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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte
Autoren: Mary Jo Putney
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gleiche Sprache, werden aber in verschiedenen Schriften geschrieben und gemeinhin als Hindustani bezeichnet.
    Einheimische Fürsten, der erste afghanische Krieg und Ereignisse, die bereits die Rebellion sechzehn Jahre später erahnen ließen: Für einen Autor ist das Material fast schon allzu reichlich. Obwohl die Beziehung zwischen Ian und Laura der Kern der Geschichte ist, habe ich dennoch versucht, den faszinierenden geschichtlichen Fakten als Hintergrund gerecht zu werden. Ich hoffe, Sie werden Ihre imaginäre Reise nach Indien genauso genießen, wie ich es beim Schreiben getan habe.

Alles hat seine Zeit,
    Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit;
    töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit, klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit;
    Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit; aufhören zu herzen hat seine Zeit;
    suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.
    Der Prediger Salomo, 3.1—3.8

Prolog
    Bombay, Hafen September 1841
    Ian Cameron hätte sein einziges Auge nicht gebraucht, um Bombay wiederzuerkennen; allein der Geruch hätte ausgereicht, Indien zu identifizieren. Als der Schoner langsam in den Hafen glitt, wurde seine Nase von den Aromen der Gewürze, Blumen und dem schwachen, doch immer darunter lauernden Gestank des Verfalls attackiert. Die lebhaften Farben waren nicht minder intensiv. Die leuchtenden Rot- und Goldtöne waren nach den sanften Schattierungen der See fast ein Schock für das Auge.
    Das Schiff krängte in ein Wellental, und Ian packte die Reling mit seiner linken Hand. Die lauten Geräusche und das lebendige Treiben auf den Docks weckten in ihm die Sehnsucht nach der Stille der zentralasiatischen Wüste, die er durchquert hatte, nachdem er aus Buchara hatte entkommen können. Er hatte sich so auf das nackte Überleben konzentrieren müssen, daß er die subtilen Laute der Wüste nicht hatte schätzen können, die ihn sanft auf seine Rückkehr ins Land der Lebenden hatten vorbereiten wollen.
    In den nachfolgenden Wochen mit seiner Schwester Juliet und deren Ehemann Ross hatte es ihn immense Kraft gekostet, seine Beherrschung nicht zu verlieren, sich Scherze abzuringen und vorzugeben, er litte unter nichts, was sich nicht mit ein wenig Zeit und ein paar anständige Mahlzeiten kurieren ließe. Doch trotz all der Mühe hatte er starke Zweifel, daß er überzeugend gewesen war. Und er hatte sich fast unverschämt erleichtert gefühlt, als die Zeit kam, endlich allein nach Indien zu seinem Regiment zurückzukehren.
    In Gedanken versunken rieb Ian sich die schwarze Klappe, die sein rechtes Auge verdeckte, dann fuhr er sich mit der Hand durch sein kastanienbraunes Haar. Sein Kopf schmerzte, aber nicht so stark wie sonst. Vielleicht lag es daran, daß er endlich wieder in dem Land war, das für ihn die meiste Zeit seines Erwachsenenlebens Zuhause bedeutet hatte. Die letzten zwei Jahre in der Hölle, hatte er sich nichts mehr gewünscht, als nach Indien und zu seiner Verlobten zurückkehren zu dürfen.
    Georgina. Goldhaarige, anmutige Georgina, das begehrteste englische Mädchen in Nordindien. Ian bemerkte, daß sich sein Herzschlag beschleunigte, sowohl aus freudiger Erwartung als auch aus ängstlicher Spannung. Er zwang sich, tief und ruhig zu atmen, bis die Furcht abebbte. Mehr als Indien, mehr als seine Freunde brauchte er nun den Anblick Georginas, brauchte er sie in seinen Armen. Dann würde er wirklich gesund werden.
    Seine Fingerknöchel wurden weiß, als seine Hand die Reling fester umklammerte. Mit Gottes Hilfe würde er es schaffen.

Kapitel 1
    Baipur, Station nördliches Zentralindien
    Wieder Alpträume. Mit einem unterdrückten Aufschrei fuhr Laura in ihrem Bett hoch. Eine Hand schlug noch nach dem Moskitonetz, das sie umgab. Zitternd vergrub sie das Gesicht in ihren Händen.
    Als die Furcht langsam nachließ, machte sie sich in bitterer Ironie selbst Vorwürfe, daß sie sich von den Alpträumen derart aus der Fassung bringen ließ,
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