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In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh
Autoren: C. E. Lawrence
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verträumt. »Schon okay. Alles wird gut.« Es war kein Schmerz in seinem Gesicht, nur Friede. Er versuchte, noch etwas zu sagen, aber ihm quoll nur Blut aus dem Mund. Seine Augen fielen wieder zu, ein letztes Mal, während das Leben aus seinem Körper wich.
    »François!«, schrie Lee, aber er wusste, es war zu spät. Er suchte am Hals des anderen Jungen nach einem Puls, doch vergebens. Seine Augen standen offen und starrten auf die tanzenden Flammen im Ofen des Krematoriums.
    Lee sah auf die beiden, wie sie ineinander verschlungen wie ein Liebespaar nebeneinanderlagen, für immer vereint im Tod. Der Anblick erfüllte sein Herz mit einer gähnenden Leere. Er hockte auf dem vom Blut von zwei jungen Männern glitschig gewordenen Boden und weinte.

KAPITEL 79
    »Scheiße«, sagte Butts. »Sie haben wahrscheinlich ’ne verdammte Gehirnerschütterung.«
    Sie befanden sich im hinteren Teil eines Krankenwagens, und noch immer donnerte der Regen wie Gewehrkugeln auf das Metalldach. Lee lag mit einer Infusionskanüle im Arm auf einer Trage, und Butts stand über ihm und sah durchnässt und elend aus. Seine Fliegermütze hatte er abgenommen, aber die Schutzbrille baumelte ihm jetzt um den Hals, ihre Gläser waren beschlagen.
    Butts wiederholte seine Befürchtung gegenüber der jungen Rettungssanitäterin, einer streng blickenden Schwarzen mit einem dicken, straff hochgesteckten Haarknoten und großen, leuchtenden Augen.
    »Er hat wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung, meinen Sie nicht? Er hat da ’ne üble Beule am Kopf.«
    Die Rettungssanitäterin zog eine Taschenlampe hervor und leuchtete Lee damit in die Augen. »Das ist es, was ich gerade festzustellen versuche.«
    Der konzentrierte Lichtstrahl ließ Lee die Augen zusammenkneifen und blinzeln. Sein Kopf hämmerte, und er presste einen Finger gegen die Schläfe.
    »Und? Was meinen Sie?«, fragte Butts, der ihr über die Schulter schielte.
    »Möglich«, sagte sie und fühlte Lee den Puls. »Tut Ihnen der Kopf weh?«
    »Ja«, antwortete er. »Tut er, um ehrlich zu sein.«
    »Das könnte aber auch von was anderem kommen, richtig?«, fragte Butts. »Zum Beispiel –«
    Die Sanitäterin wandte den Kopf und sah ihn an. »Detective, ich verstehe ja, dass Sie sich Sorgen um Ihren Kollegen machen. Aber es würde viel schneller gehen, wenn Sie mich die Fragen stellen lassen.«
    »Entschuldigung«, sagte Butts. »Ich wollte mich nicht einmischen.«
    »Ist Ihnen schwindlig?«, fragte sie Lee.
    »Ein bisschen, ja.«
    »Schlecht?«
    »Etwas.«
    »Sehen Sie verschwommen?«
    »Vorhin mal. Jetzt ist es besser.«
    »Waren Sie bewusstlos?«
    »Unmittelbar nach dem Unfall, ja.«
    »Wie lange?«
    »Das weiß ich nicht genau.«
    »Scheiße«, sagte Butts, ganz offensichtlich unfähig, sich zu beherrschen. »Klingt nach einer verdammten Gehirnerschütterung.«
    »Wir werden Sie eine Zeit lang unter Beobachtung halten«, sagte die junge Sanitäterin und schlüpfte nach draußen, um mit einem der gut einem Dutzend Beamten zu sprechen, die den Tatort inzwischen bearbeiteten. Butts war eine Viertelstunde nach der finalen Konfrontation eingetroffen und kurz darauf das, was nach der halben Polizeibelegschaft von Troy aussah.
    Lee starrte hinaus auf die rotierenden Rotlichter eines zweiten Krankenwagens. Ein anderer Sanitäter hatte sich unter den Torbogen gedrängt, wo er mit hochgezogenen Schultern gegen die Kälte an einer feuchten Zigarette zog.
    »Wie haben Sie es geschafft, mich wiederzufinden?«, fragte Lee.
    »Wir haben über GPS Ihr Handy geortet.«
    »Gute Idee. Clever von Ihnen.«
    Butts seufzte. »Ehrlich gesagt, war es Kriegers Idee.«
    Lee lächelte. »Typisch.«
    Die Tür des Krankenwagens ging auf, und Detective Krieger kam hereingeklettert.
    »Und, wie geht es Ihnen?«, fragte sie und blickte prüfend auf ihn hinunter. Sie trug noch immer ihr Ägyptologinnenkostüm und sah in ihrer Kakikluft nach wie vor umwerfend aus.
    »Mit mir ist alles okay«, sagte Lee.
    »Er hat eine Gehirnerschütterung«, sagte Butts.
    Lee ignorierte ihn und fragte: »Haben Sie den Unbekannten schon identifiziert?«
    »Sein Name ist David Adrastos«, antwortete Krieger. »Stammt aus einer wohlhabenden Familie. Der Vater hat sein Vermögen in der Schifffahrt gemacht. Der Junge hat allein in Riverdale gelebt. Wir haben ein Team hingeschickt, das gerade das Haus untersucht.«
    Ihr Handy klingelte. Sie zog es aus der Jackentasche und meldete sich.
    »Krieger hier.« Selbst in seinem benommenen Zustand konnte
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