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Industriepampe: Wie die Kunstprodukte unser Körpergefühl blenden (Ernährungs- und Bewegungsbibliothek)

Industriepampe: Wie die Kunstprodukte unser Körpergefühl blenden (Ernährungs- und Bewegungsbibliothek)

Titel: Industriepampe: Wie die Kunstprodukte unser Körpergefühl blenden (Ernährungs- und Bewegungsbibliothek)
Autoren: Dr. Anja Dostert
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skeptisch. Auch dazu kann man ganz einfache Versuche machen: Druckt man in einem Versuch das magische Wort „light“ auf ganz normale Schokolinsen, essen Testpersonen bis zu 50 Prozent mehr. Der Konsum von Diätprodukten verleitet uns dazu, von dem Lebensmittel mehr aufzunehmen. Das vermeintlich leichte Lebensmittel erleichtert das schlechte Gewissen. So kann die Industrie über Lightprodukte den Gesamtkonsum ankurbeln und mehr verkaufen.
    Und wenn man eine Diät macht? Zwangsweise Unterbrechungen der Nahrungsaufnahme animieren ebenfalls zum Mehressen. Die Erfolgsquote von Diäten liegt bei etwa drei Prozent. Die anderen 97 Prozent geben nach kurzer Zeit auf und stopfen dann erstmal die entbehrte Nahrung in sich hinein. Künstliche Limitierung machen sich auch Unternehmen zu Nutze: So macht ein Hersteller von Schokolade eine „Sommerpause“. Ein New Yorker Bäcker, der für seine Croissants in Doghnutform bekannt wurde, limitiert sein tägliches Angebot bewusst auf 200 Stück - viel zu wenig für das große und trendbewusste New York.

Die Ernährungsberater
    Ernährungsberater wollen den Menschen im Kampf gegen das Übergewicht helfen. Lebensmittel sollten bekömmlich sein. Kein Tier käme auf die Idee, etwas zu essen, das es nicht mag oder nicht verträgt. Der Appetit ist uns gegeben, damit wir ihn verwenden. Die Industrie manipuliert und stimuliert den menschlichen Appetit. Auch Ernährungsberater und Diätanbieter wollen den Appetit manipulieren, allerdings in die entgegengesetzte Richtung. Die Vielfalt der Ratschläge, mit denen wir alle buchstäblich erschlagen werden, ist enorm.
    Viele Menschen reagieren auf diese Problematik, indem sie nicht mehr das essen, worauf sie Appetit haben, sondern etwas anderes. Darf ich Pommes essen? Nein, ich nehme besser einen Salat. Ein fettes Steak? Nein, ich wähle besser das magere Hähnchenfilet. Der Körper wünscht sich eisenhaltiges Rindfleisch und bekommt weißes Hühnerfleisch. Er möchte einen Apfel und bekommt eine Gurke. Er will Pommes Frites und bekommt eine Kartoffel mit Magerquark. So entsteht ein Konflikt im Inneren des Menschen, der meist mit Schuldgefühlen aufgeladen ist. Oft pendeln Übergewichtige zwischen zwei Zuständen hin und her: Entweder sind sie gerade auf Diät und versagen sich jeden Genuss, oder sie vergessen alle Ratschläge und verspeisen einkaufskörbeweise Industrienahrung. So entstehen Krankheitsbilder wie Binge Eating und Bulimie.
Ernährungswissenschaft
    Ärzte, Wissenschaftler und Ernährungsexperten versuchen, über Forschung und Studien nachzuweisen, wie man am leichtesten abnimmt, welche Lebensmittel gesund sind und wo die molekularen Ursachen des Übergewichts liegen. (Oder sie werden von der Industrie bezahlt, um nachzuweisen, dass Joghurt die Abwehrkräfte stärkt.) Viele Mythen von gesunden Lebensmitteln wurden in den letzten Jahren wieder entzaubert. Kaffee ist kein Wasserräuber, Spinat ist nicht besonders eisenhaltig, Fruchtzucker ist schädlich, Vitamine verkürzen teilweise die Lebenserwartung. Die Liste ist endlos.
    Die wissenschaftliche Forschung benötigt Jahre bis Jahrzehnte, um Wissen zu erringen, dass dann z.B. in Form von Medikamenten oder sinnvollen Ratschlägen an die Bevölkerung weitergegeben werden kann. Die Diätratschläge wechseln wie die Mode, immer sind die Begründungen logisch und nachvollziehbar, die Konzepte widersprechen sich. In Band 2 dieser Serie kann der interessierte Leser dies nachlesen ( Die verrückte Geschichte der Diät ).
    Über Essen und Nahrung wird viel behauptet. Haben Sie sich einmal überlegt, wie schwierig es ist, zum Thema Ernährung gute und aussagekräftige Informationen zu gewinnen?
    Da hat es die Pharmaindustrie vergleichsweise einfach, und auch deren Studien sind teuer und aufwändig in der Durchführung. Möchte man ein Arzneimittel auf seine Wirkung hin prüfen, so werden Probanden rekrutiert und in zwei Gruppen eingeteilt. Die beste Qualitätstufe hat die randomisierte Doppelblindstudie, in der weder Patient noch Arzt wissen, zu welcher der beiden Gruppen der Patient gehört. Die Zugehörigkeit zu den beiden Gruppen wird ausgelost. Man muss die Arzneimittelstudie sehr sorgfältig planen, damit man nachher auch sinnvolle Ergebnisse erhält. Das Anmelden der Studie verhindert, dass man die gestellte Frage im Nachhinein verändert, dies wäre nämlich eine einfache Möglichkeit der Ergebnisfälschung.
    Bei Nahrungsmitteln ist es viel schwieriger, gute Studieninformationen zu
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