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In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh
Autoren: C. E. Lawrence
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Riemen seines Lederranzens straffte sich, und sein Kiefer mahlte.
    »Ich brauche Ihr Versprechen«, wiederholte Lee.
    François schüttelte sich wie ein nasser Hund. »Also schön – ich versprech’s.«
    »Gut.«
    »Und überhaupt kenne ich da ja gar nicht jeden«, murmelte er. »In diesem Haufen kommen und gehen ständig irgendwelche Leute.«
    »Tja«, sagte Butts, »wir versuchen, jeden ausfindig zu machen, der an jenem Abend dort war.«
    Detective Rodriguez hatte diesbezüglich bereits einiges erledigt, etwa Quittungen von Kreditkarten dazu benutzt, Klubgäste aufzustöbern. Allerdings hatten einige Gäste ihre Getränke bar bezahlt.
    »Das Problem ist, dass sich fast niemand daran erinnert, sie gesehen zu haben. Und die paar, die es möglicherweise taten, hatten keinen guten Blick auf den Typen, mit dem sie sich unterhielt.«
    »Sonst noch was?«, fragte François, sichtlich begierig darauf zu gehen.
    »Nö«, meinte Butts. »Detective Rodriguez hat Sie ja schon gefragt, ob Ihre Schwester Feinde hatte und solche Sachen.«
    »Aber Sie können doch nicht denken, das wäre das Werk von jemandem, der sie gekannt hat«, erklärte François und spielte mit zuckenden Fingern am Riemen seines Lederranzens herum.
    »Wir wissen es nicht«, sagte Lee. »Aber zu diesem Zeitpunkt ist es ein Fehler, über den Täter irgendetwas als gegeben anzunehmen.«
    »Zu diesem Zeitpunkt?«, widersprach François. »Was soll das heißen? Zu welchem Zeitpunkt wäre es denn akzeptabel – wenn noch jemand stirbt?«
    »Wir wollen genauso wenig wie Sie, dass das wieder passiert«, versuchte Butts, ihn zu besänftigen. Aber der Junge war in voller Fahrt.
    »Hören Sie mal«, sagte er. »Sie verlangen von mir zu versprechen, nichts auf eigene Faust zu unternehmen, und dann erzählen Sie mir was davon, keine Vermutungen anzustellen! Ich will Ihnen mal was sagen, Mann! Dieser Kerl hat gerade erst angefangen. Da braucht’s keinen Superwissenschaftler, um das zu kapieren.«
    »Ich stimme Ihnen zu«, meinte Lee.
    »Und wieso heften Sie sich dann nicht an seine Fersen?«
    »Genau das haben wir vor«, bemerkte Butts. »Wenn Sie uns jetzt entschuldigen würden, dann können wir mit unserer Arbeit weitermachen.«
    Wie elektrisiert sprang François vom Stuhl. Er steuerte auf die Tür zu, doch bevor er sie aufmachen konnte, hielt Lee ihn zurück.
    »Nur noch eine Frage.«
    François drehte sich um und sah ihn argwöhnisch an. »Was denn?«
    »Womit hatte Tesla recht?«
    »Ach, Sie meinen das hier«, sagte der Junge und deutete auf den Button auf seinem Ranzen.
    »Ja. Was bedeutet das?«
    »Nikola Tesla hat die Elektrizität entdeckt, nicht Edison. Aber der hat die Lorbeeren eingesackt und ist berühmt geworden.«
    »Tatsächlich?«, fragte Butts. »Und weshalb?«
    Gereizt zuckte François mit den Achseln.
    »Der übliche Scheiß – Politik. Tesla war ein Genie, doch Edison besser in Eigenwerbung. Tesla hat für ihn gearbeitet, Edison hat seine Arbeit aber verdammt noch mal nie anerkannt. Später hat er dann öffentlich Tiere mit Stromschlägen getötet, um zu beweisen, dass Teslas Wechselstrom gefährlich ist. So ein Arsch.«
    »So was«, grübelte Butts. »Das wusste ich ja gar nicht.«
    »Und womit hatte er nun recht?«
    »Mit dem Wechselstrom. Der war besser als Edisons Vorschlag, Gleichstrom. Das hat Edison aber nicht kapiert, weil nicht er der Mathematiker war, sondern Tesla. Darum hat er Tesla bekämpft, wo er nur konnte. Er hatte zwar vielleicht nicht die Wissenschaft hinter sich, dafür allerdings die öffentliche Meinung, und darauf kam es an.«
    »Tja«, seufzte Butts, »ist das nicht ziemlich oft so?«
    Worauf es jetzt ankam, war natürlich, den Täter zu fassen. Und der junge François Nugent hatte, was den Fall anging, genau ins Schwarze getroffen: Dieser Mörder hatte gerade erst angefangen.

KAPITEL 5
    »Na klar weiß ich, was Steampunk ist«, sagte Kathy Azarian.
    Sie saß mit angezogenen Beinen auf Lees Wohnzimmersofa in seinem Apartment im East Village und aß eine Birne. Er verstand nicht, wie Frauen so beweglich sein konnten. Seine Mutter hatte gemeint, ihre Gelenke seien nachgiebiger, damit sich die Hüften beim Gebären ausdehnen konnten – doch das rief einem das verstörende Bild einer Klapperschlange in den Sinn, die sich den Kiefer ausrenkt, um ihre Beute zu verschlingen.
    Er saß Kathy in dem roten Lehnsessel gegenüber. »Mein Gott, ich bin wirklich nicht mehr auf dem Laufenden.«
    »Stimmt, Liebling – aber das ist ja
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