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Indigosommer

Indigosommer

Titel: Indigosommer
Autoren: Antje Babendererde
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wenn man Alec glauben darf. Das ist nur was für Surfer und Naturfreaks. Drei Wochen können ziemlich lang werden, wenn es oft regnet und man nicht mal ins Kino oder tanzen gehen kann.«
    La Push? Der Name des Ortes kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich wusste nicht, woher. Später, als ich allein in meinem Zimmer war, fuhr ich meinen Laptop hoch und googelte. Ich fand, abgesehen von der Homepage der Quileute-Indianer, die in La Push lebten, auch etliche Werwolf-und Vampirseiten und da fiel es mir wieder ein. Vor einem Jahr ungefähr hatte meine Freundin Sanna mir ein Buch ausgeliehen, das ich unbedingt lesen sollte: »Bis(s) zum Morgengrauen« hieß es und es handelte von einem Mädchen, dass sich in einen schönen Vampir aus der Kleinstadt Forks verliebt. Ich hatte mir die englische Ausgabe, »Twilight«, gekauft und sie an drei Abenden verschlungen. Im Buch kam auch ein Indianerjunge vor, der irgendwann im Laufe der Geschichte zum Werwolf wurde. Und der kam aus La Push.
    »Twilight« hatte einen wahren Vampirwahn ausgelöst, von dem ich allerdings verschont geblieben war. Ich war mehr der bodenständige Typ. Die Welt der Blutsauger war mir fremd, genauso wie die Welt des Surfens.
    Letzteres hatte ich immer mit Sonne, blauem Meer, weißem Sand und Palmen in Verbindung gebracht. Die Küste am Nordpazifik wurde auch Regenküste genannt. Dass hier irgendwo ein Surferparadies sein sollte, konnte ich mir nur schwerlich vorstellen.
    Immerhin, ich war neugierig geworden. Allerdings nützte mir das wenig. Ich würde keine Gelegenheit bekommen, Alec Turner als Surfgott auf einem Brett stehen zu sehen. Denn wenn er auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwendet hätte, mich mitzunehmen, hätte er mich längst gefragt.
    Von den sichtbaren Vorbereitungen auf den geplanten Surftrip bekam ich nur mit, dass Alec unermüdlich auf einem zerschrammten Skateboard übte und sein offensichtlich neues Surfbrett hin und wieder liebevoll berührte. Es war weiß mit blauem Rand und einem blauen Streifen in der Mitte und lehnte in der Doppelgarage an der Wand.
    Einmal wollte ich mein Fahrrad aus der Garage holen und beobachtete, wie Alec über sein Surfbrett streichelte. Ich versteckte mich hinter einem Werkzeugregal und wünschte glühend, ich wäre dieses Surfbrett und Alec würde mich nur halb so verliebt ansehen und berühren.
    Mit meiner Fantasie und meinen romantischen Sehnsüchten war ich ein hoffnungsloser Fall, da machte ich mir nichts vor. Ein Seufzer entfuhr mir und Alec entdeckte mich. »Hi«, sagte ich verlegen, senkte den Kopf, ging rasch zu meinem Fahrrad und schob es nach draußen. Beinahe konnte ich ihn spüren, den verwunderten Blick, mit dem Alec mir hinterherschaute.
    Ich hatte eigentlich gar keine große Fahrradtour geplant, aber jetzt radelte ich gedankenverloren durch die Gegend, landete irgendwann am Hafen und sah zu, wie die Möwen sich von den Touristen mit Pommes füttern ließen. Es war einer der seltenen sonnigen Tage in Seattle und die meisten Leute hatten gute Laune. Nur ich nicht. Schon bald schmerzten meine Ohren vom verrückten Kreischen der Möwen und dem Stimmengewirr der vielen Menschen.
    Nicht, dass ich mir, was Alec und mich betraf, wirklich Hoffnungen gemacht hätte. Aber dass er und Janice drei Wochen mit ihrer Surferclique nach La Push fahren wollten, bekam ich nicht aus dem Kopf. Ich würde währenddessen mit ihren Eltern allein im Haus sein. In der kurzen Zeit, die ich jetzt hier war, hatte ich in der Stadt noch keine Freunde gefunden. Ohne Janice und Alec würde ich mir verloren und einsam vorkommen. Auch in einer amerikanischen Großstadt konnten drei Wochen sehr lang werden.
    Als ich gegen Abend verschwitzt vom Radfahren nach Hause zurückkehrte, spielte Alec mit einem Kumpel vor der Garage Basketball. Die beiden waren so in ihr Spiel vertieft, dass sie mich zuerst gar nicht bemerkten. Alecs Freund spielte mit freiem Oberkörper. Es sah so aus, als hätte er ein weißes T-Shirt an: Arme und Hals braun, Schultern, Brust und Waschbrettbauch noch käseweiß. Seine schulterlangen braunen Locken tanzten bei jedem Sprung.
    Schließlich entdeckte Alec mich. Er fing den Ball und trat zur Seite, damit ich das Rad in die Garage schieben konnte. »Hi Midget«, sagte er. »Das ist Josh.«
    »Hi.« Josh musterte mich von oben bis unten. Ich trug kurze Kakishorts und ein eng anliegendes Top, das jetzt zwischen meinen Brüsten und auf dem Rücken schweißnass war. »Alec hat von dir erzählt«, sagte
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