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Industriepampe: Wie die Kunstprodukte unser Körpergefühl blenden (Ernährungs- und Bewegungsbibliothek)

Industriepampe: Wie die Kunstprodukte unser Körpergefühl blenden (Ernährungs- und Bewegungsbibliothek)

Titel: Industriepampe: Wie die Kunstprodukte unser Körpergefühl blenden (Ernährungs- und Bewegungsbibliothek)
Autoren: Dr. Anja Dostert
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der Werbung im TV und auf Plakaten ständig vor die Nase gehalten. Alles wird optimiert, die Fast Food-Schnellrestaurants sind ein gutes Beispiel: Sparmenüs sorgen dafür, dass wir auch noch die zuckerhaltige Cola zum Burger kaufen. Die Produkte spielen meisterhaft auf der Klaviatur der menschlichen Körpersensoren, das Gehirn kann fast nicht mehr anders, als nach Mehr zu schreien. Die durchdachten und über Jahre optimierten Angebote lösen jede Bremse im Kopf. Kantinen und Restaurants setzen ebenfalls häufig auf die Produkte der Industrie, da dies die Arbeit erleichtert. Glutamat ist ein zuverlässiger Koch.

Eine Lobby für das Fett
    Für die Industrie ist es lukrativ, wenn möglichst viele Menschen übergewichtig sind. Übergewichtige verzehren mehr Kalorien, sie geben damit auch mehr Geld für Nahrung aus. So kann man auch bei stagnierender Bevölkerung den Umsatz an Lebensmitteln erhöhen. Durch die steigenden Raten von Übergewicht geht diese Rechnung für die Industrie auf. Auch Light-Produkte fügen sich nahtlos ins Konzept, denn davon essen die Menschen noch mehr als von herkömmlichen Produkten. So ist die Herstellung schmackhafter Nahrung für die Industrie aus zwei Gründen von Vorteil: Diese Nahrung fördert den Mehrkonsum und damit gleichzeitig das Übergewicht, welches wiederum den Umsatz der Zukunft sichert.
    Darf man die Nahrungsmittelindustrie mit einem Drogenhändler vergleichen? Der Gedanke liegt nahe, wenn man die Effekte der hochkalorischen Nahrung auf das Belohnungssystem des Menschen mit den Effekten der Drogen vergleicht. Die Industrie füttert Menschen (am liebsten Kinder) mit Produkten an, die süchtig machen. Zumindest sprechen zahlreiche Indizien der Wissenschaftler dafür.
    Es ist bemerkenswert, mit welcher Hartnäckigkeit und Finesse die Industrie dafür gesorgt hat, die Ampelkennzeichnung der Lebensmittel zu verhindern. Von den Verbrauchern in England wurde die Ampel als leicht verständlich wahrgenommen. Immerhin wären so viele der süchtig machenden Dickmacher gekennzeichnet gewesen, das hätte durchaus das Potenzial gehabt, die Ernährung der Menschen zu verändern. Niemand schaut auf die Rückseite der Verpackung, aber ein Rotlicht auf der Vorderseite hätte so manchen Einkaufskorb verändert. Nicht ohne Grund haben die Lobbyisten alles gegen diese Ampel getan. Die Lebensmittelindustrie hat sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt. Vorne auf der Packung will kein Konzern die schöne Welt aus dem geschönten Produktfoto mit Qualität-suggerierenden Begrifflichkeiten durch ein Stopp-Symbol stören lassen.
    Wirbt die Industrie mal mit Angaben zum Zucker- oder Kaloriengehalt auf der Vorderseite des Produktes, dann tut sie das pro Portion. Die gewählten Portionen sind winzig und haben mit den normalen Verzehrsgewohnheiten nicht viel zu tun. Niemand isst nur eine Handvoll Chips, die meisten Menschen sind froh, wenn sie es schaffen die Tüte wegzulegen, bevor sie leer ist.
    Die Lebensmittelampel hätte den Verzehr der hochkalorischen, schmackhaften und glutamathaltigen Lebensmittel unter Umständen etwas bremsen können. Die rote Ampel ist ein Symbol, das genau wie das Stoppschild von allen Menschen unmissverständlich verstanden wird, sie erreicht in ihrer Symbolik sogar das Unterbewusstsein. Nur: Sinkende Raten von Übergewicht kann die Nahrungsmittelindustrie nicht gebrauchen! Schlanke Menschen essen deutlich weniger, da sie einen geringeren Tagesbedarf haben. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Auch die Pharmaindustrie hat von der gegenwärtigen Entwicklung nur Vorteile, sie kann ihre Medikamente gegen das metabolische Syndrom absetzen: allen voran die Cholesterinsenker, gefolgt von Tabletten gegen Bluthochdruck sowie Medikamenten zur Behandlung von Diabetes.
    Verbraucher haben keine Lobby, Verbraucher können nur ihr Bestes tun, sich im Supermarkt nicht verführen zu lassen und eine möglichst günstige Wahl zu treffen. Dazu braucht man Zeit, Wissen und eine gute Lesebrille.

Was tun?
    Der beste Ernährungsratschlag aller Zeiten ist möglicherweise, keine Ernährungsratschläge zu befolgen. Dieser Rat ergibt sich aus der einfachen Beobachtung, dass sich zahlreiche Ratschläge der Vergangenheit als falsch oder wirkungslos erwiesen haben. Vor lauter Ratschlägen hören immer weniger Menschen auf ihren Körper. Können wir uns auf unsere somatische Körperintelligenz verlassen? Die These dieses Buches ist: Ja, wenn wir unseren Körper nicht durch Produkte mit fehlerhaften
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