondere wenn wir auf einen neuen Krieg gegen Deutschland zusteuern, was viele zu glauben scheinen.«
    Ich war mir meiner Gedanken hinsichtlich dieses Themas nicht sicher, aber ich neigte dazu, den Autoritäten zu vertrauen. »Doch der Präsident hat kürzlich erst seine Neutralität hinsichtlich des europäischen Krieges erklärt.«
    »Ich muss Ihnen gestehen, dass mich das nicht wirklich beruhigen kann. Sie erinnern sich, was passiert ist, direkt nachdem Deutschland und Russland den Nichtangriffspakt unterzeichnet hatten? Russland ist in Finnland einmarschiert. Und glauben Sie auch diesem Briten Neville Chamberlain kein Wort. Frieden in unserer Zeit? Hitler zieht der Welt einen Schleier vor die Augen. Und was machen die Japaner in der Zwischenzeit? Sie marschieren in der Mandschurei ein.«
    »Beten wir zu Gott, dass die Menschen eine diplomatische Lösung finden können.« Es lag in meiner Natur, mich nicht an politischen Diskussionen zu beteiligen, aber der Mann hatte einige Argumente genannt, die bewirkten, dass ich mir ziemlich naiv vorkam. »Aber um auf unser vorheriges, falls nicht zu derbes Thema zurückzukommen, das möglicherweise ein wenig zu weltlich, dass wir fruchtbar sein und uns vermehren sollen …«
    »Ja, so wie es im Buch der Bücher steht. Und ich sage Ihnen«, fuhr er fort, »ich war nicht gerade erfreut, dass der Kongress den Comstock Act außer Kraft gesetzt hat – wann war das? Letztes Jahr?«
    »Nein, nein, das war ’36, und da sind wir erneut einer Meinung, William. Verhütungsmittel sollten illegal bleiben, wenn sie nicht von einem Arzt zur Vermeidung einer Krankheit verschrieben worden sind. Ein offener Markt für derartige Dinge wäre ja so, als wolle man die Natur umgehen …«
    »Und Gottes Wille, wenn Sie mir die Bemerkung erlauben würden.«
    »Aber natürlich«.« Doch dann sahen wir einander an und lachten. »Nicht gerade eine alltägliche Unterhaltung, was?«
    »Nein, mein Freund, das ist sie nicht, aber es ist dennoch anregend, auf jemanden zu treffen, der meine Grundsätze teilt«, erwiderte er.
    »Das sehe ich genauso. Ich vermute, dass Sie Ihre Suche nach Ihrem Freund Poynter nun wieder aufnehmen möchten. Ich werde mir im Hilman ein Zimmer nehmen und dann einen Spaziergang machen. Dabei halte ich natürlich die Augen nach Ihrem Freund offen. Wie wäre es, wenn wir
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