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In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh
Autoren: C. E. Lawrence
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Handgelenk, drehte es schnell um, und der Pfahl polterte unverrichteter Dinge zu Boden. Bevor François einen anderen herausziehen konnte, befand er sich im Schwitzkasten, und die Stahlklinge eines Messers wurde ihm an die Kehle gedrückt.
    »Machen wir doch einen kleinen Spaziergang«, sagte sein Kidnapper und zerrte ihn zum Ausgang.
    All das hatte sich binnen weniger Sekunden abgespielt. Lee brauchte nur ein paar Sekunden mehr, um ihnen durch das Gewühl nachzusetzen, aber diese paar Sekunden dauerten eine Ewigkeit.
    Als Lee es endlich vor die Haustür geschafft hatte, war keine Spur von den beiden zu sehen. Er schaute sich um und suchte das Gelände nach irgendeinem Anzeichen von Bewegung ab. Es war jedoch eine dunkle Nacht, und er konnte nichts sehen. Dann hörte er vom Parkplatz her das Geräusch eines Autos, das angelassen wurde.
    Er spähte in die Dunkelheit und hoffte, den Streifenwagen mit dem Beamten aus Troy und Sergeant Quinlan zu entdecken. Als er sie nicht sah, traf er eine schnelle Entscheidung. Es blieb nur eines, was er tun konnte. Er hatte noch immer die Schlüssel zu Butts alter Klapperkiste in der Tasche, und so rannte er über den Fußweg zum Parkplatz. Mit zitternden Händen schloss er die Fahrertür des Chevrolet Caravan auf. Da er mit dem Türschloss nicht vertraut war, kostete ihn das weitere wertvolle Sekunden. Er bekam es genau in dem Moment auf, als ein dunkelblauer Ford Taurus mit quietschenden Reifen vom Parkplatz raste.
    Er warf sich hinters Steuer und ließ den großen Achtzylindermotor an, der stotternd und knallend ansprang. Gegen Panik ankämpfend, stieß er so unvermittelt zurück, dass er beinahe einen Geländewagen gerammt hätte. Dann folgte er der Ford-Limousine, die auf der 114th Street nach Osten jagte, und gab Vollgas, um sie einzuholen. Er hielt den Blick so starr auf die roten Rücklichter gerichtet, dass ihm die Augen tränten.
    Sein Handy klingelte, und er zog es aus der Westentasche.
    »He, was ist los?« Es war Butts.
    »Verfolge Verdächtigen auf der 114th Street ostwärts«, sagte Lee. »Er hat eine Geisel.«
    »Verdammt! Krieger ruft mich gerade. Bleiben Sie dran – wir kommen Ihnen nach!«
    »Womit? Ich habe Ihren Wagen.«
    »Scheiße! Warten Sie – Quinlan und der Polizist aus Troy sind eben vorgefahren. Wir folgen Ihnen im Streifenwagen. Schön an ihnen dranbleiben!«
    »Muss ich ja«, sagte Lee und warf das Handy auf den Sitz neben sich, als die Straße eine scharfe Linkskurve machte. Es war eine Wohngegend, und sie rasten an zweistöckigen Häusern mit Schindeldächern, weißen Lattenzäunen und Schaukeln vorbei. Der Ford legte an Tempo zu, und Lee trat das Gaspedal durch, um nicht zurückzufallen. Der schwere Chevrolet Caravan schlingerte und ruckelte, und Lee verfluchte Butts insgeheim, dass er so lange damit gewartet hatte, ihn mal zur Inspektion in die Werkstatt zu bringen. Immerhin hatte er mit seinen acht Zylindern vier mehr als der Ford. Zumindest was die Motorgröße anging, war Lee also im Vorteil.
    Die Gegend wurde jetzt ländlicher, mit vielen Bäumen und tief liegenden Feldern, die teilweise durch am Boden haftende Nebelbänke kaum zu erkennen waren. Weiter vorn ging rechts eine Straße ab, und die Limousine bog, scharf die Kurve nehmend, darauf ab. Lee tat das Gleiche und geriet ins Schleudern, als der Chevrolet Caravan um die Kurve schlitterte, knapp zwischen den beiden Steinsäulen rechts und links der Straße hindurch. Lee warf einen Blick auf das Schild an einer der beiden: Oakwood Cemetery.
    »So willst du das Spiel also spielen«, presste er zwischen den Zähnen hervor. Die dicht bewaldete Zufahrt zum Friedhof war eng – nur knapp zwei Fahrspuren breit –, und während er den Ford darauf verfolgte, kam Lee kurz der Gedanke, den anderen Wagen von der Straße zu drängen. Aber er verwarf ihn als zu riskant, François konnte dabei verletzt oder getötet werden. Er vermutete, dass derlei in Filmen immer einfacher aussah, als es im wirklichen Leben war.
    Die Zufahrt war lang, erst nach etwa achthundert Metern erreichten sie das eigentliche Friedhofsgelände. Er jagte dem Ford hinterher und fragte sich, was der Unbekannte im Sinn hatte. Was konnte er tun mit Lee auf den Fersen? Sein Handy klingelte wieder, und er griff danach, es gelang ihm jedoch nur, es dadurch in den Fußraum des Beifahrersitzes zu befördern.
    »Gottverdammte Scheiße!«, fluchte er und packte das Steuer mit beiden Händen. Er konnte nicht anhalten, um das Handy zu holen,
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